Cream / Wheels of Fire
Wheels of Fire
Cream, die erste "Supergruppe" bestand aus Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker, alle phantastische Musiker. Zum ersten Mal gab es keine Rhythmusgruppe (Bruce und Baker als solches zu bezeichnen, wäre Frevel!), auf den lautstarken Auftritten der Band improvisierten alle drei(!). Und einiges davon ist auf diesem Doppelalbum eingefangen. Eine der LPs war im Studio aufgenommen, die andere live im "Fillmore West" in San Francisco.
Auf der Studioplatte können die Songs von Ginger Baker nicht recht überzeugen und auch "Sitting On Top Of The world", das Booker T. Jones für Albert King geschrieben hatte liegt etwas daneben. Obwohl es Clapton vermeidet, die Gitarre von Albert King zu kopieren (was auch nicht möglich wäre) ist es vor allem der Gesang von Jack Bruce, der irgendwie nicht passt: Er hat einfach keine Bluesstimme! Einige der selbstgeschriebenen Songs ("White Room", "Politician") wurden erfolgreiche Hits, obwohl Eigenkompositionen nicht gerade die Stärke von Cream waren (Von "Sunshine Of Your Love" vom hervorragenden Vorgängeralbum "Disreali Gears" einmal abgesehen) - jedenfalls in den Studioversionen. Auffallend ist die Anzahl der verschiedenen zum Teil exotischen Intrumente und Klänge, die von dem Trio benutzt wurden, hier wird auch die Handschrift des Produzenten (Papparlardi) deutlich, der zudem manches selbst spielte.
Was Cream so einzigartig machte war das Interpretieren von Eigen- und Fremdmaterial auf der Bühne. Die Liveplatte hat mit Robert Johnson's "Crossroads" und Willie Dixon's "Spoonful" zwei absolute Highlights zu bieten. "Crossroads" wurde zum archetypischen Clapton-Sound und so erfolgreich, dass Jahre später Lynyrd Skynyrd eine Version vorlegten, die mehr von Cream als von Johnson beeinflusst schien. Auf "Spoonful" mit seinen fast 17 Minuten zeigten Cream exemplarisch, wie man einen Song nur als Thema (Einleitung und Ende) nimmt, um dann loszuimprovisieren (heute würde man wohl "jammen" sagen). Dies ist ihnen geradezu brilliant gelungen. "Traintime" fällt etwas ab, während "Toad" beweist, welch hervorragender Schlagzeuger Ginger Baker ist, obwohl sein Solo doch etwas zu lang geriet.
Aus heutiger Sicht weiß man, dass Cream unzählige andere Bands beeinflusst haben, kaum eine dieser Gruppen erreichte jedoch das musikalische Niveau von Clapton, Bruce und Baker als psychedelisches Blues-Rock Power Trio. Übrigens ist die Klangqualität der Liveplatte ausgezeichnet, etwas das 1968 gar nicht selbstverständlich war!
Spielzeit: 84:52, Medium: Do-CD, Polydor, 1968
1:White Room 2:Sitting on top of the world 3:Passing the Time 4:As you said 5:Pressed Rat and Warthog 6:Politician 7:Those were the Days 8:Born under a bad sign 9:Deserted cities of the Heart 10:Anyone for Tennis 11:Crossroads 12:Spoonful 13:Traintime 14:Toad
Manni Hüther, 12.02.2001