Crimson Falls? Das klingt nach amerikanischer Kleinstadt in einem Horrorfilm, nach scheinbarer Idylle, die jäh zerstört wird. Könnte zu Death Metal passen. Die stilistische Umschreibung zu gleichnamiger Band liest sich dann auch wie folgt Melodic Death Metal/Deathcore.
Doch es handelt sich hierbei weder um US-Amerikaner noch um Schweden, wie man zunächst vermuten könnte, sondern um Belgier. Gegründet wurde die Truppe 2002 und neben zwei EPs "Ruins 2K5"( 2005) und "The Dead" (2008) gab es bereits zwei Longplayer, nämlich "The True Face Of Human Nature" (2006) und "Fragments Of Awareness" (2009).
Nun, 2013, folgt "Downpours Of Disapproval". Okay, hören wir also mal, was die belgischen Buben darauf für einen Krach machen.
Nach kurzem Anfangsgedröhne geht es richtig zur Sache. Wobei ich das eher dem Metalcore zuordnen würde, statt dem MeloDeath, obwohl die Gitarren noch relativ sauber klingen - die typischen Elemente, wie man so vor allem aus Göteborg kennt, kommen eher selten vor. Und für Deathcore ist die Stimme oft nicht guttural genug, finde ich. Doch darüber kann man unterschiedlicher Ansicht sein und auf die Schubladen soll es auch nicht ankommen.
Es wird also vorwiegend geprügelt und gebrüllt-gegrowlt (immerhin übertreibt es Wim nicht zu sehr damit). Das Lehrbuch 'wie baue ich einen Metalcore-Song auf' haben sie wohl studiert, nun, auch andere Sparten haben ihre Standards und typischen Elemente.
Aber sie können ebenso abweichen: beispielsweise im düsteren "How Much Does Life Weigh?". Hier gibt es einige ruhige Passagen und insgesamt gedrosseltes Tempo, was mir ganz gut gefällt. Inspiriert wurden sie dazu durch den Film "21 Grams".
Was ich sehr lobenswert finde: Zu jedem Text gibt es eine Erklärung im Booklet und eine Variation des CD-Titels, beispielsweise »Downpours Of Disapproval On Letting Go Your Loved Ones« bei "How Much Does Life Weigh?".
Andere Songs handeln z. B. vom dem Grubenunglück in Chile oder von Kinderschändern (Dutroux und Co. - in Belgien wohl immer noch Thema bzw. Trauma).
Das zeigt, dass die Musiker sich Gedanken gemacht haben, über sich, die Musikszene und die Welt allgemein. Gleichfalls wird hier nicht einfach blind drauflosgekloppt, sondern, trotz aller in Klänge gepackter Wut, gezielt und strukturiert vorgegangen. Also ist "Downpours Of Disapproval" nicht nur zum Abbau von Aggressionen gedacht, sondern soll gleichzeitig auch zum Nachdenken anregen. Sicherlich wird es einige (vorwiegend jüngere?) geben, die sich hier angesprochen und verstanden fühlen.
Bei mir persönlich trifft dies nicht zu. Ob das am "The Generation Chasm" liegt? Wobei ich denke, das ist nicht alleine eine Altersfrage. Wer auf traditionellen Metal steht, kann mit Crimson Falls wenig bis gar nichts anfangen. Selbst einige Anhänger modernerer Klänge könnten sich hier schwertun.
Reinhören ist die Devise, und falls als emotional und musikalisch passend empfunden: CD kaufen.
Line-up:
Wim Jacobs (vocals)
Kristof Damen (guitars)
Jeroen Fore (guitars)
Tom Trancez (bass)
Youri Seynhaeve (drums)
Tracklist |
01:Resurrection (5:33)
02:Downpours Of Disapproval (3:29)
03:How Much Does Life Weigh? (4:25)
04:Stillborn (5:35)
05:Testify (4:12)
06:Trapped (3:55)
07:Vengeance Is Mine (4:30)
08:Culture Of Cancellations (4:01)
09:The Generation Chasm (4:16)
10:Le Coup de Grâce (6:22) |
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