Crowded House / Intriguer
Intriguer Spielzeit: 40:17
Medium: CD
Label: Universal, 2010
Stil: Independent Pop

Review vom 02.07.2010


Wolfgang Giese
Etwas härter als gewohnt, mit 'schmurgelndem' Bass, leicht erinnert das vielleicht sogar an Sonic Youth(?), startet die Platte mit "Saturday Sun", das ich mir gut als Single-Auskopplung vorstellen könnte. Wabernde Keyboards sorgen für einen schwebenden Hintergrund und in die kraftvollen Gitarrenklänge ist dann noch eine Slidegitarre integriert. Als kleines 'I-Tüpfelchen' werte ich den Einsatz der Mandoline, der einen gewissen akustischen Gegenpart darstellt.
Ganz verträumt und verklärt kommt "Archer's Arms", ich vernehme einen kleinen Hauch der australischen Kollegen von The Church, aber nur kurz, denn dazu hat sich Crowded House doch mittlerweile ihren typischen Sound geschaffen. Und doch - nun höre ich, vornehmlich durch den Gesang, einen kleinen 'Ausflug' in Richtung David Bowie, aber das ist auch wieder schnell vorbei ...
Das zeigt erneut, wie verflochten Musik doch ist, dass oft Zitate und Annährungen zu hören sind. Hier sind es natürlich auch immer wieder die 'Fab Four', deren Musik man mit Sicherheit bewusst oder vielleicht auch unbewusst aufgesogen zu haben scheint. Die Handschrift Lennon / McCartney schimmert immer wieder einmal durch.
Darüber hinaus hat die Band schließlich eine längere, eigene Geschichte hinter sich gebracht, als sich 1985 aus Split Enz mit ihrem schrägen Sound Crowded House etablierte. Das gleichnamige, erste Album erschien 1986, und danach ist man eigentlich relativ faul geblieben, ist dies doch erst die sechste Veröffentlichung.
Nun gut, eine kurze Pause wurde auch zwischen 1993 und 2007 eingelegt. 1996 war das Ende auch offiziell. Zu jenem Zeitpunkt hatte die Gruppe ihren größten Erfolg mit der 1991 veröffentlichten Platte "Woodface" bereits hinter sich. Neil Finns Bruder Tim mischte seinerzeit auch dort mit. Wunderbare Kompositionen, fließende Harmonien und eine Reihe großartiger Songs waren das Ergebnis.
Davor hatte sich Crowded House einen Namen mit "Don't Dream It's Over" gemacht. Auf "Woodface" war es dann "Weather With You", das den Ruf der Band zementierte. 2007 dann das Comeback-Album mit "Time On Earth" und nun hat es wiederum drei Jahre gedauert. Nun, ein 'Knaller' wie "Woodface" ist es nicht geworden, soviel kann ich schon sagen. Allen Alben gemein ist jedoch diese unglaubliche Melodienvielfalt und diese großartigen Harmonien.
Dazu Kompositionen und Arrangements, die von hohem Können zeugen. Das sind keine oberflächlichen Titel, die den Hörer unvermittelt anspringen, es sind Feinheiten am Werk, die sich erst erschließen. Seien es zart eingeflochtene Orgelklänge ("Isolation") oder die dezent eingesetzte Pedal Steel, hier gepaart mit der Lap Steel, man höre hierzu Track zehn. Der bekannte amerikanische Musiker Greg Leisz ist dabei beteiligt worden. In "Either Side Of The World" wurde ein leichter Samba-Rhythmus geschickt verarbeitet.
Crowded House versteht es erneut, den Geist der Musik der vergangenen Jahrzehnte in ihren Kompositionen zu verarbeiten, jedes Jahrzehnt auf seine Weise repräsentierend. Das ist für mich Popmusik erster Güte, sozusagen 'erste Sahne'!
Ein neuer Hit ist wahrscheinlich nicht enthalten, trotz der Abwechslung hören wir eine Einheitlichkeit mit einem stark persönlichen Sound mit Wiedererkennungswert. Am ehesten dürfte, und dieser Eindruck bleibt, am meisten Aufmerksamkeit mit dem Eröffnungstitel "Saturday Sun" geschaffen werden. Ich drücke der Band die Daumen für eine noch lange währende Existenz und hoffe, dass Tim Finn wieder mitmischen wird, denn die beiden Brüder als Songschreiberteam sind für mich eine feste Bank!
Ach ja, es gibt von der neuen Scheibe noch eine Sonderausgabe, mit einer zusätzlichen DVD, mit 50 Minuten Laufzeit. Diese habe ich zur Rezension jedoch nicht vorliegen, erwähne es der Vollständigkeit halber nur.
Line-up:
Neil Finn (vocals, guitars, Korg microsynth - #1, Wurlitzer synthesizers - #2, ophgan - #3, 12 string guitar - #4, piano - #5, 7, 10, tremolo guitar - #6)
Nick Seymour (bass, background vocals, string part - #9)
Mark Hart (guitar, slide guitar - #1, background vocals, marxophone - #1, piano - #2, 5, 9 , bowed electric -#5, fuzz guitar - #8, lap steel - #10, harmonica - #10)
Matt Sherrod (drums)
Don McGlashan (mandolin - #1, tambourine - #4, acoustic guitar - #5, 10, euphonium - #7, electric guitar - #8, background vocals - #10)
Lisa Germano (violin - #2, 9)
Sharon Finn (background vocal - #2, 6)
Liam Finn (electric guitar - #5, 6)
Jon Brion (guitar, vocal sample - #7)
Jim Scott ( low piano, tambourine, shaker - #7, sleighbell - #9, elephant footsteps - #10)
Michael McClintock (violin - #9)
Greg Leisz (pedal steel - #10)
Tracklist
01:Saturday Sun
02:Archer's Arrows
03:Amsterdam
04:Either Side Of The World
05:Falling Dove
06:Isolation
07:Twice If You're Lucky
08:Inside Out
09:Even If
10:Elephants
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