Spielzeit: 59:29 Medium: CD Label: Trollzorn, 2014 Stil: Folk Metal Review vom 19.12.2014 Andrea Groh

Cruachain oder Cruachan, eigentlich Ráth Cruachain (altirisch für Ringwall) wird in der irischen Sagenwelt als Sitz von König Ailill mac Máta und Königin Mebd in Connacht angesehen. Hier sollen an Samhain (31.10.) die Toten aus der Anderswelt in unsere kommen. Geografisch wird Cruachan gleichgesetzt mit Rathcroghan, wo sich archäologischen Fundstätten befinden.

Der Begriff ist also tief in der (keltischen) Mythologie verwurzelt. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Band, die sich so nennt, Folk Metal spielt. Wobei Cruachan aus Dublin bereits 1992 gegründet wurden, somit zu den Vorreitern des Genres gehören.
Kommen wir an dieser Stelle zum geschichtlichen Teil: den Studioalben. 1995 erschien "Tuatha Na Gael", gefolgt im Jahr 2000 von "The Middle Kingdom" - mit dieser Scheibe habe ich die Band kennen- und schätzen gelernt, zugegebenermaßen später wieder ein wenig aus den Augen/Ohren verloren. Dennoch seien der Vollständigkeit halber noch erwähnt: "Folk-Lore" (2000), "Pagan" (2004), "The Morrigan's Call" (2006) und "Blood On The Black Robe" (2011).

Auch 2014 wird es wieder blutig, und zwar mit "Blood For The Blood God". Bei diesem Titel mögen manche an Debauchery denken, andere an "Warhammer 40.000". Doch um Chaoskrieger auf fernen Welten und Khorne geht es hier nicht (oder höchstens in dem Titelsong, Lyrics liegen mir leider nicht vor). Sondern, wie bereits zuvor, dreht sich textlich das meiste um keltische Mythologie, wobei es auch immer wieder Songs gab, denen Stories von J.R.R. Tolkien als Inspiration dienten. Das sind wohl noch Überbleibsel aus der Vorgängerband, die sich Minas Tirith nannte. Auf der aktuellen Scheibe ist es "Beren And Luthien".

Doch nun zum wichtigsten: der Musik. Diese startet erst einmal akustisch-melancholisch mit dem Intro "Crom Cruach" bevor mit dem Übergang zum zweiten und gleichzeitig titelgebenden "Blood For The Blood God" die Saiteninstrumente einsetzen. Was bei Cruachan dann nicht nur elektrische Gitarren, sondern auch Bouzouki, Banjo und mehr bedeutet. Schon die Erwähnung dürfte reichen, um engstirnige trve Metaller in die Flucht zu schlagen…
Wer bleibt, kommt zusätzlich in den Genuss von Geigen und Flöten. Trotz einiger Folkelemente ist die Musik hart und metallisch, ja durchaus kriegerisch. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Iren, die in keltischer Tradition denkend ihre Lederrüstungen anlegen, Schwerter umschnallen, vielleicht ein wenig blaue Farbe im Gesicht auftragen… wenn ich mir die Bandfotos anschaue, passen diese gut zu meiner Vorstellung.

Cruachan gehen trotz einiger (musikalischer) Wutausbrüche gezügelt und kontrolliert vor, mit abwechslungsreichen und variablen Songstrukturen. Meist marschieren sie recht flott, doch es gibt auch ruhigere Momente, kurzes Innehalten, gerade dann wenn, wie in "The Marching Song Of Fiach Mac Hugh", die folkige Seite die Überhand gewinnt - dies lobenswert unkitschig und nie zu pathetisch.
Keine Sorge… zwischen Flöte oder Geigen gibt es immer wieder aggressive Ausbrüche, zornige Vocals, treibende Riffs und hämmernde Drums. Gerade das Wechselspiel (der Emotionen) macht dabei den Reiz (für mich) aus.
"Blood For The Blood God" weiß zu überzeugen, man spürt, es fließt Herzblut für den Blutgott. Wer Begeisterung für Folk/Pagan Metal (mit irisch-keltischem Einschlag) mitbringt, sollte diese Scheibe zu schätzen wissen - wenn sie nicht schon längst auf dem Bestellzettel steht…

Line-up:
Keith Fay (vocals, electric guitar, acoustic guitar, keyboard, bouzouki, mandolin, banjo, bodhran)
Kieran Ball (electric guitar, acoustic guitar)
John Fay (tin whistle, low whistle, percussion)
Eric Fletcher (bass)
John Ryan (violin, cello, bowed bass)
Mauro Frison (drums, percussion)
Guests:
Barbara Allen (vocals)
Alex Shkuropatsky (galician bagpipe)