Cryptex / Madeleine Effect
Madeleine Effect Spielzeit: 50:29
Medium: CD
Label: SAOL/H'Art, 2015
Stil: Rock, Pop

Review vom 01.06.2015


Wolfgang Giese
Cryptex ist eine Band aus Niedersachsen, die seit ihrer offiziellen Gründung 2008 eine EP, eine DVD und eine CD veröffentlicht hat und nun mit ihrer zweiten, durch Crowdfunding finanzierten Platte aufwarten.
Nach Angaben des Masterminds der Band, Simon Moskon, sei die Musik als progressiver Folk Rock zu bezeichnen. Der Titel "Madeleine Effect" bezieht sich auf die Macht der Gerüche, mit der sich Dichter und Denker bereits seit einiger Zeit auseinander gesetzt haben. Geruch - das kann Erinnerungen und Emotionen auslösen. Möglicherweise ist das auch ein Anliegen der Band, dieses durch ihre Musik anzustoßen. Und dies erscheint angesichts dessen, was die Musiker bieten, auch nicht unbedingt abwegig.
Nach bereits einem ersten Hördurchlauf purzeln die Assoziationen spontan: Uriah Heep, Queen, Meat Loaf, T. Rex, David Bowie, Jethro Tull, Electric Light Orchestra. Daneben die Begriffe Bombast, Theatralik, Stadionrock. Die Einflüsse reichen zumindest bis in die Siebziger, einen Bezug zu den Zeiten davor mag ich nicht entdecken. Dazu gesellen sich auch noch ab und zu Einflüsse aus der E-Musik - man lausche einmal der Piano-Einleitung zu "A Quarter Dozen In Ounces".
Aber auch ruhig und verhältnismäßig minimalistisch Gestricktes runden, wie bei "Release My Body", die Vielfalt ab. Hier gefällt mir der Sound persönlich am besten, ist diese Harmonie hier doch sehr entgegenkommend. So ergeben sich ständig neue Eindrücke, die es zu verarbeiten gilt. Sind es vielleicht auch zu viele? Fehlt ein roter Faden, ein Gesamtkonzept?
Auf jeden Fall lässt sich mit Gewissheit behaupten, dass die Musik einen recht eigenständigen Charakter aufweist - allein dadurch, dass man sie nicht eindeutig zuordnen kann. So entfaltet sich vor uns ein bunter Reigen voller Eindrücke, die so bunt daherkommen und sich auch vom Eindruck her nicht ermüden - so, als schaute man durch ein Kaleidoskop. Dabei erschließt sich der Eindruck der Liebe zum Detail. Der gelegentlichen Opulenz wird dann auch wieder eine reduzierte Stimmung entgegengesetzt. Allen Songs ist die Feinheit und Bedachtheit der Arrangements gemein, die letztlich die Stärke ausmachen.
Etwas Weiteres fällt mir im Laufe der Hördurchläufe noch auf: Gesanglich geht es gelegentlich in Richtung Peter Hammill. Na also, da muss es doch noch mehr zu entdecken geben und ich bin mir sicher, dass jeder Hörerin/jedem Hörer genau dieses widerfahren wird, individuell angesprochen zu werden und eigene Assoziationen aufzubauen. Letztlich denke ich, ist diese Platte gelungen - wirklich gute und hochwertige Unterhaltung wird geboten!
Line-up:
Simon Moskon (vocals, keyboards, bass, piano and additional instruments, string, brass and choir arrangements)
André Jean Henri Mertens (lead & rhythm guitar, background vocals and additional instruments)
Marc Andrejkovits (rhythm guitar, bass, background vocals and additional instruments, accordion - #5)
Simon Schröder (drums & percussions, cajón, background vocals and additional instruments)
Kristof Hinz (drums, percussion)
Martin Schnella (mandolin - #9)
Tracklist
01:The Knowledge Of Being (4:23)
02:Ribbon Tied Swing (4:07)
03:When The Flood Begins (3:24)
04:Romper Stomper (1:45)
05:Stroking Leather (4:00)
06:Release My Body (4:40)
07:Madame De Salm (3:59)
08:Orange Blossom City Girl (3:45)
09:Melvins Coolercoup (6:25)
10:A Quarter Dozen In Ounces (4:23)
11:New York Foxy (4:48)
12:Anthem Of Glory (4:43)
(all music and lyrics by Simon Moskon)
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