Eine CD von Crystal Crow landet bei Frau Groh… was ich daran amüsant finde: Der Familienname bedeutet laut eigener Recherche dasselbe wie der englische Begriff, nämlich Krähe.
Krähe bzw. Raben assoziiere ich spontan mit Gothic (Gothic Rock, Metal etc.) - was unter anderem an dem großartigen Film mit Brandon Lee liegt. Und so vermute ich Gothic (Metal) als musikalische Ausrichtung von Crystal Crow - was zutrifft, auch wenn die Baden-Württemberger auf ihrer Facebook-Seite Doom/Dark Metal angeben - die Übergänge dazwischen sind fließend.
Sie erwähnen dort außerdem an Einflüssen unter anderem Bands wie Moonspell, Paradise Lost und The Vision Bleak - diese drei Namen geben recht gut Hinweis auf die musikalische Ausrichtung.
Nach einer Demo-EP ("Prophecy", 2000), der EP "Love Again" (2004) und "Unearth The Dark" (2006) folgt nun nach einer kleinen Pause "Once Upon A Midnight Dreary", wiederum als Eigenproduktion, was sich keineswegs bei der (Sound-)Qualität bemerkbar macht.
In gut 52 Minuten gibt es neun, von Markus Stock in der Klangschmiede Studio E ordentlich produzierte Songs. Auch beim Booklet gibt es nichts zu meckern, stilistisch stimmig in düsteren Farben werden zu den Lyrics passende Illustrationen geboten. Eine Krähe gibt es nicht nur auf dem Cover, sondern auch bei "The Raven", das (wie vermutet) das berühmte Gedicht von Edgar Allan Poe zitiert.
Erwartungsgemäß ist die Musik auf "Once Upon A Midnight Dreary" vorwiegend melancholisch-düster gehalten, melodisch-atmosphärisch meistens, stellenweise auch mal ein wenig kantiger und härter, dann kommt ein gewisser Einfluss aus der Melodic Death Metal-Ecke durch, was das Ganze angenehm auflockert.
Dirk 'Whych' Binders Stimme bewegt sich dabei in Richtung growlen/keifen, was mir recht gut gefällt. Häufig jedoch setzt er Klargesang ein, oft in gothic-typischer klagender Weise, gerade dann erinnert er schon etwas an Fernando Ribeiro (Moonspell). Die Übergänge zwischen den verschiedenen Gesangsarten gelingen ihm flüssig, er beweist damit, dass er mit Leichtigkeit ein breites Spektrum beherrscht.
Einen weiblichen Gegenpart - wie bei vielen Gothic Metal-Bands - gibt es nicht, wäre auch gar nicht nötig, er bringt alleine genug Abwechslung. Ebenso verzichtete man auf Keyboards. Crystal Crow agieren in einer recht schlichten Besetzung: Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Was nicht heißt, dass die Songs etwa langweilig sind. Es gibt melancholische und ruhige Momente, harmonische Parts und einschmeichelnde Melodien, dann wieder setzt die Rhythmussektion vorwärtstreibend ein oder es wird gar leicht aggressiv.
Die Reise durch die Stunden bis zur Mitternacht zeigt verschiedene Facetten der Dunkelheit, die 'Kristall-Krähe' fliegt durch unterschiedliche (emotionale) Regionen, die Nacht zeigt sich in abwechselnden Schattierungen, wobei stets ein gewisser Grundton an Düsternis vorhanden ist.
Auch wenn ihr Flug insgesamt elegant und fließend wirkt, so variiert er doch immer wieder, selbst innerhalb der einzelnen Etappen (Lieder). Es gibt viele Details zu erkunden, dennoch zerstört keines davon die Stimmigkeit des Ganzen.
Auch wenn ich auf der anderen Seite keinen Moment entdeckt habe, dessen Glanz alle anderen überstrahlt, der sich deswegen unauslöschlich ins Gedächtnis einbrennt, ist das auf "Once Upon A Midnight Dreary" Gebotene auf hohem Niveau und es gibt immer beindruckende und/oder erhabene Passagen.
Fans der oben genannten Bands (bei Paradise Lost möchte ich allerdings anmerken: Anhänger des Debüts dürften hier eher enttäuscht werden) sollten reinhören. Ebenso wer Musik mag, die sich im Spektrum von Dark Metal, (unkitschigem) Gothic Metal, Doom bis Melodic Death Metal bewegt, der zudem noch eine progressive Prise zugefügt wurde.
Line-up:
Dirk 'Whych' Binder (vocals)
Andreas Weßlwoski (guitars)
Sebastian Müßigmann (bass)
Ralf Braun (drums)
Tracklist |
01:No Place In Paradise (5:43)
02:Dorian Gray (5:26)
03:The Call (6:49)
04:World Of Lies (5:27)
05:The Raven (6:56)
06:New Tomorrow (4:23)
07:Dance Of Death (5:13)
08:The Beast Within (6:50)
09:Time Ends (5:31) |
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