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Es ist mal wieder ein verdammt schwerer Brocken, den uns Cult Of Luna da mit ihrem neuesten Werk "Eternal Kingdom" vor die Füße werfen. Doch wer sich durchkämpft und vor allem der Musik was abgewinnen kann, wird mit einem erstaunlich abwechslungsreichen Album belohnt. Eingängige, kurze, geradlinige und fröhliche Musik darf man allerdings nicht erwarten. Doch erst einmal von vorne.
Der ganze 'Spaß' beginnt mit kurzem Feedback-Gequietsche, welches direkt in den ersten Song "Owlwood" überleitet. Schon hier werden sich die Geister scheiden, denn die wenigsten werden den tiefen, verzerrten Gitarren, die schleppend ihre Riffs abarbeiten, plus den Hardcore-mäßigen, aber etwas abgedämpften Vocals und der sehr trostlosen Atmosphäre etwas abgewinnen können. Manchmal durchbrechen ruhige Momente diese Atmosphäre und immer wieder sind Melodien über den Gitarren zu erkennen, die das Ganze von der Stimmung her noch hoffnungsloser werden lässt. Ein leises Outro beendet dann gekonnt den Song, der durchaus charakteristisch für die ganze Platte ist.
Ähnlich beim nun folgenden Titeltrack, "Eternal Kingdom", bei dem erstmals das variable Schlagzeug auffällt, das perfekt auf die Songs passt, ohne Standard-Muster abzulaufen und überhaupt nicht störend in den oftmals relativ langsamen Passagen auffällt. Das Haupt-Riff leitet in einen fantastischen Mittelpart über, welcher sehr viel Raum lässt und einem die Freudentränen (wirklich Tränen der Freude?) in die Augen treibt. Der folgende Teil ist atmosphärisch kaum noch zu fassen und agiert jenseits von Gut und Böse, bevor der abschließende Part noch einmal alles an Härte drauf packt, was zu leisten ist.
Das darauf kommende "Ghost Trails" ist sehr passend bezeichnet. Allein schon die Melodie vom Anfang zeichnet wirre Bilder von Verlassenheit und Einsamkeit, bevor die Gitarren anfangen, immer mehr Raum einzunehmen, um das Stück langsam nach vorne zu schieben. Erste Hoffnungsschimmer machen sich in schnellen, Soli-artigen Gitarren-Passagen breit, die seltsam neben der Spur wirken und doch zu hundert Prozent passen. Ein reiner Doom-Abschnitt, der erst einmal den ganzen Song in einen ruhigen Teil kippen lässt, wird durchbrochen von dem mächtigen Organ des Sängers, das mit einem einzigen Schrei auf ein Weiteres massenhaft Nackenhaare hochstellen lässt, bevor das Lied dann nach knapp 11 Minuten mit einem letzten Aufbäumen gen Ende geht.
Das kurze (ca. zweieinhalbminütige) Interlude "The Lure" lässt eine weitere, interessante Neuerung im Sound von Cult Of Luna erkennen. In dieser ruhigen Komposition werden Blechbläser zum Einsatz gebracht, welche schon bei anderen Bands aus dem Genre-Umfeld wahre Wunder gewirkt haben (z.B. bei dem kurzen Einsatz eines Saxophons auf der letzten The Ocean-Platte). Mal schauen, ob sich dieses Element in den darauf folgenden 'richtigen' Songs wiederfinden lässt.
"Mire Deep" fängt mit verstörenden, Effekt-überladenen Klängen an, bevor die obligatorischen Gitarren wieder lostönen. Das Ganze entwickelt sich relativ vorhersehbar, bis schließlich bei ca. 4:00 ein weiterer grandioser, sehr hart ausgefallener Part sich herauszuschälen beginnt. Abrupt endet die Nummer und geht über in "The Great Migration". Wieder ein alles zermalmender Kotzbrocken, der so etwas wie Hoffnung und Freude gar nicht erst aufkommen lassen will und sich stattdessen seinen Weg direkt ins Herz des Hörers frisst. Einzelne Bass-Eruptionen durchbrechen den Raum und werfen alles, was sich ihnen in den Weg stellt, zu Boden.
Mit "Osterbotten" ist nun wieder ein kurzes instrumentales Zwischenspiel zu hören, welches vor allem aufgrund seiner sehr elektronischen Ausrichtung auffällt. Am Ende halten nur noch die Drums mit spärlich eingesetzten Melodien den Song, bevor die ersten Klänge von "Curse" ertönen. Ein ruhiger, sphärischer Beginn mündet in einem weiteren Herzklopf-Teil, der von den kurzen Soli und den berstenden Gitarren lebt und diesmal nicht von ruhigen Passagen unterbrochen wird. So bahnt sich die Nummer ihren Weg, bis langsam das Ende der Platte eingeläutet wird.
Und das hat es aber noch einmal in sich. Das dritte und letzte kurze Instrumental "Ugin" klingt wiederum seltsam distanziert und fern, wenn eine einsame Gitarre ihre Melodie in einem leeren Raum mit viel Hall erklingen lässt und das abschließende Finale "Following Betulas" herein bittet. Ohne große Umschweife geht es auch direkt zur Sache, der Song rammt den Hörer erst einmal frontal und wirft diesen durch den Raum, um dann abschließend auf ihm herumzutrampeln. Erst nach ca. zwei Minuten lässt er ein wenig ab, um noch mal bei einem gemäßigten Part Kräfte zu sammeln. Fantastische Melodien ertönen, durchbrochen von gigantischen Gitarren und kurzen Momenten der Stille, bevor endlich, wenn auch nur kurz, die quasi versprochenen Bläser auftauchen (in dem Fall nur Trompeten), um in einem Marschrhythmus, unterstützt vom Schlagzeug, den Song plötzlich zu Ende gehen zu lassen und den Hörer in die bedrückende Stille entlädt.
Man kann es nicht anders sagen, aber das neue Cult Of Luna- Album ist ein Meisterwerk geworden. Zugegeben, es ist eine sehr stimmungsabhängige Scheibe, die man nicht unbedingt an einem warmen Sommertag konsumieren sollte. Besser passt eine dunkle, verregnete Herbstnacht. Das tut der Qualität der Songs aber keinen Abbruch. Sie pendeln stets zwischen purem Hass, Weltuntergangs-Stimmung, Trauer und manchmal auch etwas Hoffnung. Dabei wurde bewusst, wie auch schon erwähnt, auf Abwechslung geachtet, damit die ewigen, schweren Gitarren nicht langweilig werden.
Auch das Cover-Artwork wurde, soweit ich das aufgrund meiner Download-Promo beurteilen kann, sehr fein ausgearbeitet und passt zur Musik. Ich hoffe das Booklet wird auch so toll bearbeitet sein und die Stimmung fördern.
Cult Of Luna-Fans dürfen also getrost zuschlagen, das neue Album stellt ein großes Highlight in der Diskographie dar. Empfehlen kann ich die Platte denjenigen, die von der letzten Neurosis-Veröffentlichung etwas enttäuscht und von der letzten The Ocean-Scheibe schlichtweg begeistert waren (auch wenn beide Bands nicht exakt den gleichen Still wie Cult Of Luna zocken). Als Einstiegsalbum in das Phänomen 'Postcore' ist die Platte aber nur bedingt geeignet, dafür ist sie einfach zu schonungslos und unerbittlich.
Line-up:
Johannes Persson (guitars, vocals)
Klas Rydberg (vocals)
Magnus Lindberg (drums)
Erik Olofsson (guitars)
Andreas Johansson (bass)
Anders Teglund (keyboard, electronics)
Fredrik Kihlberg (guitars, vocals)
Thomas Hedlund (drums, percusions)
| Tracklist |
01:Owlwood
02:Eternal Kingdom
03:Ghost Trail
04:The Lure (Interlude)
05:Mire Deep
06:The Great Migration
07:Osterbotten
08:Curse
09:Ugin
10:Following Betulas
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