Ja, sie sind zurück, Pioniere des britischen Prog Rocks: Curved Air. Seinerzeit unterschieden sie sich durch ihre Sängerin Sonja Kristina und den Geiger Darryl Way. Von der Urbesetzung ist neben Sonja Kristina heute aber nur noch der Schlagzeuger Florian Pilkington-Miksa dabei und der in frühen Jahren kurzzeitig aktive Gitarrist Kirby Gregory mischt ebenfalls mit. An der Geige ist nun ein Saxofon? Nee, Paul Sax heißt der Mann, der jetzt den Violinenpart übernommen hat. Man sollte ihn jedoch nicht als Ersatz für den berühmten Kollegen betrachten, denn sein Stil ist anders. Angenehm, und das vorweg, überrascht mich Gregory mit seinen harmonischen und flüssigen Gitarrenläufen. Weniger angenehm ist für mich der Einsatz von Sonja Kristina. Die Dame konnte mich mit ihrem Gesang schon seinerzeit nicht unbedingt vom Hocker reißen, doch nun trägt die mitunter brüchig wirkende Stimme nicht immer zum ansonsten positiven Gesamtbild der Musik bei.
Dieses Album enthält übrigens sieben ganz neue Songs, drei sind Remakes von Aufnahmen der ersten beiden Platten ("Puppets", "Situations", "Young Mother"). Dazu gibt es eine Neuaufnahme eines Stückes der Sängerin ("Colder Than A Rose In Snow") und der Rest besteht aus Coverversionen bekannter Titel.
Beim ersten Titel sind es die ineinander verflochtenen Melodienbögen, die den Geist der Anfangsjahre erwecken, gepaart mit Anleihen beim Jazz Rock und Musik der Canterbury-Szene. Die Musik von Soft Machine, Jean-Luc Ponty oder Allan Holdsworth ist es, die mir beim zweiten Titel in den Sinn kommt, und unter anderem diese Nähe lässt mich diesen Song zu meinen liebsten zählen. Hier kann ich mich auch ein wenig an den Gesang gewöhnen. Dieser ist nicht vordergründig, sondern die Solisten sind es, die mich begeistern, und die Rhythmusfraktion, die in allerbester Jazz Rock-Manier der Siebziger agiert, ganz hervorragend!!!
Bei "Puppets" ist Sonja Kristina mehr in den Gesamtgesang integriert und so kann man sich von diesem eher unspektakulären und stark nach früheren Tagen klingenden Titel einlullen lassen. Episch und melodramatisch, mit waberndem Keyboard und verspielten Melodiefolgen der Geige sowie von der Gitarre unterstützt besticht einer der neuen Titel, der zu einem Volltreffer dieser Platte zählt. Ich schreibe von "Images And Signs" während "Interplay", von Klängen des Pianos untermalt, eher ruhig und angenehm dahinplätschert. Mit "Spider" gibt es dann diesen typischen britischen Rock Jazz à la Isotope, Gary Boyle oder Colosseum II, mit einem erfrischenden und leidenschaftlichen Ausdruck - die ganze Klasse der Band zeigt sich hier auf.
Interessant auf ihre Weise sind die verschiedenen Coverversionen. "Spirits In The Material World" ( Police) mutiert gar zu einem 'ganz neuen' Song, den sich Curved Air zu Eigen macht. "Chasing Cars" kann man da schon eher im Vergleich zum Original ( Snow Patrol) verorten. Dieser Titel stellt allerdings für mich eine Art Ausnahmeerscheinung der Platte dar, ist die Stimmung doch eine ganz andere, und sogar Sonjas Einsatz gefällt mir hier - ihre zurückhaltende Stimme agiert sehr gut mit ihrem ruhigen Umfeld. Die Zeit des Anfangs der Band, mit ein wenig mehr Einfluss aus der Klassik, wird mit ihrem Remake von "Young Mother" beschworen und dann folgt zum Schluss noch einmal ein Cover. Grundsätzlich ein schwieriges Unterfangen, sich mit einem Song der 'Fab Four' zu befassen. Doch auch hier wird nicht versucht, die Beatles simpel kopieren zu wollen. Schwebend und ruhig scheint der Song irgendwie und irgendwo im weiten Weltall zu gaukeln.
Abschließend noch die Feststellung, dass der Sound im Verhältnis zu früher einerseits technisch moderner geworden, andererseits aber auch noch in den Siebzigern verankert ist, jedoch mit einer anderen Ausrichtung. Weniger folkig-verspielte und klassische Elemente, die wahrscheinlich auch am stärksten von Darryl Way eingebracht wurden - dafür gibt es mehr Einflüsse aus dem Jazz Rock und das ist ein Aspekt, der mir gefällt.
Line-up:
Sonja Kristina (vocals)
Florian Pilkington-Miksa (drums)
Kirby Gregory (guitar)
Chris Harris (bass guitar and electric upright bass)
Robert Norton (keyboards)
Paul Sax (violin)
Tracklist |
01:Stay Human (3:50)
02:Time Games (6:23)
03:Puppets [Darryl Way, Sonja Kristina] (5:20)
04:Images And Signs (6:44)
05:Interplay (5:41)
06:Spider (4:39
07:Magnetism (6:32)
08:Colder Than A Rose In Snow [Paul Travis, Norma Tager] (4:26)
09:Spirits In The Material World [Gordon Sumner] (4:58)
10:Old Town News (5:08)
11:Situations [Darryl Way, Rob Martin] (6:14)
12:Chasing Cars [Gary Lightbody, Nathan Connolly, Jonny Quinn, Tom Simpson, Paul Wilson] (4:54)
13:Young Mother [Darryl Way, Sonja Kristina] (6:45)
14:Across The Universe [John Lennon, Paul McCartney] (4:20)
(alle Titel, wenn nicht anders angegeben, von Harris/Kristina,Morgan,Norton,Pilkington-Miksa,Sax)
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