Wenn sich Musiker an Zweitjobs und damit verbunden an neue Projekte heranwagen, dann ist das gewöhnlich eine spannende Angelegenheit. Death Metal mit symphonisch-orchestralem Gewand ist es, was uns Richard Thomsons Band Xerath gewöhnlich zu Gehör bringt und auf bislang zwei CDs festgehalten hat.
Mit seiner neuen Band The Custodian und dem Debüt "Necessary Wasted Time" tastet sich der Brite nunmehr an Prog Rock heran. »Schon wieder eine Band in dieser Sparte«, mögen einige Kritiker gelangweilt sagen. Aber weit gefehlt: Von Langeweile ist hier keine Spur, mischen doch The Custodian ihre Stücke gefällig mit akustischen Instrumenten und bescheren uns eine Portion Musik für die innere Gelassenheit. Balsam für die durch die Alltagshektik geschundene Hörer-Seele, möchte man meinen.
Schon seit einigen Jahren bastelte der Bandleader an dem neuen musikalischen Konzept und bei dem Debüt ist durchaus eine eigene Marke zu erkennen. Mein Anspieltipp: "Things We Tell Ourselves" - ein 8:34 Minuten langes Stück, das alles hat, was zu Progressive Rock gehört. Viele erkennen in der Musik von The Custodian die 1970er Jahre wieder, hören Rush und Anleihen bei Pink Floyd. Kein Wunder, hat doch Richard Thomson für sich die progressive Musik der 70er Jahre als Vorbild entdeckt und möchte diese mit einem Hauch Moderne neu interpretieren.
Manchmal lassen aber auch Dream Theater und deren erfolgreiche Konzeptalben grüßen. Auffallend sind generell die experimentellen Weisen und die Mischung aus akustischen und nicht akustischen Instrumenten. Kein Prog Rock ohne warme Keyboard-Teppiche und komplexes Schlagzeug, also auch bei The Custodian. Manchmal verwandelt sich aber das Keyboard in den Klang eines Pianos, was durchaus gefällig klingt, hin und wieder wird die Stimme des Sängers elektronisch verzerrt. Bei den Gitarren überwiegt auf den acht Stücken mit einer Gesamtspiellänge von durchschnittlichen 49:26 Minuten der akustische Part.
The Custodian entwickelt auf ihrem Debüt eine entspannte Musik, die im Heavy Metal ihre Anleihen hat und dadurch komplex klingt. Gut denkbar, dass die Briten ein zweites Album folgen lassen, das dann durchaus ein wenig verspielter ausfallen darf und eine Weiterentwicklung zu noch mehr Eigenständigkeit zeigt.
Die Band hat mich mit ihrem Erstlingswerk "Necessary Wasted Time" keineswegs enttäuscht. Sie haben den Prog Rock zwar nicht neu erfunden, aber sie können durchaus in dieser Liga mithalten. Nicht nur, dass sie nach eigenem Bekunden lange an diesem Album gebastelt haben; sie haben für den Mix der vorliegenden CD den Dänen Jacob Hansen engagiert, der auch schon für Produktionen von Volbeat und Pretty Maids verantwortlich war und die härtere Musikrichtung bereits kannte.
Die Wohnzimmeratmosphäre, die Richard Thomson und seine Kollegen auf dem Bandfoto verbreiten, haben sie in ihrer Musik umgesetzt und damit einen gelungenen Ausflug in neues Gefilde gewagt.
'Notwendige verschwendete Zeit', wie uns der Titel des Albums suggeriert, ist "Necessary Wasted Time" keineswegs.
Line-up:
Richard Thomson (drums, vocals, synth)
Michael Pitman (bass, vocals)
Owain Williams (lead guitar)
Nariman Poushin (electro acoustic guitar)
Tracklist |
01:The Man Out Of Time (3:28)
02:Stop Talking (5:15)
03:Other People's Lives (7:00)
04:Persona (5:18)
05:Things We Tell Ourselves (8:34)
06:Departure (3:39)
07:The Sun Is God (7:16)
08:Necessary Wasted Time (8:48)
|
|
Externe Links:
|