Cynthesis wurden 2007 von den beiden Brüdern Jasun und Troy Tipton gegründet. Bei wem jetzt die Alarmglocken anfangen zu schrillen, der weiß, dass es sich um die Hauptakteure handelt, die auch bei Zero Hour die Fäden ziehen. Und diejenigen, die Zero Hour mochten, werden jetzt bestimmt einen Luftsprung machen, denn mit Erik Rosvold ist deren ehemaliger Sänger auch an Bord.
In der dreiviertel Stunde, die "DeEvolution" dauert, wird dem Hörer eine Konzeptstory über eine fiktive Stadt erzählt, die einen Schamanen zu ihrem Oberhaupt macht und behauptet, er hätte die globale Weisheit und Antworten auf alle Fragen des Lebens. Ich wollte nicht in des Schamanen Haut stecken. Eine doch recht verzweifelte Aufgabe, solch einen immensen Druck auszuhalten. Soweit zur textlichen Seite von "DeEvolution".
Musikalisch wird man auf eine nicht minder schwierige Reise geschickt, denn das amerikanische Brüderpaar macht es einem nicht gerade leicht, ihnen in die Stadt des Schamanen zu folgen.
Beginnt die Scheibe noch recht verhalten und für Prog Metal-Verhältnisse recht harmlos, so wird ab dem dritten Song, "Divided Day", dermaßen die Frickelhölle über einem ausgegossen, dass es einem da schon recht schwindelig werden kann.
Aber zum Glück sind nicht alle Lieder mit brutalen Tempiwechseln und Skalenschlachten gesegnet. Daher bleibt "Divided Day" mit seinen sehr hektischen Ausbrüchen doch eher die Ausnahme.
Denn die meiste Zeit über regiert die stille, verträumte, fast schon zerbrechliche Seite des Prog auf "DeEvolution". Manche Lieder wie der Abschlusstrack "A Song Of Urest" oder "Twilight" (jenes ist völlig sphärisch) bleiben gänzlich in ruhigem Fahrwasser und werden nur für Sekunden durch ein Solo unterbrochen. "A Song Of Urest" ist für mich gerade dadurch, dass hier nicht das Können an den Instrumenten in den Vordergrund gestellt wird, eines der Highlights der Scheibe und schließt den Kreis, den "The Man Without Skin" begonnen hat.
Besonders die Stimme Erik Rosvolds trägt zu den Gänsehautmomenten gänzlich bei. Seine warme, sehr melodische Art zu singen nimmt einen Großteil der Scheibe ein, allerdings ohne allzu aufdringlich zu sein. Generell wird hier niemand in den Vordergrund gerückt oder macht mit irgendwelchen Eskapaden auf sich aufmerksam. Die gesamte Langrille klingt einheitlich, trotz oder vielleicht wegen der vielen Fassetten, was nicht langweilig heißen soll, keineswegs, sondern so wie es sich für ein Konzept Album gehört: Stimmig!
Aber auch ohne gänzlich 'proggy' oder sperrig zu sein, weiß "DeEvolution" den Hörer mit seiner luftig verspielten, gleichzeitig bedrückenden, energiegeladenen, dennoch traurigen Art zu fesseln.
Mir hat an der Scheibe gefallen, dass sie einen ruckzuck gefangen nimmt, man irgendwie nach dem Hören das Gefühl hat, mit dem Protagonisten mitgelitten zu haben, und dass die Scheibe eher zum Träumen einlädt, als darauf zu achten, wer was wann an seinem Instrument kann.
Ich wollte den Ausdruck 'Kopfhörermusik' eigentlich gar nicht verwenden, aber bei dieser Scheibe komm ich schwer drum herum.
Wer abseits der ausgetretenen Pfade des Prog Metal-Gewichses etwas Entspannendes, Gefühlvolles sucht, könnte mit diesem Silberling seinen goldenen Traum gefunden haben.
Ganz dicke 8 von 10 RockTimes-Uhren!
Line-up:
Jasun Tipton (guitar, keyboards, backing vocals)
Troy Tipton (bass, backing vocals)
Erik Rosvold (lead, backing vocals)
Sean Flanegan (drums)
Tracklist |
01:The Man Without Skin
02:Incision
03:Divided Day
04:Shallow World
05:Profits Of Disaster
06:The Edifice Grin
07:Twilight
08:A Song Of Urest
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