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Jetzt wird es endlich bald Sommer, das Licht draußen lässt die letzen trüben Wintertage vergessen und überall um einen herum erwacht das Leben und das Grün sprießt, dass es eine wahre Augenfreude ist. Kurzum, das Leben pulsiert mit enormer Kraft.
Und in dieses Szenario platzt eine CD, die so gar nichts mit dem blühenden Leben zu tun hat.
Scheinbar zumindest, denn Danny meint über die sechzehn Titel, dass es sich nicht um nach Fäulnis riechendem Gestank handelt, sondern eher um die süße Fäulnis verwelkender Blüten.
Nun gut, auch der Tod gehört zum Leben, kommt aber hier in geballter Form auf den Hörer zu.
Infos über Danny Cohen zu finden sind schwer. Das ergaben eigene Recherchen und auch 'Allmusic' meint, dass er wohl eine Person des öffentlichen Lebens sei, aber wenig über ihn zu erfahren ist.
Künstler, Maler (Kostproben gibt es ihm Booklet) und exzentrischer Musiker sei er und da seine Aufführungen ("Disco Diarrhea") auch Umsetzungen in den Club-Toiletten fanden (Näheres überlass ich jetzt mal Eurer eigenen Fantasie), bekam er in einigen Clubs auch Auftrittsverbot.
"We're All Gunna Die" ist neben Albumtitel auch das einzig Sichere auf dieser Welt. Das Album handelt von Nahtoderfahrung, Untergang von Kulturen, Tod der Unschuldigkeit, Verlust des freien Denkens, Kindesentführung, Verlust des Selbstvertrauens, Demütigung, Fieberträumen und weiterer Unbillen.
Laut Promoangabe, eine Chronik Cohens, angefangen bei seiner Schulzeit bis ins Heute.
Entsprechend der Thematik ist auch die Musik nicht geeignet, bei lustigen Parties gehört zu werden. Ja mehr noch, sie kann, je nachdem wann man sie auflegt, dem Hörer einiges bieten. Das reicht vom Fallen in tiefe Depressionen, Genervtheit bis zu Hochachtung ob der Arrangements und künstlerischen Mitteln.
Da gibt es durchaus Melodiöses, Titel wie z.B. "As I Looked Down", die abseits der Texte gut kommen. Zappa -artige Stimmspielereien ("Pamela Rodgers", "Quicksand", "Coffee Is Evil") und auch mal das Geblöke eine Schafes ("Among The Cows"), Schräges a'la Tom Waits ("Magritte") und noch viel Schrägeres ("Ghost Country Safari", "Tanna Leaf Orgies")
Danny ist Keiner, dem man jetzt eine tolle Stimme nachsagen könnte. Die allerdings wäre bei einem 'musikalischen Kunstwerk' wie vorliegender Platte auch eher fehl am Platz. Wer Tom Waits kennt, weiß wie ich das meine.
Anfänglichen Gedanken wie 'weiche von mir du schlimme CD' steht jetzt eher Bewunderung gegenüber. Bewunderung, so eine CD zu produzieren und auch Bewunderung ob der Thematik und den Interpretationen. Danny Cohen ist in der Tat eher Künstler als Musiker. Oder aber Musiker, mit dem Bedürfnis sich weit abseits irgendwelcher, jemals getrampelten Pfade zu bewegen. Dort, jenseits der Pfade bewegt er sich konsequent und auf nichts und niemanden Rücksicht nehmend.
Gewidmet ist "We're All Gunna Die" übrigens dem Violinisten Jimmy Borsdorf; Mitmusiker auf dieser CD und mittlerweile an Krebs gestorben.
Spielzeit: 58:02, Medium: CD, Anti, 2005
1:As I Looked Down 2:Among The Cows 3:Pamela Rodgers 4:Caffiene & Sunlight 5:Film Noir 6:(Tongue-Tied In) Quicksand 7:Magritte 8:Cousin Guy 9:Funeral In New Orleans 10:Ghost Country Safari
11:World Of Holograms 12:Serene 13:Tanna Leaf Orgies (Of The Living Dead) 14:Coffee Is Evil 15:Mystery Man 16:We're All Gunna Die
Ulli Heiser, 18.05.2005
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