Frank Carillo And The Bandoleros
Bad Out There
Bad Out There
Liebe Musikfreunde, ihr habt euch auch bestimmt schon mal gefragt was eigentlich Roots-Rock und Americana sind. Nun, das ist eigentlich sehr schwierig zu beantworten und die aufgeworfene Frage würde ganz sicher den Rahmen dieser Rezension sprengen, aber eins kann man behaupten: Frank Carillo und seine Bandoleros kann man in diese Schubladen stecken.
Die vorliegende CD ist zwar bereits 2004 erschienen, aber sie erfährt eine besondere Aktualität: Die Band ist in diesen Tagen in Deutschland und Holland unterwegs (s. Tourdaten in der RockTimes oder auf der offiziellen Homepage von Frank Carillo), und die europäischen Konzertbesucher dürfen sich auf sehr stimmungsvolle und abwechslungsreiche Musik gefasst machen, jedenfalls gibt einem das Album "Bad Out There" dieses Gefühl.
Bereits die Aufmachung des Booklets macht einem Freude. Hier sind nicht nur die Songtexte enthalten, auch Graphiken und schöne Schwarzweiß-Fotos machen es zu einem Gesamtkunstwerk. Mit diesem Hochgefühl legt man die CD in den Spieler, und man wird auch nicht enttäuscht, denn der Titelsong ist ein kurzes und straightes Rock'n'Roll-Lied mit etwas Slide gewürzt. Warum heißt es nur 'bogeyman' anstatt von 'boogieman' im Song? Bevor man sich unnötig lange mit dieser philosophischen Frage beschäftigt, wird man vom potentiellen Radio-Hit "Red Queen" umgehauen. Das Gitarrensolo klingt ganz so, als hätte 'Mr. Outlaw' Hughie Thomasson wieder seine legendäre 'Blackstrat' ausgegraben; schade nur, dass er nicht als Gast bei den Aufnahmen dabei war, Frank Carillo höchstpersönlich ist für die Saiten-Magie verantwortlich.
Melodisch geht es weiter mit "Chapel Street", aber das nächste Highlight ist die akustische Ballade "Last Plane" in der Carillo seine Fähigkeiten als Sänger voll auschöpft, er klingt hier noch überzeugender als bei den schnelleren Songs. Die Mundharmonika-Einlage (schon wieder Multi-Instrumentalist Carillo am Werk!) hilft die ohnehin schon wunderbare Atmosphäre zu ergänzen. Die Band nimmt auf "Watcha Gonna Do" wieder Fahrt auf um gleich wieder das Tempo bei "Just A Photograph" herauszunehmen, aber ein wenig mehr Percussion hinzuzufügen. Man fühlt sich während des Songs als schaute man tatsächlich auf vergilbte Bilder aus vergangenen Zeiten. Ganz große Klasse, so etwas nennt man auch wohl Singer/Songwriter.
So ähnlich geht es weiter im Verlauf des Albums, langsame, z.T. akustische Stücke wechseln sich mit rockigen Songs ab. In die erste Kategorie gehört "Blame All My Troubles On The Moon" (wenn es doch nur so einfach wäre...), einfach nur wunderschön, was soll man sonst noch sagen? Hin und wieder fällt einem J.J. Cale als Referenz ein, nur mit dem Unterschied, dass Frank Carillo der Sänger mit der ausdrucksstärkeren Stimme ist.
"Wrong #" - nicht durch den Film Noir-Klassiker "Sorry, Wrong Number" inspiriert, dafür werden aber Claude Raines (sic!) und 'Zorro' erwähnt - wird mit ein wenig Banjo veredelt und wieder gibt es die Mundharmonika zu hören. Gerade diese kleinen Details machen "Bad Out There" zu einem Werk mit einer eigenständigen Note. "With Her Pajamas On" hätte auf einen der 'Pate'-Filme in den 70ern gepasst, der Text ist aber auch grausam!
Mit "The Bluebird Is Gone" ist auch ein Folksong der allerersten Güte mit sparsamer Instrumentierung vertreten. Bei "All In Chains" werden die Gitarren des Bandleaders und des Gastes Chris Cubeta richtig losgelassen, so mögen wir es auch! "Delilah" und "If You Don't" (nur Piano und Gesang) lassen dieses schöne Album ausklingen.
Liebe Musikfreunde, ich kann nur eins sagen: Hats off to Roy Harper.., ich meine Frank Carillo And The Bandoleros!


Spielzeit: 51:27, Medium: CD, Jezebel Records, 2004
1:Bad Out There (2:34) 2:Red Queen (3:50) 3:Chapel Street (3:32) 4:Last Plane (3:42) 5:Watcha Gonna Do (When the Levee breaks) (3:22) 6:Just A Photograph (4:25) 7:Tail That Wagged Dog (4:05) 8:Blame All My Troubles On The Moon (4:29) 9:Wrong # (4:02) 10:With Her Pajamas on (3:15) 11:The Bluebird Is Gone (2:51) 12:All In Chains (4:50) 13:Delilah (2:55) 14:If You Don't (3:28)
Janos Wolfart, 18.01.2006