Frankie Chavez / Family Tree
Family Tree Spielzeit: 39:40 (CD1), 21:58 (Bonus CD)
Medium: Do-CD
Label: Search Records, 2012/2010
Stil: Blues Rock

Review vom 04.07.2012


Wolfgang Giese
'A kind of Blues', so ist mein spontaner Eindruck beim Einsatz der Gitarre, der Bassdrum und der Mundharmonika nebst Gesang, der wie durch ein Megaphon gepresst klingt. Darüber hinaus wird der Eindruck erweckt, 'alte' Aufnahmen vor sich zu haben, denn zu Beginn des Titels senkt sich ein Tonarm auf eine knisternde Schallplatte. Frankie Chavez gilt als eines der vielversprechenden Talente der portugiesischen Musikszene.
Der Multiinstrumentalist benutzt außer Blues noch weitere Quellen zur Gestaltung seiner Musik. Bereits im zweiten Song rockt es und ein Hauch des britischen Blues-Booms der Sechziger wird verbreitet. Einflüsse erkenne ich von den Meistern des Delta Blues und ein wenig Ry Cooder schwingt durchaus mit. Auch Assoziation zu Taste oder Led Zeppelin kann ich nicht von der Hand weisen. Aktuell käme eventuell noch ein Vergleich mit den Black Keys in Betracht. Nach der gleichnamigen EP aus dem Jahre 2010, "Family Tree" als Bonus beigefügt, ist die vorliegende CD nun das offizielle Debütalbum in voller Länge.
Dieser Blues Rock dampft und schwitzt - das ist kein Blues, aber dieser scheint im Kern annähernd in seiner Urform, allerdings mit modernen Mitteln und Stilen auf den neuesten Stand gebracht. All das, was auf dem Weg hierher lag, hat Frankie aufgesaugt und präsentiert eine eigenständige Art, die ihn eigentlich in die oberste Liga spülen sollte! Man höre also und öffne sich - liebe Blues- und Blues Rock-Freunde, riskiert beide Ohren und ihr werdet nicht enttäuscht sein! Popelemente schleichen sich auch ab und zu ein, wie auf "Another Day", das tatsächlich auch von
Paul McCartney stammen könnte.
Der Titelsong ist eine Ballade im Singer/Songwriter-Stil, die sehr viel Harmonie und Feingefühl verbreitet. Der Künstler singt hier auch weicher als bei den harten Songs und der Einsatz des Saxofons beschert dazu noch eine gewisse Leichtigkeit extra. "The Devil Song" schwebt hypnotisch und beschert uns gleichzeitig wieder reichlich Druck. Ein gutes Beispiel dafür, wie man innerhalb eines Songs Spannung aufbauen und explodieren kann - ein starker Song ist das! Mit einem Gesangsduett, hier mit einer Dame namens Emmy Curl werden wir dann verabschiedet mit einem wieder eher 'folkig' geprägten Titel.
Das alles zeigt, dass Frankie Chavez Grenzen überschreitet und seinen musikalischen Rahmen breit abgesteckt hat. Das wiederum ergibt eine abwechslungsreiche Platte mit Niveau! Und über gute technische Fähigkeiten auf den verschiedenen Instrumenten verfügt der Musiker sowieso.
Den frühen Aufnahmen auf der beigepackten Bonusplatte kann man entnehmen, dass die Produktion weniger ausgefeilter war und dass der Charme ein wenig rauer ist. Möglicherweise scheint Chavez diese sechs Songs ganz im Alleingang eingespielt haben. An der Ausgefeiltheit und der Bandbreite der neuen Titel fehlt es jedenfalls noch, ohne dass ich diese Stücke nun schlechter beurteilen möchte. Jedenfalls sind sie dem guten alten Blues noch ein Stückchen näher.
Line-up:
Frankie Chavez (vocals, acoustic guitars, Portuguese guitar, Resonator guitar, lap slide guitar, Weissenborn guitar, baritone guitar, bass, drums)
António Fontes (Hammond organ - #11)
Emmy Curl (vocals - #12)
Filipe Rocha (drums - #12)
Kaú (drums - #4)
Nuno Quartin (blues harp - #1)
Sérgie Nascimento (drums - #2,7,10, percussion on several songs)
Zé Maria Goncalves (saxophone - #7, Rhodes piano - #6)
Tracklist
CD 1:
01:Airport Blues
02:Old Habits
03:I Believe I'll Dust My Broom
04:Dreams Of A Rebel
05:Another Day
06:Whatever It Takes
07:Family Tree
08:Ode To J
09:The Calling
10:The Devil Song
11:December 21st 2012
12:Hey (feat. Emmy Curl)
(all songs written by Frankie Chavez,
except # 3 by Robert Johnson
and # 12 by Black Francis)
CD 2:
Bonus CD:
01:This Train Is Gone
02:Time Machine
03:Slow Dance
04:I Don't Belong
05:D Variations
06:The Search
Externe Links: