J.J. Cale / Roll On
Roll On Spielzeit: 40:36
Medium: CD
Label: Because Music, Warner Music Group, 2009
Stil: Jazz-Scat, Blues, Country, Rock


Review vom 23.04.2009


Tom Kaldyka
Es ist schon bemerkenswert, dass J.J. Cale es wieder einmal mehr schafft mich zu überraschen, diesmal in Form seines neuen 16. Albums "Roll On". Allerdings ist ja schon lange bekannt, dass J.J. Cale zu oft unterschätzt und übersehen wird, obwohl man ihn ohne schlechtes Gewissen mittlerweile zu einer lebenden Legende ernennen kann. In gewohnter Weise stellt er auch für dieses Album sein ganzes Können unter Beweis: Sämtliche Instrumente hat er selber eingespielt und das ganze dann hervorragend abgemischt. Selten findet man eine solch brillante Tonqualität. "Roll On" ist ein Album, welches darüberhinaus neue Züge von J.J. Cale aufzeigt. Auf der einen Seite zwar typische Cale-Klassiker, die auch vor 30 Jahren hätten entstehen können, auf der anderen Seite erfolgreiche Gehversuche auf neuen Gebieten.
Wie bereits erwähnt, überrascht J.J. Cale den Zuhörer und zwar schon sofort beim Opener. "Who Knew" ist ein handfestes und grandioses Jazz-Scat-Stück und damit quasi seine Premiere in diesem Genre. Erweiternd dazu geht es mit "Former Me" weiter, dass durch sein atmosphärisches Jazz-Piano glänzt.
J.J. Cales Beständigkeit und sein ausgeprägter Sinn für Qualität, die ja auch schon von zahlreichen und namenhaften Künstlern, in Form von Songinterpreationen in Anspruch genommen wurde, findet sich auch hier in "Where The Sun Don't Shine" wieder. Ein Slow-Rock mit dezenter Gitarre im bekannten Stil. Merkwürdigerweise scheint dieses Stück nach drei Minuten einfach 'mittendrin' auszufaden. "Down To Memphis" kommt dann eben so lässig, aber einen Takt schneller daher.
"Strange Days" wird durch eine nahezu perfekte und musikalische Atmosphäre unterstützt, die genauso klingt, wie man es sich beim Titelnamen wünscht: nämlich wunderbar treibend und durch Banjo-Picking auffällig unterstützt - dabei mehr als erdig und klar strukturiert.
Die Musikrichtung wechselt sich erneut und "Cherry Street" kommt als eine Art entspannter Country Blues daher und man selber kommt dabei nicht drumherum, mit dem Fuß im Takt zu wippen. Und als ob dieses Album schon nicht genug Facetten aufzeigen würde und abwechslungsreich genug wäre, findet man sich bei "Fonda-Lina" im Gypsy Funk wieder, dass die Zeiten von "Troubadour" (1976) wieder aufleben lässt. In Anbetracht, dass wir gerade auf die 'gute alte Zeit' zurückgreifen, sollte beim ruhigen und etwas melancholischen "Leaving In The Morning" erwähnt werden, dass hier J.J. Cale auf sein gutes altes Pedal-Steel zurück greift und wieder klingt, wie auf seiner "Naturally-Session" (1970).
"Oh Mary" ist im Gegensatz dazu ein durchaus tanzbares und kurzweiliges Rock'n'Roll-Stück, auch, oder eben da es nicht ganz so schnell heruntergespielt wird, sondern mit der Cale-typischen Lässigkeit und Entspannung daherkommt. Kurz vor dem Titeltrack und dem weiteren Highlight, "Roll On", schiebt sich noch unaufdringlich "Old Friend" dazwischen. Ebenfalls wieder ein ruhigeres Stück, was aufgrund des erneuten Stilwechsels nun etwas verwirrt. Allerdings wird die Art und Weise wie J.J. Cale dies umsetzt, dadurch nicht beeinflusst.
Das erwähnte, nächste Highlight des Albums findet sich im folgenden Titelsong "Roll On". Das angeblich erste geschriebene Solo-Stück nach dem 2006er Album "The Road To Escondido, für welches er nicht nur Multi-Platin erhielt, sondern ihm auch seinen ersten Grammy einbrachte. An seiner Seite damals Eric Clapton, der auch diesmal seine Finger mit im Spiel hatte, denn "Roll On" wurde gemeinsam von Beiden geschrieben und komponiert. Und so klingt dann das Ergebnis auch: einfach gut und Künstler-typisch.
Die Mid-Tempo-Blues Nummer "Bring Down The Curtain" beschließt die Originalität und Perfektion des Künstlers und seinem neuen Album "Roll On". Er hat auch diesmal alles richtig gemacht und diese CD ist ein musikalischer Genuss für jeden Cale-Fan und diejenigen, die es noch werden (wollen). Gewöhnungsbedürftig sind die schon fast übertrieben vielen Stilwechsel, die das lediglich viel zu kurze Album als Ganzes etwas auseinander treiben.
Daher meine Empfehlung: Erst reinhören und dann sorglos kaufen.
Line-up:
J.J. Cale (guitar, vocals, keyboards, banjo, drums)
Tracklist
01:Who Knew
02:Former Me
03:Where The Sund Don't Shine
04:Down To Memphis
05:Strange Days
06:Cherry Street
07:Fonda-Lina
08:Leaving In The Morning
09:Oh Mary
10:Old Friend
11:Roll On
12:Bring Down The Curtain
Externe Links: