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Langmähnige rothaarige Frauen tragen den Ruf mit sich, mit einem gewissen
temperamentvollen Naturell ausgestattet zu sein.
In musikalischer Hinsicht wird diese Binsenweisheit eindrucksvoll von der 33-jährigen
Jasmine Cain untermauert, denn sie brennt mit ihrer Debüt-CD "The Inside" ein regelrechtes Rockfeuerwerk ab, das in dieser Zeit seines Gleichen sucht.
Seit frühster Kindheit bereits in einer Bar Band mit ihrem Bruder Keyboards spielend,
schulte sie nach dessen Ausscheiden auf Bassgitarre um.
Mit Country, Bluegrass, Blues und Rhythm & Blues groß geworden, entdeckte sie
laut eigenen Worten irgendwann ihre Liebe zu energiegeladener Rockmusik.
Just like people are addicted to drugs, some need money, some choose alcohol, some choose sex... I choose music bringt Jasmine ihre leidenschaftliche Einstellung relativ deutlich zum Ausdruck.
Und der Opener "The Inside" des in Nashville aufgenommenen Albums brettert
direkt heftig aber sehr melodisch los.
Jasmine Cain mit lebhaften, manchmal etwas kreischigen Vocals, strammen, druckvollen Basslinien, wie sie einst Phil Lynott zu Thin Lizzy-Zeiten zelebrierte, Brian Hobaugh, der einen knackigen Rhythmusteppich entfacht, sowie Nashville-Studio-Musiker Tom Bukovac, der, so scheint es, befreit von allen New-Country-genretypischen Zwängen, freudig aggressive Gitarrenriffs einstreut, jedoch recht wenig richtige Soli zum Besten gibt, sind neben noch einigen wenigen anderen Musikern die Akteure, die hier die meisten Akzente des Werkes setzen.
Völlig aus dem Rahmen fällt das kammermusikartig dargebotene "November", wo
Multiinstrumentalist Jonathan Yudkin zu ruhigen Akustikgitarrentönen
in Sachen Strings und String Arrangement federführend ist.
Auch die Ballade "Sweet Euphoria", die mal mit dumpfen Pianotönen daherkommt,
erklingt dank Mrs. Cains hier zarter, fast verletzlicher Stimme und metaphorischem Text
in einem fantasyartigen Gewand.
Ansonsten aber krachender, straighter Rock bis zum Abwinken. Angesichts der recht kurzen
Spielzeit von 35 Minuten hätten noch zwei melodische Midtemponummern der
Scheibe meiner Ansicht nach nicht geschadet.
Ob der amerikanischen Kirche das Cover (Kreuz in Jasmines bauchfreier Zone) ihres
gläubigen Schäfchens so gefallen wird, sollte uns weniger interessieren, ihr Einstieg
in die Rockmusik dürfte vielen Liebhabern des Genres großen Spaß machen.
Für mich jedenfalls ist "The Inside" von Jasmine Cain seit langem die beste weibliche Leistung, etwa auf dem Niveau einer gut aufgelegten Alanis Morissette oder eventuell auch einer Shannon Curfman.
Spielzeit: 35:59, Medium: CD, Eigenvertrieb, 2004
1:The Inside 2:Washes You Away 3:Intro 4:Gettin' High 5:I Want My Money Back
6:The Enemy 7:November 8:Help Me 9:Not Gonna Turn Back 10:Sweet Euphoria 11:Landshark
Daniel Daus, 08.02.2005
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