Wem der Name des Musikers nicht direkt 'ins Ohr springt', dem sei durch Nennung des Namens der Band nachgeholfen, die seit mehr als fünfundzwanzig Jahren seine Heimat ist: Blue Rodeo aus Kanada. Country Rock, alternativer Country Rock, Americana und genau das, was man nun erwartet, kommt auf "Skyscraper Soul" nicht.
Jim Cuddys mittlerweile drittes Soloalbum, in Kanada bereits im September letzten Jahres in den Verkauf geschickt, startet so richtig in Richtung Harmony Pop-Rock, wie ich es einmal wagemutig nenne. Dazu ist der erste Song so richtig fett und satt im Arrangement und nimmt mich sogleich mit seiner Atmosphäre gefangen. Da stimmt alles auf seine Weise: eine zugängliche Melodie, feine Gitarren in verschiedenen Ausprägungen übereinander gelegt, sehr dicht und opulent. Ach, gäbe es solche Songs doch in den Charts - ich würde mit Begeisterung wieder MTV schauen.
Haben die Gründer von Blue Rodeo seinerzeit an vielen Musikstilen gerochen, so offenbart sich nun die ganze Bandbreite dessen, was dabei aufgesogen wurde. So finde ich, in den satten poppigen Gesamtsound eingebettet, Spuren von Punk, von Musik der Sixties, von Brit Pop, Blue Eyed Soul, sogar Anklänge an das Electric Light Orchestra oder Bands der Westcoast-Szene der Siebziger vermag ich auszumachen.
"Everyone Watched The Wedding", da ist nicht die Rede von irgendeiner Heirat - nein, das letzte Ereignis der "Royal Wedding" ist hier Thema und das verbindet Cuddy mit seinen Gedanken zur Sicherheit und Geborgenheit für und in der Familie. Das alles wurde in eine herzerweichende Ballade verpackt - die Geigen schluchzen dazu so schön. Das scheint wirklich schon fast dick aufgetragen, aber durch die sympathisch vorgetragene Art bleibt es außerhalb der Gefahrenzone einer Schnulze. Ich empfinde es ganz einfach als sehr positiv für die Seele.
Aber auch packender geht es mit Songs wie "Still Want You" ab, das in seiner Ausrichtung ein wenig an Billy Joel erinnert. Eine Trompete leitet eine weitere Ballade ein: "Wash Me Down", ein weiterer sehr sanfter und einfach schöner Song. Schon jetzt mag die Musik dieser Platte für einige Hörer/innen zu glatt sein, so geschniegelt, man muss sich wirklich ganz von Blue Rodeo lösen, dann dürfte - angesichts der hohen Güte - das Gebotene grundsätzlich nicht enttäuschen. Hier setzen dann ganz besonders eigener Geschmack und Anschauung ein, könnte man doch mit böser Zunge vermerken, Cuddy bediene sich aus dem vollen Napf der Klischees. Das mag ja sein, hält mich jedoch nicht davon ab, ihm dabei große Perfektion und viel Emotion zu attestieren.
So wechseln sich viel und etwas Harmonie ständig ab - ruhig ist es eigentlich öfter, aber warum auch nicht. Es tut gut, bei "Don't Know That Much" wieder einmal ein eingeflochtenes Mellotron zu hören - ja, das hätten doch glatt die Moody Blues spielen können, dieses feine 'Ballädchen'. Keine Ecken, keine Kanten, Popmusik für Erwachsene? Sicher fehlen innovative Elemente, doch Jim Cuddy wollte das Rad wohl nicht neu erfinden. Vielleicht fühlte er sich einfach nur wohl, als er das Album aufnahm?
Jedenfalls kann das nun jeder nachvollziehen und sich ebenfalls wohl fühlen, oder eben auch nicht…
Line-up:
Jim Cuddy (vocals, guitar, harmonica, piano)
Bazil Donovan (bass)
Coun Cripps (guitar, mandoguitar, slide guitar, dobro, vocals)
Steve O' Connor (piano, organ)
Joel Anderson (drums, percussion)
Anne Lindsay (violin, nyckelharpa)
Bryden Baird (trumpet, flugel horn, glockenspiel, vibraphone)
Melissa McClelland (vocals)
Devin Cuddy (piano, Wurlitzer)
Amy Laing (cello)
Rebekah Wolkstein (violin)
Claudio Vena (viola)
Charlie James (acoustic bass)
Michael Boguski (mellotron, piano, organ)
Tracklist |
01:Skyscraper Soul
02:Regular Days
03:Everyone Watched The Wedding
04:Still Want You
05:Wash Me Down
06:Watch Yourself Go Down
07:Don't Know That Much
08:Banks Of The 49
09:What Is So Wrong
10:Ready To Fall
11:Water's Running High
12:How In The World
13:City Birds
14:With You
(all songs by Jim Cuddy)
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