John Campbelljohn / Under The Blue Covers
Under The Blue Covers
Wer den kanadischen Gitarristen mal nicht ausschließlich in seinen Slide-Gefilden erleben möchte, muss sich mit seiner "Under The Blue Cover" CD, die 1995 eingespielt und 2003 von 'Nood Records' wieder veröffentlicht wurde, beschäftigen.
In der chronologischen Reihe seiner Alben ist diese die Nr. 2. "How Does It Feel", seine erste CD (1993), ist nicht mehr erhältlich.
Das Album wurde live im Studio, zusammen mit Daniel Ruiz Estrada (piano, organ), Steve Harrish (bass), Stephen Morin (drums) und auf drei Songs mit Joe Murphy (harmonica), eingespielt.
Mit welcher verdammt ungezwungenen Lockerheit er und die Band hier bekannte und weniger bekannte Songs interpretiert, grenzt schon an Unverschämtheit.
Wo ein Gary Moore sein "Walking By Myself" auf "Still Got The Blues" in einer heftigen Art einspielte, überlässt Campbelljohn den Einstieg in den Song Daniel Ruiz Estrada am Piano. Auch gesanglich holt er einiges mehr aus dem Lied raus, als es Moore überhaupt vermag. "Walking By Myself" ist mit einem Slide-Solo versehen, aber der Löwenanteil gehört dem feinen Geklimper von Estrada. Das ist eine Interpretation so richtig nach meinem Geschmack.
Ähnlich ergeht es uns mit "Baby Please Don't Go". Wieder so eine mächtig groovende Ausgabe, in der schon deutlich Campbelljohns Handschrift der späteren CD zu hören ist.
In "Key To The Highway" hat Joe Murphy seinen ersten Harp-Einsatz und bläst ein famoses Solo ins Mikro. Ein weiteres Solo spielt abermals Estrada auf dem Piano.
Auch das verhalten rockende "Kokomo Blues", bei dem Campbelljohn nur das Solo mit Bottleneck spielt, ist ein Bringer.
Richtig down-home kommt dann Fred McDowells "You Gotta Move" aus den Rillen.
John Campbelljohn outet sich als B.B. King-Fan: Gleich drei Tracks widmet er ihm. Eine lockeres "You Upset Me Baby", komplett ohne Slide-Gitarre, aber wieder mit schönen Pianolinien.
"Ask Me No Questions" und das abschließende "Watch Yourself" sieht Estrada an den Keyboardtasten. In dem groovenden "Watch Yourself" hat der Flaschenhals gänzlich Ruhe. John Campbelljohn kann eben auch ohne das Metallröhrchen überzeugen. Das Zusammenspiel mit dem Keyboarder kommt genial und sein Solopart ist nicht von schlechten Eltern. Zum Ende wird es für Johns Verhältnisse richtig heftig.
Auch in Willie Dixons "Seventh Son", mit Breaks und Tempowechseln versehen, hören wir Gitarre pur vom Meister.
"Rock The House" ist eine echte Hochgeschwindigkeitsnummer mit pumpendem Bass, einem echten Flinkefinger an der Gitarre.
Ausgelassene Stimmung muss damals bei den Sessions für diese CD geherrscht haben. Ein Genuss nach dem anderen. Viel mehr brauche ich zu dieser überzeugenden Rarität nicht zu schreiben.
Wer in der Lage ist, an diese CD zu kommen (vielleicht auf der nächsten Tour), sollte sich diesen frühen John Campbelljohn zulegen.
Ihr werdet es nicht bereuen.


Spielzeit: 52:07, Medium: CD, Nood Records, 2003, Blues
1:Hey Hey Baby (2:48) 2:Rock This House (3:18) 3:30 Dirty Woman (3:13) 4:Key To The Highway (4:18) 5:Kokomo Blues (5:25) 6:Seventh Son (3:11) 7:How Blue Can You Get (4:53) 8:You Don't Have To Go (3:23) 9:You Upset Me Baby (3:28) 10:Walkin' By Myself (4:14) 11:You Gotta Move (2:27) 12:Ask Me No Questions (3:08) 13:Baby Please Donīt Go (3:57) 14:Watch Yourself (3:57)
Joachim P. Brookes, 11.07.2006
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