Jonas Carping / All The Time In The World
All The Time In The World Spielzeit: 35:57
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Alternative Folk

Review vom 07.10.2013


Wolfgang Giese
Jonas Carping - noch ein Schwede, aus Stockholm. Nach fünf früheren EPs mit der Band The Glade legt er jetzt sein erstes Soloalbum vor, auf seinem eigenen Label. Vorab erschienen einige Songs daraus bereits als EP ("Underground") und als Single ("The Sting"), ein Duett mit der Sängerin Sigrid Nilsson. Es ist erstaunlich, dass man auf immer wieder neue Künstler stößt, die man noch nicht kennt.
Mit fast flüsterndem Ausdruck formiert Carping seine Songs, die ruhig und gelassen dahinschweben - besonders schön, wenn sie vom Cello untermalt werden. Manchmal entdecke ich im Gesang eine gewisse Ähnlichkeit im leicht zittrigen Timbre eines Demis Roussos. Sogar die Musik kann teilweise an einige ruhige Passagen aus dem Werk von Aphrodite's Child erinnern. Doch klar - diese Musik ist anders. Das ist leiser Folk mit alternativem Anstrich und dann, wenn ein wenig Pop dazu kommt, gerät das sogar ein wenig in die Richtung von "Rattlesnakes", der ersten Platte von Lloyd Cole.
Melancholie ist ein Stichwort, das unbedingt passt. Das Schlagzeug stört meistens nicht, untermalt die vorwiegend akustischen Gitarren dezent und leichtgängig. Man hat ständig den Eindruck, dass Geschichten vorgetragen werden. Mangels des Abdrucks der Texte muss man schon näher lauschen, um festzustellen, dass sie aus dem Leben gegriffen wurden - Liebe, Hass, Beziehungsstress, also Alltägliches, mit einer manchmal lyrischen Note versehen, vorgetragen.
Viele Emotionen kehrt Carping heraus und dies mit einer fast durchgehenden Stimmung, die für einige vielleicht zu viel sein könnte, weil die Folge wenig Unterscheidung, wenig Abwechslung bedeutet. "The Sting" ist insofern die Ausnahme, als eine Gastsängerin, Sigrid Nilsson, dabei ist. Das Duett erinnert entfernt gar an die Kooperation zwischen Nick Cave und Kylie Minogue. Auch der letzte Song hebt sich ein wenig aus der Masse heraus. Der vordergründige Einsatz der Perkussion unterstreicht das und Carping wirkt hier gesanglich auch etwas forscher. Hier klingt er doch fast wie Barry McGuire ("Eve Of Destruction")!
Fazit: Aus meiner Sicht eine sehr schöne Folkplatte der alternativen Art, mit starken Spuren von Nick Drake, sehr viel Gefühl und Nachdenklichkeit ausdrückend, wahrscheinlich ein sehr persönliches Werk des Künstlers, von fast durchgehender hypnotischer Stimmung. Ich kann nur empfehlen, sich darauf einzulassen, und wenn man sich mit dem etwas ungewöhnlichen Gesang anfreunden kann, wird man darüber hinaus die meiste Freude an der schönen und sorgfältigen und feinfühligen Instrumentierung der Songs haben!
Line-up:
Jonas Carping (vocals, acoustic guitar, slide guitar, solo guitar, harmonica, e-bow, mandolin)
Martin Karlsson (bass, percussion, electric guitar, acoustic guitar, slide guitar, tremolo guitar, solo guitar)
Sofie Dahlin (violin)
Sigrid 'Snäckan' Nilsson (vocals, background vocals)
Marika Dahlbäck (cello)
Jonas Siikanen (djembe)
Anna Wessberg (background vocals)
David Sjölund (pedal steel)
Tracklist
01:Left In Here
02:Underground
03:Anything
04:The Sting (with Sigrid Nilsson)
05:Serenade
06:Rulers
07:The One
08:One More Song
09:Sideways
10:Leaving Now
(all songs written by Jonas Carping,
except #2 by Jonas Carping & Martin Karlsson)
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