Ein ziemlich schräges CD-Cover und ziemlich schräge Fotos und Darstellungen im Booklet, colourierte und mit Feder nachgezogene Bilder, unter den Titeln jeweils Fragmente - Botschaften?? Wenn die dann so gemeint sind, wird es nicht unbedingt fröhliche Musik werden, mit nicht unbedingt glücklichen Texten, die sich aber sicherlich nahe an der Wirklichkeit bewegen werden; an Keith Caputos Wirklichkeit.
So mein erster Eindruck ohne zu hören!
Ein kurzes Intro, ein paar Sekunden nur, läßt die CD beginnen - den Titel zu lesen, dauert schon fast länger: "Departure Into The New Affection & New Noise".
Schleppende Instrumentierung, irgendwie sanft-lyrisch beginnt nun der zweite Titel: "Mother" »cant't you hear them crying«. Sparsam, wie fast alle folgenden Titel in seiner gesamten Art. Ein schöner, ruhiger Titel, der mich ein wenig an Radiohead erinnert und mich auf weiteres hoffen läßt. Auf Rockigers zum Beispiel und mit "Monkey" hat Caputo einen guten Anfang gemacht. Treibendes Schlagzeug und treibender Gitarrensound, eingängig in Strophe und Refrain, wird hier gute Rockmusik gespielt - nun, vielleicht etwas zu gut, vielleicht etwas zu gefällig.
Übergangslos geht es in die nächste Runde. Wieder sparsamst instrumentiert und mit dem Hang, "Mother" nachzuempfinden. »Ashes to ashes, dust to dust ... lets just get out of this mess« - das kann nun auch nicht gerade als Freudenhymne gespielt werden. Der Refrain, etwas erlöst-freudiger, wenngleich doch noch sehr gedrückt gespielt, gibt dem Ganzen schließlich doch einen melodiöseren Anstrich. K.C. singt hier in den 'höchsten' Tönen - nun ja, es paßt zum Titel und es gibt künstlerische Freiheit.
"Droom Kleuren" ist vom Gesang her liedermachermäßig, hätte von der ganzen Art auch prima zu Marianne Faithfull gepaßt und würde ihr sehr gut gestanden haben, mit der rauchigen Stimme. Es geht ruhig los und steigert sich mit 'aufgeregter' werdendem Gesang und wird dann aber in einer Art Refrain wieder (leider) gefälliger, bleibt nicht bei seiner anfänglichen Art. Musikalisch sind Anleihen eines Nick Cave zu finden: leicht- bis mitteldüster.
In Titel sechs geht Caputo richtig aus sich raus (hatte ich zunächst gedacht). Schreiend, begleitet von aggressiver Musik beginnt er Teil eins des Albumtitels. Vorzugeben und zu leben wie man selbst nicht ist, nicht sein will, nur den anderen, der Allgemeinheit genügen (frei aus dem Waschzettel übersetzt). Aber irgendwie bringt der Track nicht den 'Knalleffekt', der mir bisher immer noch fehlt. Immer, wenn ich denke: j e t z t, wechselt er die Richtung oder ist zu Ende. So schnell gehen nun vier Minuten herum und ohne einen Übergang geht es experimentell, die Keyboards testend, einminütig über zu Nummer acht. (Die Frage nach "How Happy Is This Heart Of Mine?" ist damit definitiv beantwortet.).
Part 2 des Titeltracks entschädigt mich etwas. Da klingt es musikalisch und gesanglich nach Pink Floyd: Sparsam, doch konsequent und konkret. Man wird erinnert an ein ruhiges "The Wall"-Stück, nach Geschichten, nach Idee und Vorstellung. Die knapp fünf Minuten sind ruckzuck vorbei. Das höre ich mir gleich noch mal an - mein Favorit bisher auf dieser CD!
Wieder sehr behäbig und ruhig startet "Always". Der Refrain steigert sich
ein wenig in seiner Kraft, bekommt den Anstrich eines 'Liebesliedes'. So was in der Art, mit diesem Gesang, dem Baß, dem Rhythmus, hab ich auch schon beim leider verstorbenen Roy Orbison gehört.
"Fix Pop Bang Shot" ist in der Art eines Tom Petty gearbeitet: Ein wenig country-slide-Gitarre, gleichmäßig durchgespieltes Schlagzeug, recht eingängige Melodie... .
Dann ein Übergang in den instrumentalen Bereich, Sitar-Anklänge(?). Ein kleiner, klitzekleiner Klangteppich baut sich für 30 Sekunden auf. Und der verschwindet im elften Titel. Dunklere Trommeln, rockigere Gitarren, selbst eine Steigerung im Refrain: "Kill With God". Als liefe eine Stoppuhr mit, endet das Ganze bei 3 ½ Minuten. Viele der Songs wären sicherlich ausbaufähiger, alle enden irgendwie im Irgendwo.
Ins Stille, ins Ruhige zurückgekehrt, lebt K.C. den Blues in Liedermachermanier. Bescheiden, ohne Ansprüche, zunächst (ein-doch-noch-Aufbegehren ist gegen Ende nicht überhörbar) ohne Aufbegehren - einfach so dahin.
Einen Titel darf ich noch hören, der im Stil dem schon Gehörten gleicht. Nun ja, gemütlich und eingängig, aber irgendwie plätschert er auch so dahin. Die erneute Steigerung kommt zu spät, die Zeit geht vorbei, ebenso wie dieser Song.
Danke!
Sicherlich ist dieses zweite Album gegen jeden materiellen Trend. Eher ein ideelleres, das sich nicht anpassen will (in allgemeine Formen drängen lassen will) und in dem viel Herzblut steckt und sicherlich besingt Keith die Welt aus seiner eigenen Sicht: So, wie er sie sieht.
Ich habe die CD nun öfter angehört, es wurde aber nicht besser, ein paar gute Sachen und viele normale, gefällige Stücke. Zum Teil träge und schwermütig (gesanglich und musikalisch). Irgendwie kann er sich nicht entscheiden, vielleicht ist es ja so gewollt (gegen den allgemeinen Trend).
Für mich ist es keine CD, die in meiner Sammlung Bestand hat, schade eigentlich - oder auch nicht.
P.S.:
Stunden später geistern mir noch Refrainfetzen im Kopf umher, der Künstler hat sein Ziel erreicht: Man merkt sich seine Musik!
Spielzeit: 52:41, Medium: CD, Eigenproduktion, 2006, Singer/Songwriter
01:Departure Into The New Affection & New Noise 02:Mother 03:Monkey 04:Ramshackle 05:Droom Kleuren 06:Lamb To The Slaughter (Hearts Blood On Your Dawn Part 1) 07:How Happy Is This Heart Of Mine? 08:I Wanna Fly (Hearts Blood On Your Dawn Part 2) 09:Always 10:Fix Pop Bang Shot 11:Kill With God 12:Livin The Blues 13:Our Moon Our Stars (The Shakes)
Tom Machoy, 16.08.2006
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