Schau mal, Mutti, ein Rockstar!
Vor dem Konzert der Georgia Satellites im belgischen "Spirit of 66"
konnten wir ein kurzes Gespräch mit Basser Keith Christopher führen. Während
des Gespräches zappelte Keith clownesk herum und versuchte, einen -
offensichtlich nass gewordenen - Zigarrenstummel anzuzünden. Es handelte sich
um eine kubanische Zigarre, die er verständlicherweise nicht so schnell
abschreiben wollte.
RockTimes: Erst Mal vielen Dank für deine Zeit, Keith! Fangen wir mit einer "warm-up"-Frage an: Wie war die Fahrt hierher?
(Anmerkung der Red.: Der Tourbus war defekt in Berlin liegengeblieben, also musste improvisiert werden.)
Keith Christopher: Welche Fahrt? (lacht)
RockTimes: Die von Lauchhammer nach Verviers.
Keith: Von wo nach wo? Sorry, bei einer Tournee weiß ich meistens nicht, wo wir sind, also ist die Fahrt ist eine ständige Reise. Ich weiß nicht mal
so genau, wo wir hier sind. Wir hatten gestern einen Tag Pause, da sind wir
in Frankfurt gewesen. Die Stadt kenn ich ganz gut. Wir haben uns dort ein
wenig ausgeruht.
RockTimes: Was ist Dein nächstes Projekt?
Keith: (lacht) Mit dieser Band?
RockTimes: Mit welcher auch immer!
(Der Rest der Band inklusive Crew setzt sich mit jeder Menge chinesischem
Essen an unseren Tisch.)
Keith: Glaubt ihr, das ist hier ein guter Platz für ein Interview?
RockTimes: Vielleicht sollten wir uns lieber in eine Ecke verkrümeln.
(Wir ziehen also mit unserem ganzen Kram um.)
RockTimes: Gut, versuchen wir es noch mal. Also: was ist Dein nächstes Projekt?
Keith: Nun, nach dieser Tour gehe ich zurück nach Manhattan. Ich habe da eine eigene Band, mit der ich Songs schreibe. Die Band gibt es schon seit den
späten 60'er Jahren, sie heißt Young Blood. Wir gehen am 10. Dezember ins
Studio. Wir haben ungefähr 14 Stücke geschrieben, kurz bevor ich hierher kam.
Das ist das wichtigste nächste Projekt. Außerdem habe ich einige andere
Bands, bei denen ich spiele, unter anderem Ten Cent Radio. Manchmal ist es
Funk, manchmal Akustik-Kram.
RockTimes: Wie bist Du dazu gekommen, Bass zu spielen?
Keith: Keine Ahnung! (lacht) Ok, als ich aufwuchs, gab es für jede Band 5 Drummer, 5 Gitarristen, 5 Sänger - aber nie wollte jemand Bass spielen.
Also dachte ich mir: Ok, ich spiele Bass!
RockTimes:Gute Antwort! Es gibt ein Paradigma bei den unterschiedlichen Möglichkeiten, Bass zu spielen: manche Bassisten benutzen ein Plektrum,
andere lehnen das entschieden ab und zupfen nur mit den Fingern. Wie denkst
Du darüber?
Keith: Na ja, es kommt darauf an, was für den jeweiligen Song das Beste ist. Ich spiele allerdings meistens mit den Fingern. Aber manchmal benutze
ich ein Plektrum, weil... wenn ich damit die Seiten anschlage, gibt das einen
speziellen Sound. Ok, ein BOUM ist ein BOUM, aber manche Lieder verlangen
einfach einen anderen Swing, eine andere Energie. Ich weiß auch nicht, ich
bin nicht so gut in Interviews! (lacht)
RockTimes: He, die Dan-Baird-Band hat Glück, einen so gut zu ihr passenden Bassisten zu haben. Wie machst du diese tollen, druckvollen Bass-Lines?
Keith: Keine Ahnung! (lacht) Das ist eben Musik mit Seele! Ich mag es, wenn es swingt, also versuche ich mein Bestes, damit es swingt! Es ist
wichtig für einen Song, dass er Melodie hat. Ich habe hier mit zwei Gitarristen genug Möglichkeiten, den Songs Melodie zu geben. Die Gesangslinie gibt natürlich die Melodie für die Basslinie vor.
RockTimes: Jetzt würden wir Dir gerne einige Begriffe oder Namen nennen und Du sagst uns spontan Deine Assoziation dazu.
Keith: Na gut!
RockTimes: Euer Tourbus.
Keith: (Der Anstand verbietet uns, die erste spontane Reaktion zu
übersetzten...) Es ist ein alter Ambulanzwagen, aber er benötigt wohl selber eine Ambulanz.
RockTimes: Grunge.
Keith: Ich mag Grunge Musik.
RockTimes: Dolby 5.1.
Keith: Für DVD's? Klasse. Das ist, als wäre man mitten drin. Ich
wünschte, ich hätte von allen unseren Shows eine solche DVD. Das wäre großartig! (lacht) Ich könnte mir das zu Hause angucken und sagen: Hey das bin ich, der da spielt, YEAH!
RockTimes: Georgia Satellites.
Keith:(grinst) In welchem Zusammenhang?
RockTimes: Einfach Deine erste Assoziation.
Keith: Puh!. Ok, es gibt eine Band aus England, The Satellites, gute Band. Keith and the Satellites. Hm. Es ist einfach ein cooler Name.
RockTimes: OK, das letzte Wort, Budweiser.
Keith: Meistens erfrischend!
Nach dem Interview spielte ein gut gelaunter Keith Christopher eine klasse
Show mit einem swingenden Bass.
Interview mit Keith Christopher, 2004
Ella und Olli "Wahn" Wirtz, 15.11.2004
|