Lars Cleveman / Under The Influence
Under The Influence Spielzeit: 41:26
Medium: CD
Label: Outbox Music, 2014
Stil: Alternative Rock


Review vom 22.11.2014


Wolfgang Giese
Es kam mir gleich bei den ersten Songs etwas merkwürdig vor, und zwar: Welchen ungewöhnlichen Gesangsstil legt dieser schwedische Künstler nur vor? Ist das Methode oder was steckt dahinter? Nun, ein Blick ins Internet erbrachte dann die Lösung: Lars Cleveman ist Opernsänger und hat sich bereits im Besonderen bei Wagner-Produktionen hervor getan - nur, wie passt das dann zu dieser Musik?
Es ist wohl nicht das erste Mal, dass sich der Künstler außerhalb seines angestammten Genres bewegt, hatte er doch einst zusammen mit einem gewissen Martin Rössel Schwedens erste elektronisch geprägte Underground-Band, Dom Dummaste, gegründet. Aber solche Musik können wir auf dieser Platte nicht erwarten, denn hier geht es in eine andere Richtung.
Track eins startet mit einem offensichtlich heftigen Streitgespräch unter mehreren Personen, bis dann ein Chor übernimmt und dem Protagonisten das Feld für Gesang ebnet, der sogar ein wenig Ähnlichkeit hat mit einigen von Ringo Starr gesungenen Songs. Und der ist ja nun alles andere als ein Opernsänger bzw. grundsätzlich kein begnadeter Sänger. Dieses Stück rumpelt im altertümlichem Rockstil mit schrägem Gitarreneinsatz, der auch in die Sechziger zu verfrachten wäre. Mit den Siebzigern geht es weiter: Eine Mischung aus Cream und Mountain tut sich mit "European Psycho" auf, bis dann beim dritten Song durch den Beginn mit dem Streicherarrangement ein gewisses musikalisches Entgegenkommen für den Protagonisten geschaffen zu werden scheint. Schwirrende Orgel mit Leslie-Einsatz, stampfendes Schlagzeug und verzerrte Gitarren entführen jedoch alsbald wieder in den rockigen Kosmos, bis wir mit "Back To The Dream" auf das mit fast acht Minuten längste Stück der Platte stoßen - eines, das sich langsam aufbaut, sich Zeit lässt und Raum für interessante Ausgestaltungen des Arrangements bietet. Dieses beinhaltet psychedelisch fliegende Elemente à la frühe Pink Floyd und einen gesprochenen Zwischenteil.
"Follow Me" - schwer reißend streichen die Geigen, behäbig schleppend schleicht der Rhythmus und mit "Gallows Pole" erwischt uns nun der Blues. Dieser alte traditionelle Bluestitel wird gesanglich wie durch ein Megaphon gejagt gestaltet und die akustischen Gitarren treiben sich gegenseitig mit dem dreschenden Schlagzeug an. Eine skurrile Art in der Interpretation eines Bluessongs, in der Tat.
Ich werde aufgeschreckt durch einen Fuzz-Bass und wilde psychedelische Exkursionen, hier wieder mit flirrenden Geigen untermalt, dem recht fetzigen "Big Jim", bis ich mit dem neunten Song gefesselt auf ein düster wirkendes Arrangement stoße. Ja, das wäre ein Titel, wie ihn Scott Walker heute perfekt singen könnte. Hier klingt es trotz der befremdlichen Atmosphäre jedoch noch relativ normal.
Zum Schluss gibt es noch einmal ein gewisses Dahinschweben mit einer von der Slidegitarre durchzogenen Melodie. So bleibt mir resümierend festzuhalten, dass diese Musik ungewöhnlich ist, mitunter von skurrilen Elementen bestimmt, aber letztlich mit ganz eigener Note, und das ist ein besonderes Lob wert. Denn wer wagt einerseits heutzutage noch so etwas und kann es andererseits auch noch so überzeugend vortragen? Wenn einem so viel Ungewöhnliches widerfährt, ist das einen Tipp schon wert!
Line-up:
Lars Cleveman (lead vocals, keyboards)
Michael Blair (drums, percussion, voice - #5)
Pär Ulander (accordion)
Julia Rössel (background vocals)
Stockholm Strings [Hanna Ekström & Anna Dager] (strings)
Björn Eriksson (drums)
Martin Rössel (guitars, electric bass, drums, percussion, keyboards, background vocals)
Tracklist
01:Mood Swings
02:European Psycho
03:Suffering Artist
04:The Devil's Work
05:Back To The Dream
06:Follow Me
07:The Gallows Pole
08:Big Jim
09:Secret Rebels
10:The Frantic Dr. Moore
(all music written by Lars Cleveman and Martin Rössel
except #7, which is our own version of an old blues song)
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