Es ist so, wie es ist. Grundsätzlich mag ich eigentlich nur die Originale! Erst einmal.
Dann kann es aber auch sein, dass ich die Originale mag, aber bestimmte Interpretationen viel mehr. Einige Coverversionen, die sich vollends vom Original abkehren, gleichwohl es noch erkennen lassen, halte ich für interessant. Und dann gibt es noch Covers, die mich mit Grauen bedrohen. Im Falle von Marc Cohn ist es so, dass mein allererster Satz Anwendung findet. Es gilt also herauszufinden, warum ich diese Coverversionen den Originalen nicht vorziehe, und dennoch sehr angetan bin von diesen Interpretationen.
Doch erst einmal ein Stückchen zurück.
Der 1959 in Ohio geborene Künstler erweckte meine geschätzte Aufmerksamkeit, als im Jahre 1991 der Titel "Walking In Memphis" an mein Ohr drang. Den mochte ich und ich mag ihn heute noch. Sein Debüt ist für mich auch bis dato sein bestes Album geblieben, "Ghost Train", "Silver Thunderbird", "True Companion", alles hervorragende Stücke! Aber auch die drei Nachfolger brachten noch den einen oder anderen respektablen Song.
Gerade seine bislang letzte Platte aus 2007, "Join The Parade", verfügte über einige starke Nummern. Also hat sich Cohn im Laufe der Jahre dadurch ausgezeichnet, einige sehr gute Songs geschrieben zu haben und man wundert sich, dass er nun komplett auf Fremdkompositionen ausweicht.
Erklärt wird es dadurch, dass eine besondere Hommage mit Lieblingsstücken vorgelegt werden sollte, die im Jahre 1970 veröffentlicht wurden. Diese Titel seien wichtig für die weitere Entwicklung als Musiker gewesen. "Listening Booth", ja daran erinnere ich mich noch, diese Hörkabinen, in denen man ungestört aktuellen Klängen lauschen konnte. So wird das bei Cohn im Jahre 1970 dann auch wohl gewesen sein.
»It was the year that the Beatles broke up. Simon and Garfunkel too. It was the beginning of a new decade, but it wasn't really 'the '70's' yet. 1970, at least musically, still felt like the '60s somehow.«
Als Produzenten holte er sich hierzu John Leventhal ins Boot. Ein namhafter Musiker, der seine typische Handschrift nicht nur bei aktuellen Alben seiner Ehefrau Rosanne Cash hinterließ, sondern seine 'Duftmarke' zahlreichen anderen Produktionen aufsetzte. Das kann gut sein, aber auch schlecht hinsichtlich dessen, dass die Persönlichkeit des aufnehmenden Künstlers zu arg in den Hintergrund gedrängt wird.
So prägt Leventhal auf dieser Platte sehr stark den Sound, vielleicht zu viel? Das möge jeder selbst entscheiden. Letztlich muss das kein Nachteil sein, geht es hier doch erst einmal nicht um Songs von Cohn, sondern in erster Linie um Interpretation von Fremdtiteln.
Und, es ist nicht so, dass ich diese Interpretationen nun für schlecht halte, nein, ihnen wohnt eine besondere Art der Ausgestaltung inne, teilweise mit unerwarteten Ergebnissen, mit überraschenden Wendungen, wodurch der eine oder andere Song durchaus einer Frischzellenkur unterzogen zu sein scheint.
Aber dennoch, und ich bleibe dabei: Die Originale liegen mir einfach besser. Bei der Gestaltung der Nummern helfen hochqualifizierte Musiker, die professionell dafür sorgen, dass musikalisch alles einwandfrei ist, einige Duettpartner stellten sich auch singenderweise zur Verfügung.
"Wild World", das klingt schön, "No Matter What" ist das mir liebste Stück, "Into The Mystic" beinhaltet feine dramatische Momente, "Tears Of A Clown" ist für mich persönlich ein Ausrutscher, und auch "After Midnight" mag ich so gar nicht; der "New Speedway Boogie" kommt noch am kraftvollsten und ist am wenigsten sentimental.
Cohns raue und ausdruckstarke Stimme, stets mit einem Hauch Melancholie überzogen, gibt den Songs einen guten Anstrich.
Also, ich bevorzuge die Originale, schätze aber die Musik auf dieser Platte - mit kleinen Einschränkungen, denn gut gelungen ist es den Musikern, das kann man ihnen beileibe nicht absprechen!
Line-up:
Marc Cohn (vocals)
John Leventhal (guitars, bass, keyboards, organ, percussion)
Dan Rieser (drums - #1, 2, 4, 5, 7, 8, 9, 11)
Shawn Pelton (drums - #3, 10)
Rick De Pofi (horns, percussion)
Tim Luntzel (upright bass - #6)
Rich Hinman (pedal steel - #9)
India.Arie (vocals - #4)
Kristina Train (harmony vocals - #8)
Aimee Mann (harmony vocals - #9)
Jim Lauderdale (harmony vocals - #10)
Kenny Williams (harmony vocals - #5, background vocals - #3)
Curtis King (background vocals - #3)
D-Train Williams (background vocals - #3)
Tracklist |
01:Wild World (Cat Stevens)
02:Look At Me (John Lennon, I Am The Walrus (excerpt) (Lennon-McCartney)
03:Maybe I'm Amazed (Paul McCartney)
04:Make It With You (David Gates)
05:The Letter (Wayne Carson Thompson)
06:The Only Living Boy In New York (Paul Simon)
07:After Midnight (J.J. Cale)
08:The Tears Of A Clown (Henry Cosby, Smokey Robinson, Stevie Wonder)
09:No Matter What (Pete Ham)
10:New Speedway Boogie (Jerry Garcia, Robert Hunter)
11:Into The Mystic (Van Morrison)
12:Long As I Can See The Light (John Fogerty)
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Externe Links:
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