Kundige des Genres könnten gleich über einen Namen im Line-up stolpern: Vincent Cavanagh. Genau, dieser Herr ist Mitglied der Band Anathema. Vincents Bruder Danny war es, der einmal empfehlend auf Petter Carlsen hinwies, und zwar auf die seiner Meinung nach unglaubliche Stimme und dessen wunderschönes Songwriting.
Herr Carlsen stammt aus Alta in Norwegen und hat im Jahr 2009 sein erstes Album veröffentlicht. "Clocks Don't Count" ist sein zweites Werk. Die Musik hat einen grundsätzlich melancholischen Charakter - typisch Norwegen, könnte man sofort vermuten. Doch es ist nicht nur Melancholie, die die Musik bestimmt. Mir fallen noch Begriffe wie Magie, Schönheit und Verträumtheit ein - das alles zu teils üppigen Arrangements vereint.
All dieses findet sich bereits im Eröffnungssong, eingeleitet durch zarte Klänge des E-Pianos, untermalt vom schleppenden Schlagzeug. Dazu die feminin klingende Stimme, hier von Unni Wilhelmsen, einem Star der Singer/Songwriter-Szene Norwegens, unterstützt. Die Streicher- und Gesangsarrangements heben den Song hinauf in Sphären, die wie auf Wolken gebettet zu sein scheinen. Alternativer Rock scheint für den rockenden Titel "Spirits In Need" Pate gestanden zu haben, bei dem elektrische Gitarren mit breitflächig gespielten Parts gestaltend den Ton angeben. Dieses gewisse Indie-Flair durchzieht die Musik und ist mal stärker, mal weniger ausgeprägt.
Ein Merkmal ist auch der Gesang des Protagonisten in relativ hoher Stimmlage. Insgesamt wird ein fast durchgehender Stil geboten, der seine Unterschiede dennoch durch die Wahl verschiedener Zutaten vorzeigt, wobei auch der Pop-Sektor nicht ausgespart wird. Ja, mitunter schimmert auch etwas A-ha durch. So wechseln sich verträumte Songs mit noch verträumteren ab, wenn auf "Even Dead Things Feel Your Love" der Einsatz einer Trompete die Atmosphäre noch verdichtet und Spuren von Nils Petter Molvær einfließen lässt. Der oben genannte Vincent Cavanagh gibt sich auf "Built To Last" dann mit Gesang und Mellotron die Ehre, das gespenstisch aus dem Hintergrund auftaucht. Dieser Titel liebäugelt für mich durchaus mit Prog Rock. "A Simple Reminder" geht gar noch mehr in diese Richtung, wenn sich Druck mit Üppigkeit paart.
Auf jeden Fall ist dieses ein sehr interessantes Album geworden, das zu jener Sorte Musik zählt, die mit mehrmaligem Hören wächst und wächst. Nach dem spartanisch vorgetragenen, ruhigen "Home" - pianolastig interpretiert und mit einer schönen Melodie ausgestattet - verabschiedet uns "Waiting In The Wings" noch stiller, nur mit E-Gitarre begleitet, aus einer durchweg guten Platte, der es letztlich aber an einem bestimmten Song fehlt, den man spontan als Hit auskoppeln könnte. Mein persönlicher Single-Tipp wäre jedoch "Spirits In Need".
Aber halt! Nach Titel zehn geht es doch noch weiter. Ein Hidden Track wird angezeigt, dessen Titel mir vom Cover verschwiegen wird. Aber diese Zugabe zeichnet sich eher durch eine gewisse Distanz zur Hookline aus. Hier fließt die Stimmung erneut vor sich hin, dies aber angenehm und irgendwie beruhigend.
Line-up:
Petter Carlsen (vocals, guitars)
Wetle Holte (drums, percussion)
Glenn Philip Nilsen (bass)
Christer-André Cederberg (guitars)
Bernt André Moen (keys, piano)
Unni Wilhelmsen (vocals - #1)
Elisa Herbig (cello - #1, 6, 8)
John Mehus (violin - #1, 6, 8)
Anders Hofstad Sørås (pedal steel - #3)
Sjur Miljeteig (trumpet - #4)
Vincent Cavanagh (vocals, mellotron - # 5)
Tracklist |
01:Table For One
02:Spirits In Need
03:One Of Those Days
04:Even Dead Things Feel Your Love
05:Built To Last
06:The World Can Wait
07:A Simple Reminder
08:Cornerstone
09:Home
10:Waiting In The Wings
11:Bonus Track
(all songs written by Carlsen, except #1, 8 by Cederberg/Moen/Carlsen)
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