»Tschörmän Tellewischn is praudli priesent: Roger Chapman & The Shortlist«
- mit dieser grammatikalisch nicht ganz einwandfreien Ansage gab Albrecht Metzger am 18. Oktober 1981 den Ring für Chappo und seine Truppe frei. Es war 02:00 Uhr morgens und für mich die einzige Band, auf die ich wirklich gewartet hatte. Meinen anfänglichen Platz links vor der Bühne hatte ich irgendwann in den vergangenen Stunden gegen einen auf der seitlichen Tribüne getauscht, von wo aus ich das Treiben in der Essener Grugahalle immer noch gut verfolgen konnte.
Die Nordiren von den Undertones hatten die Rocknacht eröffnet und ihr Sänger Feargal Sharkey das für mich interessante "Teenage Kicks" in die noch junge Nacht gebrüllt. Danach kamen Mink DeVille und ihr Sänger Willy DeVille auf die Bühne und ich weiß nur noch, dass für mich (damals) der Bierstand im Voyer eine größere Anziehungskraft ausübte. Bei Black Uhuru waren dann aber Sly Dunbar und Robbie Shakespeare wieder von einem gewissen Interesse und die Macher des Rockpalast konnten sich rühmen, erstmals eine Reggae-Kapelle in der Eurovisions-Sendung zu haben.
Chappo aber fegte sie alle von der Bühne. Wie heute sehe ich dieses prollige Netzhemd, das er in jener Oktobernacht trug und in dem er uns mit seinem blues- und boogiegeschwängerten (Pub) Rock in andere Sphären schoss. Und dieses Ereignis (erneut) zu feiern, zog man unlängst bei Repertoire Records aus, ein feines Doppelpack an Audio-Genuss zu schmieden. Weil das aber noch nicht genug ist, gibt es direkt noch den kompletten Mitschnitt auf DVD - alles restauriert und remastert.
Bereits vor rund zehn Jahren war eine DVD erschienen, die mehrere Rockpalast-Konzerte von Chapman mit den Streetwalkers (1975) und auch der Shortlist (1979, 1981) in Deutschland gegeben hatte. Das hier vorliegende Material wurde allerdings komplett überarbeitet und um ein fettes Booklet ergänzt. Aufgemacht als Double Gatefold-Digipak in separatem Schuber kommt die ganze Angelegenheit zudem recht schmuck daher.
Qualitativ gibt es am Sound der CDs nicht viel zu mäkeln, auch laut hört es sich noch ganz annehmbar an, keine weggeschnittenen oder hinzukopierten Applaussequenzen - alles live. Die Audio-Wahl der DVD lässt entweder regulären Stereo-Sound oder den im 5.1 Surround-Modus zu, die Basis für das Bildmaterial ist natürlich fast 35 Jahre alt und von daher müssen einfach ein paar Abstriche gemacht werden. Kameraführung und Bildauswahl passen, so dass dem Wiedererleben des Konzertereignisses nichts im Wege steht.
Es ist einfach herrlich, wie sich die Musiker vor Begeisterung selber in Rage spielen - da mögen exemplarisch nur die fantastischen Slide-Einlagen Erwähnung finden, oder auch die kleinen Saxophon-Exzesse bei u. a. "Common Touch". Natürlich ist der Meister am Mikro der absolute König der Bühne, schuftet und rackert, als ginge es um seine persönliche Ehre (was ja eigentlich bei Musikern immer der Fall sein sollte).
Als Mitmusiker seien Poli Palmer an den Keyboards, ehemaliger Family-Kollege, der Multiinstrumentalist Steve Simpson, mit dem Chappo auch heute noch zusammen arbeitet, sowie Bad Company-Bassist Boz Burrell hervorgehoben, die Stücke wie das famose "Midnite Child" zu einem wahren Erlebnis machten; hierbei glänzte auch wieder Nick Pentelow an seinem Saxophon. Hört auch mal in "Jesus And The Devil" rein, diese Fiedel von Steve Simpson ist der Hammer.
Aber natürlich auch "Who Pulled The Night Down", ohne das ein Chapman-Gig nicht über die Bühne gehen darf. Ebenso dürfen "I Just Wanna Make Love To You" oder "Prisoner" fehlen. Ach was, da darf nix fehlen, kein Stück möchte ich von der Playlist gestrichen wissen. Besonders das fulminante Finale, das für mich irgendwie nach "Blood And Sand" beginnt, haut so richtig in die Vollen. Die Stücke werden immer wieder im Jam-Modus in die Länge gezogen und lassen uneingeschränkte Spielfreude erkennen. Man ist (war) sich auch nicht zu schade, große Kollegen zu zitieren und so gibt es auf CD und DVD u. a. das sehr, sehr cool interpretierte "Stone Free" oder mit "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" eine Verneigung vor den Beatles; übrigens die einzige von Chapman jemals gespielte Live-Version dieses Stücks. Auch die Stones kamen nicht ungeschoren davon und wurden in einem großartigen "Let's Spend The Night Together" für die Rocknacht verewigt.
Am Ende gibt es den "Prisoner" noch ein zweites Mal und dann ist Schluss mit den Scheiben - übrigens sind CDs und DVD in der Abfolge komplett identisch und es wurde weder hier noch dort gekürzt. Ein feines Teil, das zwar nichts Neues bringt, aber in der Aufmachung eine lohnende Investition darstellt. Bei mir dreht es sich seit der Lieferung auf jeden Fall non-stop im Player.
Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch eine qualitativ ebenso gut überarbeitete Aufnahme der australischen Kollegen von Cold Chisel, mit denen Chappo seinerzeit durch Europa tourte - was für ein Doppelpack das damals gewesen ist….
Line-up:
Roger Chapman (vocals)
Geoff Whitehorn (guitar, vocals)
Steve Simpson (guitar, violin, accordion, mandolin, vocals)
Boz Burrell (bass)
Tim Hinkley (keyboards, vocals)
Poli Palmer (vibraphone, synthesizer)
Nick Pentelow (saxophone)
Stretch (drums)
Tracklist |
CD 1:
01:Intro/Who Pulled The Night Down
02:Keep Forgettin'
03:Unknown Soldier
04:Ducking Down
05:I Just Want To Make Love To You
06:Killing Time
07:He Was, She Was
08:Hang On To A Dream
09:Prisoner
10:Short List
11:Hyenas Only Laugh For Fun
CD 2:
01:Common Touch
02:Making The Same Mistake
03:Midnite Child
04:Stone Free
05:Goodbye Reprise
06:Blood And Sand
07:Let's Spend The Night Together
08:Jesus And The Devil
09:Can't Get In
10:Hey Bo Diddley
11:Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band
12:Help Me
13:Prisoner
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DVD:
01:Intro/Who Pulled The Night Down
02:Keep Forgettin'
03:Unknown Soldier
04:Ducking Down
05:I Just Want To Make Love To You
06:Killing Time
07:He Was, She Was
08:Hang On To A Dream
09:Prisoner
10:Short List
11:Hyenas Only Laugh For Fun
12:Common Touch
13:Making The Same Mistake
14:Midnite Child
15:Stone Free
16:Goodbye Reprise
17:Blood And Sand
18:Let's Spend The Night Together
19:Jesus And The Devil
20:Can't Get In
21:Hey Bo Diddley
22:Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band
23:Help Me
24:Prisoner |
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Externe Links:
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