Rosanne Cash / The List
The List Spielzeit: 40:11
Medium: CD
Label: Manhattan Records, 2009 (USA), 2010 (D)
Stil: Country, Folk, Singer/Songwriter


Review vom 10.01.2010


Wolfgang Giese
Mit ihrem Album "Seven Year Ache" trat Rosanne Cash im Jahre 1981 in mein Leben. In ihr eigenes Leben trat sie am 24. Mai 1955 in Memphis als eine der Töchter von Johnny Cash. 1978 erschien ihr erstes, gleichnamiges Album, für Ariola. Damals in München produziert, ist es aktuell nicht erhältlich. In ihrer Heimat war dann der Startschuss das im Jahr 1979 veröffentlichte Album "Right Or Wrong". Weitere 9 Platten folgten, und nun steht "The List" in den Läden.
Nachdem bisher viele der von Rosanne eingespielten Songs autobiografische Texte enthielten, so hat auch die Zusammenstellung dieser zwölf Titel für das neue Album einen bestimmten Hintergrund. Als Rosanne 18 Jahre alt wurde, händigte ihr Vater ihr eine Liste mit 100 aus seiner Sicht wichtigen Musiktitel aus, damit sie ihr Wissen um die amerikanische Musik erweitern möge. Diese Liste hat sie bis heute aufbewahrt und hieraus die Zusammenstellung für diese Platte herausgesucht. Damit erinnert sie noch einmal auf ganz besondere Art und Weise an ihren Vater.
An der Auswahl der Titel wird auch deutlich, wie Johnny Cash selbst vom Reichtum der amerikanischen Musik beeinflußt war. So sind es nicht nur reine Country-Titel dabei, sondern auch Songs aus den Bereichen Gospel, Blues, Rock 'n' Roll, Folk und Rockabilly. Als Produzent und Gitarrist ist auch bei diesem Album Rosannes Ehemann, John Leventhal, prägend tätig geworden. Mit viel Fingerspitzengefühl hat das Ehepaar den Stücken eine prickelnde Atmosphäre verpasst.
So ist kein Album entstanden, das vordergründig sensationell ist, sondern tiefe, emotionale Musik von allerhöchstem Anspruch hervorbringt, die viel zu schade ist für schnelllebige Charts. So finden wir gelungene Interpretationen von Musikern wie Jimmy Rodgers, Bob Dylan, Merle Haggard und vielen anderen auf der CD, die hier allesamt ein neues Gesicht erhielten. Es handelt sich also keinesfalls um simpel nachgespielte Klänge!
So ist es nun dazu gekommen, dass dieses Rosannes erstes Album ist, auf dem keine eigenen Kompositionen zu finden sind. Sie macht sich die Fremdtitel jedoch durchaus zu eigen und haucht ihnen mit viel Einfühlungsvermögen ihre ganz persönliche Ausstrahlung ein. Und dieses in einer überwiegend ruhigen und folkigen Atmosphäre. Ja, eine Country-Platte ist das nicht! Wert wurde hier offensichtlich auf subtile Elemente gelegt. Das Detail liegt oft im Verborgenen, die Schönheit erschließt sich vollends erst in der Tiefe.
Mitgeholfen haben Gaststars wie Bruce Springsteen ("Sea Of Heartbreak"), der dezent, aber bestimmt, fast im Hintergrund bleibt, Elvis Costello, auf dem Stück, das hier in Deutschland durch Peter Alexander bekannt wurde ("Ich zähle täglich meine Sorgen"), im Original "Heartaches By The Number" betitelt und Jeff Tweedy mit "Long Black Veil" sowie Rufus Wainwright mit dem schönen "Silver Wings".
Mit dieser Liedauswahl und deren Interpretationen hat Rosanne nach dem letzten Album "Black Cadillac", das eher von Düsternis und Trauer über den Tod des Vaters, der Mutter und der Stiefmutter geprägt war, nun ein weiteres Andenken an ihren Johnny Cash hinterlassen, dieses Mal jedoch mit mehr positiver Ausrichtung, wenngleich einigen Titeln eine gewisse Melancholie anhaftet, was aber an der grundsätzlichen Struktur der Songs liegt.
Mein Tipp, eine klare Kaufempfehlung!
Tracklist
01:Miss The Mississippi And You (William Heagney) 3:12
02:Motherless Children (A. P. Carter) 3:06
03:Sea Of Heartbreak (w/ Bruce Springsteen) (Hal David, Paul Hampton) 3:06
04:Take These Chains From My Heart (Hy Heath, Fred Rose) 3:32
05:I'm Movin' On (Hank Snow) 3:45
06:Heartaches By The Number (w/ Elvis Costello) (Harlan Howard) 3:21
07:500 Miles (Hedy West) 3:04
08:Long Black Veil (w/ Jeff Tweedy) (Danny Dill, Marijohn Wilkin) 3:10
09:She's Got You (Hank Cochran) 3:07
10:Girl From The North Country (Bob Dylan) 3:32
11:Silver Wings (w/ Rufus Wainwright) (Merle Haggard) 3:45
12:Bury Me Under The Weeping Willow (Carter) 3:33
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