Corbett, ein nicht unbedingt geläufiger Name im Musikbusiness, dabei ist der hauptsächlich Mandoline spielende, in Omaha geborene Musiker seit fast 20 Jahren im Geschäft.
Mit John McEuen spielte er, oder mit den Acousticats. Weitere 'Arbeitgeber': Jennifer Warnes, Psychedelic Cowboys oder Mike Ness. Dieses ist des Künstlers drittes Album nach den Vorgängern aus 2001 und 2004. Nach eigenem Bekunden hat er eine gewisse Liebe zu Liedern des Westens entwickelt, Geschichten aus Kalifornien, Colorado und Wyoming. Einer der Titel behandelt allerdings die Geschichte vom Checkpoint Charlie, diesem ehemaligen Grenzübergangspunkt in Berlin. (Textzeile: »I may never have touched the ground of freedom but tonight I ride« ). So heißt es also im Titelsong.
Die Musik ist sehr vielseitig, es finden sich neben Country im Bakersfield Sound und Bluegrass musikalische Ausflüge an die mexikanische Grenze, oder in das Reich des Country Rock. Hochkarätige Kollegen halfen ihm bei der Umsetzung, die Namen bitte ich der umfangreichen Auflistung im Line-up zu entnehmen.
Es gibt Musik, die mag ich von Anfang an so gar nicht und finde auch wenig Zugang, auch mit bestem Bemühen nicht. Dann gibt es welche, die mich aufmerksam macht, und der ich gern mein Gehör schenke, mit dem einen oder anderen Ergebnis als Folge. Entweder 'wächst' sie oder sie flacht ab. Und dann gibt es solche Scheiben, die zünden sofort - und genau das ist mir bei dieser Platte passiert. Die ersten Mandolinenklänge, diese Vokalharmonien, diese ansteckende und mitreißende Fröhlichkeit, dieses auch ohne Schlagzeug enorm swingende Eröffnungsstück, bei der Corbett seine Fähigkeiten auf der Mandoline ausspielen kann, dazu die Klänge von Fiddle und Banjo, klasse - Bluegrass erster Klasse ist das!!!
Und wenn ich dann schaue, wem unter anderem diese unwiderstehlichen Vokalharmonien zu verdanken sind, dann hüpft das Herz des Countryfans: Ich lese Herb Pedersen, der unter anderem mit Chris Hillman so viele tolle Titel eingespielt hat. Und dann "Is Anybody Goin' To San Antone" - mein Herz schlägt noch schneller und die Begeisterung scheint sich zu überschlagen, jaaaaaa, das ist genau das, was ich so liebe an dieser Musik. Nun wird der Bluegrass beiseite gestellt, das Schlagzeug treibt die Gitarren an, das Akkordeon verbreitet 'Tex-Mex-Feeling' par excellence! Dieses stellt sich auch im letzten Song ein, dort instrumental vorgetragen. Dazu ein weiterer alter Bekannter: David West, einigen vielleicht auch bekannt durch seine engagierten "Pickin' On....."-Projekte.
Im Wechsel von andächtig, balladesk, sanft rockend, melancholischer Ausrichtung und immer wieder Bluegrass, zieht sich ein roter Faden durch diese prachtvolle Produktion, für die der Künstler selbst verantwortlich ist. Das mit Bläsern angereicherte "Middle Of Nowhere" gibt noch eine Prise alten Jazz hinzu, inklusive klimperndem Honky Tonk-Piano, ein kleiner Trip in die 20er oder 30er Jahre von New Orleans scheint das zu sein, aber auch ein Saloon im Wilden Westen könnte Schauplatz dieser Szene sein.
Eigentlich reichen mir die ersten drei Titel bereits, um diese Platte 'auf den letzten Drücker' noch in meine Bestenliste für das Jahr 2010 einzureihen! Und wenn dann Anklänge an die Musik der Byrds sowie einen meiner liebsten Gitarrenhelden, an Clarence White, beim Titeltrack auftauchen, dann schmelze ich nur noch dahin …
Zwischendurch lockert ein Instrumental mit fingerfertigen Beiträgen auf ("Flip Flop Flingers"), bevor ein Western Swing noch einmal einen Wechsel bringt ("Welcome To Tom's Place"). Also - rundum Abwechslung wird geboten.
Es kommt nicht oft vor, dass innerhalb eines bestimmten Genres eine solche große Palette der Stile dargeboten wird, dem Künstler und seinen Mitstreitern seien hiermit mein ausdrücklicher Dank und meine Gratulation ausgesprochen für eine solche hervorragende Produktion! Klarer Tipp!
Eine Fortsetzung ist ausdrücklich erbeten und vielleicht kann man den einen oder anderen noch für eine Mitwirkung überreden, ich denke da ganz besonders an Chris Hillman! (Hi, Chris!) Übrigens erweist sich Corbett als ein Könner auf der Mandoline, neben den verschiedenen benutzten Instrumenten ist im Booklet zudem noch eine detaillierte Auflistung aller benutzter Instrumente zu finden.
Line-up:
Tom Corbett (vocal, guitar, rhythm guitar, mandolin, mandocello)
Bill Knopf (banjo - #1)
Phil Salazar (fiddle - #1, 7)
Bill Bryson (bass - #1, harmony vocals - #1, 6)
Herb Pedersen (harmony vocals - #1, 6)
David West (electric guitar - #2, 5, bass - #5, harmony vocals - #2, 9, 10, virtual tuba - #11)
Lorenzo Martinez (guitarron - #2, 12)
Otono Lujan (accordion - #2, 12)
Victor Bisetti (Bessetti) (drums - #2, 12)
Randy Tico (bass - #3, 6, 10)
Candy Girard (viola - #3, 6)
Claire Holley (harmony vocals - #3)
Mike Mullins (guitar - #4, 7, 9)
Tom Lee (bass - #4, 7, 8, 9)
Jonathan McEuen (harmony vocals - #4, 10)
Tom Lockner (drums - #5, 8, 10)
Nina Gerber (lead guitar - #6, 10, slide guitar - #10)
Tom Ball (harmonica - #8, 9, 10, bass harmonica - #10)
Tom Sauber (fiddle - #8, 9, banjo - #9)
Tom Rozum (electric mandolin, harmony vocals - #8)
The Toms (backing vocals - #8)
Kenny Sultan (guitar - #11)
David Bourne (piano, trumpet - #11)
Tracklist |
01:Here Comes The Border (3:10)
02:Is Anybody Goin' To San Antone (3:15)
03:Still Hear Her Crying (4:54)
04:Love Me One More Time (3:10)
05:Tonight I Ride (3:50)
06:Ease On Down The River (4:07)
07:Flip Flop Flingers (3:37)
08:Welcome To Tom's Place (3:35)
09:Grandpa Sittin' On The Front Porch (3:40)
10:17 Miles A Day (5:14)
11:Middle Of Nowhere (3:27)
12:Doce De Mayo (2:43)
(all tracks written by Tom Corbett, except #2 by David Kirby & Glenn Martin)
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