Tommy Cash / Six White Horses & Rise And Shine
Six White Horses & Rise And Shine Spielzeit: 54:55
Medium: CD
Label: SPV/Yellow Label (Epic), 2013 (1970)
Stil: Country


Review vom 27.09.2013


Wolfgang Giese
Ja, das ist Verwandtschaft! Und zwar handelt es sich bei Tommy und den jüngeren Bruder von Johnny Cash. Geboren wurde er am 5. April 1940 in Arkansas. Sein erster und größter Hit war "Six White Horses", der 1969 veröffentlicht wurde und die Attentate auf die beiden Kennedys und Martin Luther King behandelte. Dieser Titel ist auch der Namensgeber eines der beiden, auf dieser Veröffentlichung von SPV zusammengefassten Alben. Das andere heißt "Rise And Shine". Beide Platten stammen aus dem Jahr 1970. Die erste umfasst die Songs eins bis elf und die zweite den Rest der CD.
Klar, Tommy Cash stand stets im Schatten des großen und berühmten Bruders, konnte im Laufe seiner Laufbahn dennoch einige Hits verzeichnen. Gleichwohl, die großen Abräumer waren nicht dabei. Aufgewachsen mit harter Arbeit auf der Farm wurde er früh durch die Musik des großen Bruders inspiriert, die dieser in den Fünfzigern für Sun Records aufnahm. Während seiner Zeit in der Armee arbeitete er zeitweilig als DJ in Frankfurt am Main. Später, in der Heimat, spielte er in der Band von Hank Williams, Jr. und 1965 erschien auf dem Label Musicor eine erste Single und drei Jahre später die erste Langspielplatte auf United Artists. Hier nun zwei der Platten für Epic Records.
Mit "Six White Horses" startet die Scheibe und sofort hört man die Verwandtschaft, ist die Stimme des älteren Bruders doch irgendwie gegenwärtig, auch die Musik erinnert an ihn. Und so geht es weiter im typischen Country-Stil dieser Zeit, viel Annäherung an Popmusik, für einige vielleicht zu viel Schmalz, beispielsweise bei "Green Green Grass Of Home", einem Hit auch für Tom Jones, von dem das wohl einige eher kennen werden. Sehr druckvoll und für mich spannend wird es dann eher, wenn mit energischer Pedal Steel in Richtung Bakersfield gesteuert wird, wie zum Beispiel bei "Rise And Shine".
Der Anti-Hippie-Song von Merle Haggard, "Okie From Muskogee", mit dem Seitenhieb auf lange Haare und das Leben an der Westküste der USA fehlt ebenso wenig wie Eigenkompositionen in Form des schunkelnd-schmalzigen "I Owe The World To You". Nun, als Althippie verzeihe ich dem Tommy und dem Merle - unabhängig davon genieße ich die Musik des einen als auch des anderen Songs. Eine richtig saftige Schnulze gibt es noch mit "Don't Hold Your Breath". Hier erhebt sich der Bruder dann auch einmal aus dem tiefen 'Stimmtal' und versucht sich in höheren Lagen, was nicht unbedingt locker aus dem Handgelenk gelingt. Weiterhin spricht er noch einmal so richtig patriotisch in der Einleitung von "So, You're Tired Of America?". Tja, das ist schon manchmal arg mit einem kleinen politischen Rechtsruck versehen, so denke ich. Aber das wäre nun ein anderes Thema, bleiben wir bei der Musik.
Mit "One Song Away" startet dann die zweite Platte mit einem Lied über das Leben auf der Straße, ein Song noch und dann ist Tommy wieder zu Hause. Die Musik geht genauso typisch weiter, mal singt die von Elvis Presley bekannte Vokalgruppe The Jordanaires gospelartig im Hintergrund, auch Trompeten gibt es mal zu hören oder die für Johnny typische klackernde Gitarre, hier zum Beispiel auch bei "The Tears On Lincoln's Face".
Ein besonderes Plus stellt die hochprofessionelle Begleitband dar - großartige Musiker aus der 'Studioküche' in Nashville, die so manche Produktion veredelten. Mittlerweile ist der kleine Bruder auch zu Ehren des verstorbenen großen Bruders unterwegs gewesen, mit Songs aus dessen Repertoire - seit 2003 tourt er mit diesem Programm.
Line-up:
Tommy Cash (vocals, guitar)
Jerry Kennedy (guitar, Dobro, band leader)
Billy Sanford (guitar)
Pete Wade (guitar)
Harold Bradley (guitar)
Ray Edenton (rhythm guitar)
Chip Young (rhythm guitar)
Lloyd Green (steel guitar)
Bob Moore (bass)
Buddy Harman (drums)
Kenneth Buttrey (drums)
Hargus Pig Robbins (piano, organ)
Buddy Spicher (fiddle)
Charlie McCoy (harmonica, trumpet)
George Tidwell (trumpet)
The Nashville Edition (vocals)
The Jordanaires (vocals)
Tracklist
01:Six White Horses [Murray/Moody] (2:49)
02:I'm So Afraid Of Losing You [Frazier/Owens] (2:46)
03:The Long Black Veil [Dill/Wilkins] (2:29)
04:The Ramblin' Kind [Cash] (2:14)
05:Green, Green Grass Of Home [Putnam] (2:54)
06:Rise And Shine [Perkins] (2:16)
07:Okie From Muskogee [Haggard] (2:20)
08:I Owe The World To You [Cash] (2:36)
09:Don't Hold Your Breath [Wheeler] (2:50)
10:Top Of The Town [Kilgore/Rabbit] (2:30)
11:So, You're Tired Of America? [Cash] (3:48)
12:One Song Away [Reid] (2:30)
13:Rise And Shine [Perkins] (2:18)
14:The Tears On Lincoln's Face [Sutton/Lewis] (2:29)
15:Silver Wings [Haggard] (2:20)
16:Irma Jackson [Haggard] (2:10)
17:The Honest Truth [Cash/Sutton] (1:52)
18:A Free Man [Sutton] (2:18)
19:Memory Town [Peppers] (2:22)
20:Do What You Do, Do Well [Miller] (1:58)
21:Carried Away [DeWitt] (2:14)
22:The Fightin' Side Of Me [Haggard] (2:50)
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