Tony Corizia / Basswoodoo
Basswoodoo Spielzeit: 37:04
Medium: CD
Label: Modamusic, 2008
Stil: Alternative

Review vom 22.06.2008


Tom Machoy
Es wird behauptet, dass Tony Corizia »einer der fähigsten Bassgitarristen Italiens« ist. Nach dem Hören der CD schließe ich mich zumindest dem Geschriebenen in der Form an, dass er ein überaus befähigter Bassgitarrist ist. Mir fällt nämlich justament kein anderer italienischer Bassist ein, mit dem ich die CD vergleichen könnte.
Und: Sein Spiel ist aber schon sehr imponierend!
Die CD ist seine zweite nach "Bassology", die ein voller Erfolg war und über Warner vertrieben wird. So jedenfalls ist es auf seiner Homepage vermerkt. Dort ist auch zu lesen, dass Tony der derzeit einzige offizielle 'Endorser' für Yamaha-Bassgitarren in Italien ist. Ein großes Privileg (und eine große Verantwortung), was sich auch dadurch niederschlägt, dass das Yamaha-Wappen auf der CD zu finden ist.
Weiterhin erfährt man, dass einer seiner musikalischen Höhepunkte sein Mitwirken am Original Score für das Videospiel "Batman-Dark Tomorro" war.
Ich muss zugeben, beim ersten Durchgang war ich ziemlich verwirrt. Ich hatte mit anderer Musik gerechnet und zunächst das Gefühl, irgendwelche Masterbänder oder Probenmitschnitte zu hören. Die Qualität ist klasse, eher macht die, wie ich finde, konfuse Zusammenstellung der Titel den 'Mischmasch' aus - irgendwie eine Mischung aus allem Möglichen. Die Stücke sind durchweg sehr kurz (vierzehn Titel in siebenunddreißig Minuten) und wirken mitunter wie Sequenzen in einen Rahmen ("Basswoodoo I" und "II") gepackt, der die Aufschrift trägt: »Featuring Ian Paice«, der dann auch ein bisschen rumtrommelt. Dazu noch zwei Coverversionen, Duran Durans "Save A Prayer" und Mancinis "Rosaroter-Panther-Thema", was auch nicht eben sehr neu und einfallsreich erscheint. Es hat mich, sagen wir mal… - ernüchtert! Und nach dem dritten Hördurchgang sehe ich noch immer nicht, wo hier ein wirkliches Konzept sein soll.
Stattdessen erschließt sich mir immer mehr die Leistung des Musikers Tony Corizia. Ich kann nun immer deutlicher den Bass vernehmen, immer mehr hören, was er da spielt und wie. Also noch mal zurück zum Rahmen: Mit dem Trommeln und den Geräuschen soll wohl so eine Art Voodoo erzeugt werden. Das Instrument rahmt das Ganze ein, hält sich aber im Titel permanent zurück. Ich meine, ein kurzes Stück von "Mission Impossible" zu hören. Der Abschlussrahmen beginnt wie "Basswoodoo I", ist aber wesentlich kürzer.
Indianergesänge und Voodoo? Na ja, Hauptsache featuring Ian Paice.
"English Course" erinnert mich sehr stark an eine Zappa-Sequenz (auch durch Xylophoneinsatz), ganz davon abgesehen, dass es ziemlich funkig gespielt ist. Bassistisch gesehen, wird die meiste Zeit ein Motiv wieder und wieder gespielt, die kleinen Zwischenstücke werden sehr virtuos wiedergegeben und da können Freunde der dicken Saiten sicher jede Menge dazu lernen. Sehr ruhig und elegant spielt er den Tieftöner im balladesken "Soul Without Passport". Beppe Cantarelli (Jazzgitarrist) singt arienmäßig gut.
Duran Durans Cover ist eigentlich sehr sparsam arrangiert und instrumentalisiert. Ich hab jedoch den Eindruck, dass irgendwas im ersten Teil nicht so zusammenpasst: Barbara Schera Vanolis Gesang zur akustischen Gitarre (Alex Giallombardos) oder zum Bass. Am Schluss ist alles sehr passend, der Basseinsatz sehr filigran und ich hab den Eindruck, Tony spielt jede Note der Gesangstimme mit. Mit lang angehaltenem, ausklingenden Basston endet der Titel. "Nora" ist dafür von Drum-Loops und sehr varierender (zwischen gezupft und Funk) Bassbegleitung geprägt und bricht am Ende, inmitten des Pianoausklanges, ab.
Der Weltraumhund "Laika" bekommt seine Hommage gleich von vier Bassisten: T. Corizia (4 string fretless bass, 6 string bass arpeggios & tapping, accoustic bass), Alberto Viganó (7 string fretless bass), Jacopo Guiliano (6 string bass) und Stefano Forcella (4 string bass). Für mich bisher das interessanteste Stück!
Was vom Namen her so ähnlich klingt, wie "Sgt. Peppers…" der Beatles, klingt musikalisch wie Pippi Langstrumpf auf Bass. Sequenzähnlich und mit etwas über einer Minute kurz gehalten.
"Itaca" ist die "Albatross"-Version (Fleetwood Mac) auf italienisch. Corizia beweist Fingerfertigkeit - alle Achtung. "5 To 4" ist eine sehr experimentelle Nummer mit viel Scratching auf dem Plattenteller und einem sehr schönen Jazzanteil in Form der Trompete, geblasen von Fabio Beltramini. Vielstimmiger Gesang und später ein dicht aufgetragenes Instrumentarium mit hohem Tieffrequenzanteil kennzeichnen "Shaft In Bahia". Ein Bassstück, wie es im Buche steht ist natürlich das Thema vom "Rosaroten Panther".
Jedem Bassisten oder Bass-Fetischisten sei die CD ans Herz gelegt. Der Sinn erschließt sich sicher im Artenreichtum des Spiels, der differenzierten Technik und der Vielfaltigkeit der Yamaha-Bässe. Ihr mögt sagen, geile Scheibe, hör mal, wie der das spielt, und da… und dort… .
Jedem anderen (mich inbegriffen) kann ich nur sagen, es klingt verlockend, der Kracher ist es nicht. Es ist keine CD, wie wir sie von Herrn J. Bruce, Herrn D. Schmidt, Herrn H. Hattler oder Herrn T. Levin kennen.

Ich werde die CD einem Freund, der Bass spielt, schenken. Bin gespannt auf seine Reaktion ☺
Tracklist
01:Basswoodoo
02:English Course
03:Soul Without Passport
04:Save A Prayer
05:Nora
06:Laika
07:Sgt.Bassist's Lonely Drums Club Band (Interlude)
08:Itaca
09:5 To 4
10:Don Calogero (ringtone)
11:Shaft In Bahia
12:The Pink Panther Theme
13:Funkebab
14:Basswoodoo(Part II)
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