Von dem diplomierten Musiker Uwe Colleneck mag der eine oder andere im Zug der Beschäftigung mit der Kemptener Metal-Band Acer Fury, die in den Achtzigern und Neunzigern aktiv war, gehört haben. Ihre Single "Crazy King" ist tatsächlich noch im Netz auffindbar - zur Veröffentlichung des gleichnamigen Albums kam es 1989 aufgrund vertrakter Vertragsverhandlungen leider nicht, allerdings scheint da bzgl. dieser Aufnahmen gerade etwas in Bewegung gekommen zu sein. An bildender Kunst Interessierte dürften ihn zudem als Mitglied von Vibrant Arts kennen.
Colleneck outet sich im Begleitschreiben zu dieser CD als Liebhaber von Instrumentalmusik und die vorliegenden Aufnahmen reihen sich in der Tat in den Reigen progressiv-virtuoser Gitarrenmusik moderner Prägung ein.
Uwe Collenecks (selbstredend rein instrumentale) Mixtur, aus den verschiedensten Stilrichtungen komponiert, lässt natürlich die ganze Riege - ich verkneife mir hier die großen Namen der üblichen Verdächtigen - vor den geistigen Augen und Ohren antanzen. Allerdings beherrscht er sich erfreulicherweise und vermeidet - bis auf "Cool, Man!" und "Free...!" - deren Hirn-Frickeleien. Für mich die genau richtige Dosis!
Stattdessen bedient sich der Musiklehrer zumeist melodischer, etwas weiter ausholender Stimmungsbögen. Hier denke ich oft - vor allem, wenn geschmackvolle Synthesizersounds dominieren - an die griffigen Songperlen eines Jan Hammer. Beim treibenden "Flying Take Off" oder dem hymnischen "The Audience" kommt doch tatsächlich etwas (angenehmes) "Miami Vice"-Feeling auf...
Die acht Eigenkompositionen Collenecks vereinen, wie schon angedeutet, Rock - mal härterer, mal melodischerer, aber immer progressiver Art - mit heftigen Metal-Attacken und verspielten, fein ziselierten Jazz Rock- und Fusion-Feingeistigkeiten versetzt. In manchen Passagen nimmt die Musik gar einen etüdenhaften ("Mercy And Truth") Charakter an. Obwohl der Gitarrist und Bassist sein Debütalbum weitgehend in Eigenregie produzierte, hat man nie den Eindruck, diese Aufnahmen seien egozentrierter Selbstzweck - vielmehr stehen die Songs im Fokus, in einem ziemlich ausdifferenzierten sogar. Besonders schön kommt dies in den beiden eröffnenden Stücken, dem rockigen "Flying Take Off" und dem fusionlastigen "Awake", zur Geltung, die sich als zwei zauberhafte, in sich geschlossene Masterpieces entpuppen.
Außerdem ist es kaum zu glauben, dass - bis auf das griffig rockende "The Audience" (Nico Olivier) - kein Schlagzeuger beteiligt sein soll. Respekt - die synthetischen (?) Sounds klingen, im Verhältnis zu anderen Ergebnissen, wirklich annehmbar!
Das melancholisch jazzrockende "Evening Town" (tolles Synthie-Solo) bietet eine erste Verschnaufpause nach so viel kreativer Virtuosität. "Free...!" kommt von allen festen Taktvorgaben völlig 'befreit' daher und switcht munter zwischen einem straighten 4/4- und einem enorm dynamisierenden 6/8-Takt. Auch hier lässt Jan Hammer verschmitzt grüßen... Kurz vor Torschluss rundet mit "Unrequited Love" (tolle Melodielinien) noch ein balladesker Schmachtfetzen die bunte Palette von "Uwe Colleneck" ab.
Nun mag man Uwe Colleneck den Rückzug in eine Nischenmusik attestieren, aber genau dies ist seine Intention. Er findet, »dass Melodien und Rhythmik sowie Klänge genug für sich sprechen und Gesang häufig eher stört.« und sucht ganz bewusst die Zielgruppe von Hörern, die in dieser »Kommerz-Schnellwelt« das Zuhören noch nicht verlernt haben.
Anspieltipps? "Flying Take Off", "Evening Town", "The Audience" und (vor allem) "Cool, Man!" sind die erste Wahl, ohne die Qualitäten der anderen Stücke schmälern zu wollen. Intelligent komponiertes und spritzig arrangiertes 'Slow Food' für Genießer...
Line-up:
Uwe Colleneck (all guitars and basses)
Nico Olivier (drums - #4)
Jürgen Kast (keyboards at some parts)
Tracklist |
01:Flying Take Off (5:03)
02:Awake (5:12)
03:Evening Town (4:50)
04:The Audience (4:27)
05:Cool, Man! (6:33)
06:Free...! (5:45)
07:Unrequited Love (5:39)
08:Mercy And Truth (5:58)
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