Nachruf / Zum Tod von Taz DiGregorio
R.I.P. We’re going to miss you, Buddy!



Nachruf vom 18.10.2011


Steve Braun
Blankes Entsetzen im Lager der Southern Rock-Fans: William Joel 'Taz' DiGregorio, seit vierzig Jahren Keyboarder der Charlie Daniels Band, ist tot. Er starb am 12. Oktober 2011 bei einem Verkehrsunfall auf der Interstate 40 westlich von Nashville/Tennessee. Taz war in seinem eigenen Auto auf dem Weg zu einem Treffpunkt, um den Tourbus der Band zu besteigen. Man wollte zum nächsten Auftritt der CDB beim Cumming County Fair nach Georgia reisen. Möglicherweise hätte er den Unfall überlebt, wenn er angeschnallt gewesen wäre. Taz wurde 67 Jahre alt.
Charlie Daniels sagte daraufhin alle Auftritte rund um das vergangene Wochenende ab. Erst am kommenden Freitag/Samstag werde man wieder in Oklahoma spielen, allerdings nur zu Fünft. »Ich kann Taz nicht ersetzen«, sagte der 'Godfather' des Southern Rock. »Ich habe einen meiner besten Freunde verloren. Das Leben ohne ihn wird nicht leicht sein. Irgendwann werde ich wohl einen neuen Keyboarder rekrutieren. Aber nicht jetzt!!«
Wenn man Charlie Daniels als das Herz der CDB bezeichnen möchte, so war Taz DiGregorio stets die Seele. Durch sein fröhliches Wesen, sicherlich gepaart mit der Lebenslust aus seinen italienischen Wurzeln, hielt er die Stimmung innerhalb der Band immer im entspannten Bereich. Der Autodidakt, der seine Hammond wie das Piano meisterlich bediente, war zudem das Alter Ego seines Bandleaders. Innerhalb von mehr als vierzig Jahren sind die beiden nicht nur enge Freunde geworden, sondern bildeten auch musikalisch ein Tandem. Taz komponierte mit Charlie gemeinsam einige der größten Hits der CDB, wie das unvergessliche "The Devil Went Down To Georgia", das mit Platz 3 der Billboard Charts die höchste Platzierung der Band aller Zeiten erzielte, und "In America" (#11). Aber auch einige der schönsten Songs hat er co-komponiert - hier seien exemplarisch "Saddle Tramp", "The Legend Of Wooley Swamp" und das bluesige "High Lonesome" genannt.
Es ist extrem schwierig, sich eine Charlie Daniels Band ohne Taz vorzustellen. Wenn der 'Chef' am 28. Oktober in Nashvilles Grand Ole Opry seinen 75. Geburtstag feiert, wird das sicherlich eine von Wehmut geprägte Veranstaltung werden.
Nachdem er sich das Pianospielen anhand der Vorlagen von Little Richard, Fats Domino und Ray Charles beigebracht hatte, konnte sich Taz den Traum einer Karriere als Musiker erfüllen. Seinen ersten Job trat er Ende der Fünfziger bei Paul Chaplan & The Emeralds an, die mit "Shortnin' Bread" im Jahr 1959 sogar einen kleinen Hit landen konnten. Als sich die Band aufgelöst hatte, schloss sich Taz 1964 den Jaguars an, wo er Charlie Daniels kennenlernen sollte. Nach seinem Wehrdienst bei der US Army taten sich die Beiden wieder zusammen und nach einigen personellen Umbesetzungen schälte sich die Charlie Daniels Band heraus, die ihr Debütalbum 1970 herausbrachte. Das erfolgreichste Album sollte "Million Miles Reflection" (1979) werden; wohl auch wegen des darauf enthaltenen Singlehits "The Devil Went Down To Georgia". Völlig subjektiv betrachtet würde ich "Fire On The Mountain" (von 1974) als das Schönste bezeichnen.
Irgendwann in den 2000ern war die Zeit für ein Soloprojekt reif. Taz scharte alte Freunde wie die Ausnahmegitarristen Tommy Crain und Jack Pearson um sich, und brachte unter eigenem Namen mit "Midnight In Savannah" (2001) und "Shake Rag" (2006) zwei Soloalben heraus. Seinen Eigenkompositionen war die tiefe Verwurzelung im R&B und Blues anzumerken. Die rauchige Stimme fügte sich hervorragend ein. Es sind zwei absolut hörenswerte Scheiben, die sich derzeit aufgrund Taz' tragischen Todes wieder häufiger in meinem Player drehen.
Mit Taz DiGregorio ist nun ein weiteres Free Bird, ein weiteres Urgestein des Southern Rock für immer von uns gegangen. Wir werden Dich nie vergessen, Taz!
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