Dark Illusion / Beyond The Shadows
Beyond The Shadows
Sie schlugen sich und sie vertrugen sich… - nein, so schlimm war es nun wirklich nicht. *gg*
1982 gründete sich in Schweden (wo sonst?) eine junge Teenie-Band, die sich dem Hardrock verschrieben hatte. Mit dem Einstieg von Gitarrist und Songwriter Tomas Hultqvist gewann die Band endlich an Fahrt.
Nach mehreren Live-Gigs und zwei Demos löste man sich jedoch bereits 1985 wieder auf.
Tomas Hultqvist und Niklas Tengblad (Akustik-Gitarre) wagten 2003 gemeinsam mit Shouter Thomas Vikström (ex-Candlemass, Brazen Abbot) den Versuch, eine Dark Illusion-EP zu veröffentlichen. Vermutlich sollte damit ausgetestet werden, wie groß die Chancen der Band sind, um in der Szene wieder Fuß zu fassen. Gehen wir mal davon aus, dass es sich gelohnt hat, denn die Veröffentlichung der EP auf dem eigens gegründeten Label 'Battlefield Records' war der sogenannte Startschuss für Kommendes.
Bassist Pontus Egberg (Lion's Share, Ignition) und Drummer Jonas Östran (Yngwie Malmsteen) wurden verpflichtet, die das neue Lineup vervollständigten und endlich konnten Dark Illusion ihr Debütalbum "Beyond The Shadows" in Angriff nehmen!
Und sie liefern eine Scheibe ab, die sich endlich einmal aus der Masse des üblichen (schwedischen) Power-Metal-Einheitsbreis hervorhebt. Die Songs bewegen sich zwischen drei und knapp fünf Minuten, also untypisch für das Power-Metal-Genre. Der Sound ist knackig - mit packenden Riffs gespickt und ohne Schnörkeleien straight nach vorn rockend. Dabei geht aber nie der Ohrwurmcharakter verloren. Auf epische Elemente wie Synthie- bzw. Keyboardeinlagen wurde zum Glück ganz und gar verzichtet.
Außerdem geht man sehr sparsam mit Doublebass-Drums um. Lediglich die üblichen Klischees in den Texten werden bedient - hier: einsamer Krieger kämpft allein gegen das Böse.
Ansonsten spielt man melodischen Metal mit Hardrock-Einschlag und Old School Flair der 80er-Jahre, d.h. man scheint sich an Bands wie Rainbow, Saxon, Deep Purple oder den Pretty Maids zu orientieren.
Sowohl der Opener "Night Knight" (könnte locker aus der Feder eines Ronny James Dio stammen), die spitzenmäßige, sehr gefühlvolle Meal-Ballade "Warrior" (sorgt übrigens für Gänsehaut pur) als auch das leicht in die Fußstapfen von Saxon tretende, rockige "Child Of The Night" haben bereits einige Jahre auf dem Buckel, waren sie doch schon auf den damaligen Demos der Band vertreten. Sie wurden neu aufpoliert und reihen sich nun nahtlos in die anderen Stücke mit ein.
"Tragedy" ist eine Nummer, die sich wiederum im ruhigen Fahrwasser bewegt.
Aber es wird auch mal ordentlich die Double-Bass Keule ausgepackt, so bei dem schmissigen "Power Of The Evil", dem Nackentrainer "Into The Dephts I Stare", wo sich Gitarrist Tomas Hultqvist solistisch ordentlich austoben kann oder auch "Leave No Traces" - trotzdem scheint die Band nicht unbedingt großen Wert darauf zu legen, den Rekord im Mega-Hochgeschwindigkeits-Drumming brechen zu müssen. Sehr angenehm.
"Sensational Walk" gehört wiederum zu den einfach gestrickten 'Geradeaus-Rockern'. Nur - hat da etwa Saxon's Biff das Mikro übernommen oder singt doch Thomas Vikström?
Hin und wieder werden feine Gitarren-Soli in die Nummern eingestreut, wie auch bei dem Fetzern "Runaway On The Loose" oder "Break The Chains".
So schlicht und schnörkellos, wie sie rocken, ist auch das Cover gehalten. Es dominieren die Farben Schwarz, Blau und Weiß. Ein gesichtsloser schwarzer Reiter trabt mit seinem Pferd durch die Nacht, vorbei an einem weißen Berg, auf dem eine Burg zu sehen ist.
Das Ganze strahlt eine gewisse Mystik aus, was sicherlich auf Grund der Lyrics auch gewollt ist.
Alle Song-Texte können übrigens im Booklet nachgelesen werden.
Klasse Melodien, handwerklich solide Gitarrenarbeit, eine ordentliches Rhythmus-Fundament sowie ein herausragender Shouter machen die Scheibe zu einem Hörerlebnis und wer mit einer Mucke etwas anfangen kann die sich jenseits der ausgelatschten Powermetal-Pfade bewegt, also lediglich powervollen Hard-Rock/Melodic Metal bietet, wird mit "Beyond The Shadows" bestens bedient.
Damit sind ihr 8 RockTimes-Uhren sicher.


Spielzeit: 49:23, Medium: CD, GMR Music/Battlefield Records, 2005
01:Night Knight 02:Child Of The Night 03:Warrior 04:Power Of The Evil 05:Reaper Of Souls 06:Into The Depths 07:Secret Journey 08:Weeper Deeper 09:Sensational Walk 10:Tragedy 11:Leave No Traces 12:Runaway On The Loose 13:Breake The Chains 14:Warlord Of The Night
Ilka Czernohorsky, 30.10.2005