Vorsicht! Das Beben könnte am kommenden 5. Oktober einen Tsunami auslösen und übers Land hinweg schwappen lassen, dessen Ausmaße noch nicht vorhersehbar sind. Das Epizentrum von Das Beben liegt in Kiel und wird mit "Abgeher" betitelt. Der "Abgeher" wird von vier Musikern, Sänger Maschine, Gitarrist Overbill, Bassist Jazz Morales und dem Schlagzeuger Allan Bogdan verursacht, der nur eins im Sinn hat, dem Zuhörer mit knallharten deutschsprachigen Rock zu imponieren. Doch was hat der Musikfreund zu erwarten? Muss er befürchten, sich in einen Schutzbunker begeben oder gar gänzlich die Flucht ergreifen zu müssen?
Zunächst halte ich elf Songs fest, die allesamt recht knapp ausfallen und mit etwas über vierunddreißig Minuten Gesamtspielzeit nicht gerade die Furcht hervorrufen, um bei mir für dauerhafte Angstzustände im Langzeitgedächtnis zu sorgen. Zwar ist ihr impulsiver Notensalat, eine Mischung aus Hard-, Punk-, Deutsch Rock und Metal, im Verbund mit Maschines ungeschönten Gesangsvorträgen schon in der Lage einen leichten Schrecken zu verbreiten, doch für die Auslösung eines gewaltigen Tsunamis reicht es bei Weitem nicht aus.
Die Textarchitekten haben gute Arbeit geleistet, schneiden bei ihren Liedern normale Alltagsthemen an, überzeugen dabei mit gehaltvollem Inhalt und guten Refrains. Diese werden, wie bereits oben erwähnt, vom 'Stimmwunder' Maschine ins Mikro, mehr oder weniger, gebrüllt. Auch wenn er mit der auf dem Cover abgebildeten schwarzen Bandlimousine alles beiseite schieben möchte, was ihm im Weg steht, für mich klingt sein Gesang nicht gerade furchteinflößend. Da kann er seine Stimmbänder noch so sehr strapazieren, mir mangelt es einfach an Qualität. Um auf Dauer am Mikro nicht gänzlich ins graue Mittelmaß zu versinken, sollte veilleicht in ein paar Gesangsstunden inverstiert werden. Ansonsten wird es auf Dauer am Mikro nur graues Mittelmaß geben.
Das gleiche gilt auch für die Instrumentalisten. Wer auf extravagante Gitarrenläufe oder sonstige musikalische Tiefgänge hofft, der darf den Silberling getrost in seinem Schuber für den bevorstehenden Winterschlaf verweilen lassen. Letztlich dürfte das der Truppe ziemlich egal sein, verfolgt sie nur ein Ziel: Dem Konsumenten eine gehörige Hirnwäsche zu verpassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kapelle als Live-Act zu überzeugen weiß, denn ihre Songs werden im rasantem Tempo präsentiert und an der Dynamik ihrer Musikkunst gibt es kaum was auszusetzen. Für meinen Geschmack fehlt es einfach an genialen Momenten ihres Liedguts, die mich veranlassen könnten, der Platte positiver gegenüber zu stehen. Um es auf den Punkt zu bringen: Entweder man steht auf solche Art von Musik oder man lehnt das Scheibchen komplett ab. Letztlich hat die gute halbe Stunde der Tonkonserve zwar eine geballte Ladung Rockpower zu Tage gebracht, doch hat sie mir keinen einzigen Tropfen Angstschweiß hervorgerufen. Wie bereits erwähnt, was nützt alle Power, wenn die Qualität nicht so berauschend ist? Trotzdem, auch wenn ich die Tsunamiwarnung auf ein Minimum von Gefahr herunterstufe, besitzt die Band genügend Potential, um sich zu steigern und künftig für mehr Furore zu sorgen. Da alles reine Geschmackssache ist, rate ich ein Reinhören an, um sich selbst ein Urteil zu erlauben.
Line-up:
Maschine (Gesang)
Overbill (Gitarre, Hintergrundgesang)
Jazz Morales (Bass, Hintergrundgesang)
Allan Bogdan (Schlagzeug, Oboe)
Tracklist |
01:Unsere Welt
02:Wach bloß nicht auf…
03:Seht mich explodieren
04:Dada Onnatz
05:Annas Lied
06:Abgeher
07:Amerikanisches Lied
08:Krake
09:Was???
10:Ihr seid ich
11:Stadt
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