Für manche Veröffentlichungen muss man 'liebgewordene' Abneigungen abstreifen, um die Chance für eine halbwegs neutrale Bewertung zu bekommen. Normalerweise krieg ich die Krätze, wenn ich Vocoder, Drum-Machines und Electro-Claps umme Ohren gehauen bekommen, brrr!
Aber wo DBA draufsteht, ist eben auch D wie Geoff Downes drin und was das bedeutet, kann man bei den allseits bekannten Hits Heat Of The Moment und "Video Killed The Radio Star" ziemlich genau nachvollziehen. Zwei Songs, die sich - dreißig Jahre nachdem sich die Stürme im Wasserglas gelegt haben - als nichts anderes als richtig clevere Songs entpuppt haben. Auch dem seinerzeit schwächelnden Prog-Riesen Yes konnte Geoff Downes unterschwellig seinen Stempel aufdrücken. Er polarisierte schon immer und das ist allemal besser, als wenn der Mann einen kalt lassen würde!
DBA ist aber eben auch B wie Chris Baines, ein britischer Sänger, Songwriter und Produzent, der mittlerweile in Los Angeles lebt und arbeitet. Allerdings ist dieser Mann für mich die große Unbekannte. Für David Guetta, Lana Del Rey, Christina Aguilera und Sia Furler soll er geschrieben und produziert haben. Referenzen, die einen Pop-Banausen wie mich erstmal erschaudern lassen...
Zusammengenommen sind dies zugegebenermaßen nicht die allergünstigsten Startbedingungen für ein Review, wenn sich da nicht die eingangs beschriebene Gelegenheit bieten würde, mal in seinen verstaubten Vorurteilen zu stöbern und bei der Gelegenheit ein wenig zu entrümpeln!
Die Downes Braide Association klingt wie eine Mixtur aus Asia, den achtziger Yes und den Buggles. Downes bleibt sich also treu - Baines' Input kann ich ehrlich gesagt schwer einschätzen. Die Songs wurden jedenfalls von beiden komponiert und ohne jegliche Unterstützung eingespielt. Und hier liegt der Hund in der Pfanne. DBA klingt zwar wie die vorgenannten Bands, es fehlt aber etwas ganz Entscheidendes: Gitarre, Bass und Schlagzeug! Die beiden Letzteren werden durch elektronische Hilfsmittel ersetzt und jeder Musikfreund weiß um deren Unzulänglichkeiten. Einem 'Analog-Man' wie mir ist die Basis schlichtweg zu schwammig, zu indifferent und deshalb klingt es halt eben nur 'so ähnlich' wie Asia & Konsorten!
An den Kompositionen ist nichts auszusetzen - "Pictures Of You" ist Unterhaltungsmusik im besten Sinn. Das ist eingängig, tut niemandem weh und immer noch anspruchsvoller als 95 Prozent von dem Kram, der im Dudelradio den Hörern als Gegenwert für die GEZ-Abzocke zugemutet wird. DBA bieten (progressiven) Pop der Extraklasse: ausgefeilte Kompositionen, eingängige Melodien sowie zwei außergewöhnlich gute Sänger und Keyboarder, die zugunsten der Arrangements nahezu vollständig auf Soloeskapaden verzichten. Wenn es eben nur nicht so synthetisch wäre... Eine Zusammenarbeit mit einem klassisch orientierten Orchester hätte ich mir für "Pictures Of You" exzellent vorstellen können - gerade bei den vier herrlichen Balladen "The Radiant Children", "Ride The Waves", "Live For The Moment" und "Sky Sailor". Das 'Konservenorchester' aus der 'Synthesizerdose' klingt dagegen einfach zu steril.
Trotzdem liegen in diesen balladesken Momenten eindeutig die Stärken von "Pictures Of You". Gerade die dreizehnminütige "Sunday News Suite" hätte mit ihren ausgefeilten Arrangements Yes alle Ehre gemacht - wie hätte das aber erst geklungen, wenn hier die Tausendsassas Howe, Squire und Bruford beteiligt gewesen wären?!? Gerade bei diesem Opus wird die 'heilige Dreifaltigkeit' - Gitarre, Bass und Schlagzeug - aufs schmerzlichste vermisst!
"The Superfortress" und "Road To Ruin" sind richtig ausgeschlafene Popsongs mit 'eingebauter' Hitgarantie - stellen aber die Ohrwascheln des Prog-Fans eher auf 'Durchzug', obwohl der letztgenannte sich textlich ansprechend mit den Schönheitsidealen der Modewelt auseinandersetzt.
Was wird von DBA bleiben? Ich fürchte mal, nicht viel mehr als weitere 0,7 cm im Popregal der heimischen Sammlung. Die musikalische Substanz ist eindeutig vorhanden - dafür garantiert allein schon die Marke Geoff Downes. Die Beschäftigung mit "Picture Of You" war nichtsdestotrotz für mich durchaus vergnüglich und gewiss eine Bereicherung der musikalischen Erfahrung.
Mit der (viel zu) synthetischen Umsetzung muss man sich halt anfreunden können - Liebhaber des Easy-Listening werden ganz sicher vortrefflich bedient.
Line-up:
Geoff Downes, Chris Braide (all instruments and voices)
Tracklist |
01:Sunday News Suite (13:07)
02:The Radiant Children (4:25)
03:The Superfortress (3:56)
04:Pictures Of You (4:45)
05:Songs That Can Heal (3:29)
06:Ride The Waves (4:58)
07:Road To Ruin (4:29)
08:Live For The Moment (6:32)
09:Sky Sailor (4:29)
|
|
Externe Links:
|