Dead By Gun / Pulse
Pulse Spielzeit: 34:24
Medium: CD
Label: Hype Records 2008
Stil: Punk Rock

Review vom 24.12.2009


Mike Kempf
Dass aus dem nordeuropäischen Raum zum Teil erstklassiger Rock kommt, ist längst kein Geheimnis mehr! Warum dann nicht mal einen Punk-Cocktail aus Finnland schlürfen? Das Glas ist mit "Pulse" von Dead By Gun gefüllt und versucht in knapp fünfunddreißig Minuten meine Geschmacksnerven wohlig zu stimmen. Zehn Songs haben sie gemixt, mit reichlich Power angereichert, schonungslosen Punk-Chili hinzugefügt und auf seriösen Schnick-Schnack verzichtet. Deshalb wird beim Probehören nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen und das finnische Punk-Ensemble groovt mächtig aus den Boxen.
"Between Heaven And Hell" heißt der Opener und endlich (!), endlich wieder mal ein Scheibchen mit heftigem, provokantem Punk! Keine Schönspielerei, kein Sunnyboy am Mikro, keine trostlosen Balladen, sondern eine geballte Ladung Rockmusik, die einem das Adrenalin in die Höhe treibt! Folgender Track "Kids" gehört nicht gerade in den Grundschul-Unterricht, eher in den Oberschulzweig, falls die 'Pauker' modern eingestellt sind. "Lords Of War" kommt ebenfalls mit Brachialgewalt, aber durchaus rhythmisch rüber. Dass 'Frontsau' und Sänger Chris kein Kind von Traurigkeit ist, beweist er bei "Breaking The Silence"! Da werden seine Stimmbänder bis zum Anschlag strapaziert, wirken alkohol- und nikotinerprobt und klingen zum Teil furchteinflößend. Zudem gibt's noch ein kurzes, knackiges Gitarrensolo von Gesto auf die Lauschlappen, das sich sehr ansprechend anhört. Zur Halbzeit wird "Reign Of Bullets" ins Rennen geworfen, bei dem Chris mit erstklassigem Refrain-Geschmetter seiner Kollegen begleitet wird. Gesto unterstreicht, dass er als Leadgitarrist sehr ernst zu nehmen ist und beackert imposant seinen Sechssaiter, indem er kurze knackige Riffs serviert!
Weiter geht's mit dem Titelsong "Pulse", einem rasanten Teil, der das Auslassen von Pulsschlägen garantiert verhindert! Dafür sorgt auch wieder Gesto, der zum wiederholten Male sein 'Gitarrenfeuerwerk' in die Waagschale wirft und ein absoluter Aktivposten der Finnen ist! Auch bei "In League With The Devil" wird mächtig aufs Gaspedal gedrückt und Phil an seinen Fellen sowie Rob an den dicken Saiten beweisen, dass sie als Rhythmusfraktion prima die Hauptakteure ergänzen.
"Sooner Or Later" möchte ich als Anspieltipp empfehlen! Eine ganz starke, energiegeladene Nummer, in der das Quartett abermals fett unterstreicht, dass sie keine Freunde vom Musikantenstadl sind. Nach "Hate!" folgt auch schon mit "End This Misery" der Finalsong, der sich den vorherigen Stücken nahtlos anschließt und ein Album abschließt, das vielleicht etwas knapp ausgefallen ist, aber in der Kürze mächtig powert!
Sicher, die Finnen haben den Punk nicht neu erfunden, haben aber einen Silberling auf den Markt geschmissen, der mit viel Dynamik daherkommt. Hier wird auf 'Teufel komm raus' gerockt, wird auf Amps, Boxen und weiteres musikalisches Equipment keinerlei Rücksichten genommen. Man verzichtet sogar auf Nummern, die sich zum Luftholen eignen, oder auf Tracks, mit denen man bei künftigen Schwiegermüttern punkten könnte. Eher sind hier knallharte Jungs am Werk, die sicherlich 'ne Menge Spaß verstehen, aber auch gern mal mit der Faust auf dem Tisch hauen. Und solange es nur beim Tisch bleibt und keine wehrlosen Visagen ins Visier genommen werden, ist alles in bester Ordnung. Schließlich ist es der nicht abweichende Weg des blanken Punk Rocks, der bei mir für bleibende Spuren sorgt! Ein Scheibchen, das zumindest ein Reinhören verdient und somit vielleicht eine Entscheidung zum Erwerb des Tonträgers als Geschenk unter dem Tannenbaum nach sich ziehen kann.
Line-up:
Chris (vocals, guitar)
Gesto (lead guitar)
Rob (bass)
Phil (drums)
Tracklist
01:Between Heaven And Hell
02:Kids
03:Lords Of War
04:Breaking The Silence
05:Reign Of Bullets
06:Pulse
07:In League With The Devil
08:Sooner Or Later
09:Hate!
10:End This Misery
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