Dead Kennedys / Give Me Convenience Or Give Me Death
Give Me Convenience or Give Me Death Spielzeit: 51:26
Medium: CD
Label: Alternative Tentacles, 1987
Stil: Punk


Review vom 11.12.2012

  
Nadja F.
So an sich sieht er ja ganz harmlos aus, der gute Herr, wie er 1984 in San Francisco auf der Bühne steht. Dunkelbraune, etwas verstrubbelte Haare, ein blau gemustertes Hemd, Blue Jeans und grüne – ich bin mir nicht ganz sicher – Latexhandschuhe?! Moment, da stimmt was nicht. Was ist das denn für ein komischer Vogel?
Tjaaa, das, meine Lieben, ist Jello Biafra, Ex-Frontsänger der US-Punkband Dead Kennedys. Was zeichnet die Dead Kennedys aus und warum schreibe ich mein Adventskalender-Review über sie?
Nun, meiner Meinung nach sind die vier werten Herren aus Kalifornien die Könige des Sarkasmus und des schwarzen Humors, schräg bis zum Geht-nicht-mehr und von vorne bis hinten ein Unikat.
Leider währte dieses nicht lange – die 1979 gegründeten Dead Kennedys lösten sich 1986 schon wieder auf. Die Platte "Give Me Convenience Or Give Me Death" ist ein 1987 erschienenes Best of-Album der Band, auf der verschiedene Singles und Top-Hits versammelt sind. Eine der bekanntesten Nummern und gleichzeitig die erste Single der Dead Kennedys ist "California über Alles". Allein dieser Song zeigt, wie sie ticken. Jerry Brown, der damalige Gouverneur von Kalifornien, wird stark kritisiert und als rassistisch dargestellt. Die Dead Kennedys stempeln ihn mehr oder weniger als zweiten Hitler ab, was direkt schon der Liedtitel deutlich macht, denn er ist abgeleitet von der im Zweiten Weltkrieg stark propagierten ersten Strophe der deutschen Nationalhymne »Deutschland, Deutschland über alles«. Pure Satire also.
Was haben wir denn noch so Schönes auf der Platte? Ebenfalls sehr bekannte Lieder wie "Too Drunk To Fuck", "Holiday In Cambodia" und "I Fought The Law", wobei ich mir nicht so sicher bin, von wem letzteres wirklich ist, da es schon ungefähr 25267532 Mal gecovert wurde - sogar von Green Day. Es gibt eine Version von 1966, von Bobby Fuller Four, ich glaube, da sind wir schon recht nah dran. Ebenfalls munkelt man, der Song käme von Clash, doch die gründeten sich erst zehn Jahre später. Wie auch immer, das Original ist schon ein paar Jährchen alt und hat viele Covers auf dem Buckel.
[Im Original ist der Song von Sony Curtis (The Crickets) - der RT-Methusalem].
Das wohl nennenswerteste Lied auf dem ganzen Album ist allerdings "Pull My Strings". Wer die Dead Kennedys kennt und trotzdem noch nie etwas von diesem Lied gehört hat, muss sich aber nicht wundern, denn sie spielten es nur ein einziges Mal, und zwar am 25. März 1980 auf einer Veranstaltung der amerikanischen Musikindustrie, den 'Bay Area Music Awards'. Vielleicht hätten sie sich ja über die Einladung zu diesem Event gefreut, hätte man sie nicht mit ihrem Song "California über Alles" als Vertreter der New-Wave-Szene eingeladen.
Doch die Dead Kennedys wären nicht die Dead Kennedys, wenn sie diese Situation nicht mit Bravour gemeistert hätten. Da kamen sie also auf die Bühne, alle hatten weiße T-Shirts an, auf die ein schwarzes S gemalt war, darüber zogen sie schwarze Krawatten, sodass aus dem S ein Dollarzeichen wurde. "California über Alles" wurde angestimmt, als Jello Biafra das Spektakel plötzlich stoppte und sagte: »We gotta prove we're adults now. We aren't a Punk-Rock-Band, we're a New-Wave-Band!« (Wir müssen beweisen, dass wir jetzt erwachsen sind. Wir sind keine Punk-Rock-Band, wir sind eine New-Wave-Band!). Was dann folgte, war eine absolute Parodie des The Knack-Hits "My Sharona", woraus Dead Kennedys "My Payola" machten. Der Begriff 'Payola' beschreibt die Bestechung der Medien von Plattenfirmen, bestimmte Bands gegen hohe Bezahlung öfter zu spielen, um ihr Ansehen zu steigern. Das absolute Highlight an der ganzen Sache war allerdings die Textzeile »Is my cock big enough, is my brain small enough for you to make me a star?«, welche für ordentliche Skandale sorgte und dafür, dass die Band nie wieder zu dieser Veranstaltung eingeladen wurde.

Mit dieser Aktion sind die Dead Kennedys meine absoluten Favoriten für mein Adventskalender-Review und werden für mich in Originalbesetzung unvergessen bleiben. Denn: Die Band gibt es zwar noch, aber aufgrund von heftigen Streitereien und Meinungsverschiedenheiten ohne Jello Biafra – und so sind sie für mich einfach nicht mehr die Dead Kennedys, die sie mal waren.
Line-up:
Jello Biafra (vocals)
East Bay Ray (guitar)
Klaus Fluoride (bass)
D.H. Peligro (drums)
Ted (drums)
6025 (drums)
Tracklist
01:Police Truck
02:Too Drunk To Fuck
03:California über Alles
04:The Man With The Dogs
05:Insight
06:Life Sentence
07:A Child And His Lawnmower
08:Holiday In Cambodia
09:I Fought The Law
10:Saturday Night Holocaust
11:Pull My Strings
12:Short Songs
13:Straight A's
14:Kinky Sex Makes The World Go 'Round
15:The Prey
16:Night Of The Living Rednecks
17:Buzzbomb From Pasadena
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