Deafening Opera / Blueprint
Blueprint Spielzeit: 54:09
Medium: CD
Label: Progressive Promotion Records, 2013
Stil: Prog Rock

Review vom 13.10.2013


Steve Braun
Eine ohrenbetäubende, lautstarke (engl.: deafening) Angelegenheit ist dieses Musikdrama aus München garantiert nicht und es darf gerätselt werden, für was das vorliegende Album die Blaupause (engl.: blueprint) sein soll. Möglicherweise für das Konzept hinter "Blueprint" zur ewig jungen Frage »Wann ist ein Mann ein Mann?«
Die Deafening Opera wurde vor gut acht Jahren gegründet und zeitigte ihr erstes Album, "Synesteria" betitelt, vier Jahre später. Etwa zeitgleich wurde der Originalkeyboarder Tilman Espert durch den Franzosen Gérald Marie ersetzt und damit die bis heute bestehende Formation begründet. Auch durch die 2010er EP "25,000 Miles" erspielte sich das Münchner Sextett eine große Anhängerschaft in ihrer Großregion. Drei Songs dieser EP finden sich nun auf "Blueprint" wieder; es sind dies neben dem Titeltrack noch "Jericho I Am" und "No Man's Shadow".
Begonnen hat Deafening Opera seinerzeit ganz tief im Progressive Metal verwurzelt. Weshalb irgendwann die Hinwendung zum 'klassischen' Prog kam, ließ sich nicht verifizieren, aber Anklänge an die Anfänge sind immer noch wahrnehmbar. Das mag an der charismatischen, eigenwilligen Stimme des Sängers Adrian Deleore liegen, die sich in ihrer kraftvollen Art wohltuend deutlich von dem sonst allgegenwärtigen 'Gesäusel' in diesem Genre abhebt. Auch die beiden Gitarristen, Moritz Kunkel und Thomas Moser, lassen es schon mal Riverside-mäßig riffen und wenn die Rhythmusfraktion, Christian Eckstein und Konrad Gonschorek, dazubollert, können auch schon mal Gedanken an Dream Theater aufflackern.
Auf jeden Fall ist "Blueprint" - wie man aus dem Vorgenannten sehr gerne schließen darf - ein kleines Kunstwerk, das sich angenehm aus dem gegenwärtigen progressiven Einerlei hervorhebt! Ich persönlich kann jedenfalls keinen einzigen Durchhänger konstatieren.
Mit "Her Decay" startet das Album schon mal äußerst abwechslungsreich. Episch-breitflächige Klanglandschaften wechseln sich mit akustischen Elementen ab. Der Sänger offenbart eine beachtliche stimmlich Variabilität. In "Dripping Hot Chocolate" dominiert erneut diese symphonische Komponente - hier stellen sich aber bereits einige brettharte Riffs dem Schöngeist entgegen, was im Titelsong nahtlos fortgesetzt wird. Schöne Synthesizerteppiche und so manch gezupfter Gitarrenpart unterlegen "Jericho I Am", das erneut von Adrian Deleores markanter Stimme geprägt wird.
Mir persönlich geht "25,000 Miles" am Tiefsten unter die Haut. Eine sehr atmospärische Einleitung leitet auf ein mächtiges Riff-Massiv zu, hinter dem sich eine weite, harmonische Landschaft auftut, in die sich der einsetzende Gesang entladen darf. Sehr schön 'kneifen' hier die bissigen Gitarren- und Hammond-Attacken, die immer wieder eingestreut werden. "Paralelno" steht dem, obendrein apart auf Französisch gesungen, kaum nach. Eine Pianoballade, die sich in einem breit und majestätisch dahinziehenden Strom ergießt.
"No Man's Shadow" mäandert irgendwo zwischen seidigen Anklängen an Marillion und aggressiv-bissigen Passagen, die durch bösartige Shouts unterstrichen werden. Ein weiteres starkes Stück! Dagegen fällt "Porcupine Syndrome" zunächst durch seine blubbernden Synthesizersounds deutlich ab, allerdings hauen prog-metallische Einschübe, die sich abschließend in ein infernalisches Finale steigern, dann Ding schließlich doch noch raus.
"Blueprint" kommt gänzlich ohne verschwurbelt-abgehobene, im Elfenbeinturm zurechtgeschusterte Klangschachteleien, ohne den obligatorisch erhobenen Zeigefinger im textlichen Konzept aus. Der hohe, durchaus kernige Rockanteil erfrischt ebenso wie Adrian Deleores außergewöhnlicher Gesang. Deafening Opera, eine mir bis dato völlig unbekannte Band, gelingt eine angenehme Überraschung im Prog Rock-Sektor.
Line-up:
Adrian Daleore (lead vocals)
Gérald Marie (keyboards, background vocals)
Moritz Kunkel (guitars, background vocals)
Thomas Moser (guitars, spoken lyrics)
Christian Eckstein (bass, background vocals)
Konrad Gonschorek (drums)
Tracklist
01:Her Deacy (7:26)
02:Tatjana (0:48)
03:Dripping Hot Chocolate (6:49)
04:Blueprint (7:33)
05:Jericho I Am (4:53)
06:25,000 Miles (6:54)
07:Paralelno (6:57)
08:No Man's Show (5:07)
09:Porcupine Syndrome (7:29)
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