Seit ca. sieben Jahren hat es keine Studioveröffentlichung dieser Psychedelic Rock/Electronica/Krautrock/Dub/Industrial-Truppe aus Großbritannien gegeben. Man sieht also, das musikalisch-stilistische Spektrum der Band ist ziemlich groß. Und das spiegelt sich auch in der neuesten Veröffentlichung von Death In Vegas wieder. Die Scheibe erscheint sowohl in einer 1-CD-, als auch in einer 2-CD-Ausgabe. Hier wird die Variante mit einem Silberling beschrieben.
Brummende und schwebende Synthesizer untermalen in "Silver Time Machine" den ruhigen, fast geflüsterten, männlichen Gesang. Gegen Ende klimpert noch ein wenig eine akustische Gitarre vor sich hin. Ein sehr gemächlicher Anfang, der jedoch in den Synth-Rocker "Black Hole" mit Dark Wave-Anklängen herein kracht. Knackige Gitarren und elektronische Effekte, die Walls Of Sounds erzeugen, dominieren.
"Your Loft My Acid" ist wieder ganz anders. Wabernde, elektronische Klänge eröffnen den Song. Erst nach anderthalb Minuten setzt überhaupt ein Rhythmus ein. Danach dominiert plötzlich ein monotoner House-Beat und weiblicher, ein wenig verstörender Gesang setzt ein. Der Rhythmus wird dann allerdings variiert und es liegen plötzlich mehrere Gesangsspuren übereinander, ein hypnotisierender Effekt. Die Synthierhythmen im Hintergrund erinnern plötzlich gar an Elektronik-Pionierbands à la Kraftwerk. Mit stumpfem Beat klingt der Track schließlich aus. Das Stück hat etwas sehr Faszinierendes, ist aber doch typisch für moderne Electronica.
Das mit Industrial-Einflüssen gespickte "Medication" enthält nicht viel, außer simplen Beats und jetzt wiederum männlichen Gesang. Hat aber trotzdem, wie der Name schon vermuten lässt, etwas Meditatives. Die ganzen Hintergrundrhythmen und -melodien wurden extra so gewählt, dass sie zwar harmonieren, aber trotzdem gegenläufig sind und nicht ganz zueinander passen. Auch bei "Coum" ist die Melodie unter elektronischem Schutt vergraben. Kleine Erinnerungen an "Kid A" und "Amnesiac" von Radiohead werden wach. Wieder scheint hier eine musikalische Hypnose vorzuliegen, der man sich nicht entziehen kann. Überhaupt verschmelzen wie auf den anderen Tracks Rhythmus und Melodie ineinander und erzeugen damit ein hohes Maß an Spannung und Intensität. Der Gesang ist hier lediglich eine Dreingabe, die nicht weiter auffällt, das Stück aber dennoch zusammenhält. "Witch Dance" setzt mit weiblichem Gesang ein, der mit Karin Dreijer Anderssons Beitrag in Röyksopps "What Else Is There" verglichen werden kann, ohne so ganz auf die melancholisch-depressive Tränendrüse zu drücken. Untermalt wird der Gesang wieder von rhythmischen Synthiefiguren, die den 80er Jahren und dem Synthiepop entstammen könnten.
"Scissors" ist nicht der erste Track der Scheibe, der mit relativ stumpfem Beat beginnt. Da der Takt zwar gerade ist, die Rhythmen aber auch ein wenig krumm sind, kann wieder nicht von einem einfachen Stück die Rede sein. Weil aber die ganze Zeit über nicht viel passiert, fällt der geringe Anteil an Variation etwas auf. Zumindest bis zur Hälfte der Nummer. "Drone Reich" ist eine Hommage an Steve Reich, Drone und Minimal Music. Dröhnende, pulsierende, sowie auf- und abschwellende Klänge erzeugen eine düstere Atmosphäre, die hier noch stärker, als auf dem Rest des Albums vorherrscht. Spätestens bei "Lightning Bolt" fällt auf, dass die Musik immer strukturloser wird. Hier setzen jedoch noch Gesang und Bass ein, die dem Stück eine Struktur verleihen. Im Hintergrund wabert, zischt und scheppert es dennoch.
"Savage Love" scheint dann allerdings der kosmischen Frühphase von Tangerine Dream entsprungen zu sein. Eine rhythmische Komponente liegt hier nicht mehr vor. Klänge aus dem Weltall und dezente Melodieanklänge entführen den Hörer nun endgültig in eine fremde Welt.
Eine Scheibe, die erst einmal erarbeitet werden muss. Doch bei jedem Hördurchlauf fasziniert sie mehr, bis man sich ihr gar nicht mehr entziehen kann. Das Album ist verstörend, hypnotisierend, harmonisch, fremdartig, monoton, pulsierend, abwechslungsreich. Eigenschaften, die sich teilweise widersprechen und gerade deswegen für eine tolle Platte sorgen. So muss moderne elektronische Musik klingen. Die Höchstnote gibt es nur deswegen nicht, weil der Beat an ganz wenigen Stellen etwas einfallslos ist.
9 von 10 RockTimes-Uhren!
Line-up:
Richard Fearless
Tim Holmes
and
Mat Flint (bass)
Ian Button (guitar)
Danny Hammond (guitar)
Simon Hanson (drums)
Terry Miles (keyboards)
Seamus Beaghen (keyboards)
Tracklist |
01:Silver Time Machine
02:Black Hole
03:Your Loft My Acid
04:Medication
05:Coum
06:Witch Dance
07:Scissors
08:Drone Reich
09:Lightning Bolt
10:Savage Love
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