Debbie Davis - Key To Love
Key To Love
Die berühmte, viel zitierte Stecknadel im Heuhaufen ist Debbie Davies' "Key To Love". Warum? Ganz einfach: "In all the years I've been in the blues business, this is the first time anyone has decided to record an album of my songs."
Mit diesen Worten beginnen John Mayalls Linernotes im Booklet.
Und Debbie Davies schreibt: "His 1966 release of John Mayalls Bluesbreakers, featuring Eric Clapton, became my personal 'how to play the guitar' bible. I spent countless hours sweating over my record player, moving the little needle back and forth over the grooves, trying to learn the lick."
Nicht nur Gitarristin auf der Albert Collins & the Icebreakers CD "Iceman" (1991 'Grammy' nominiert), sie war auch drei Jahre mit Collins auf Tour.
Außerdem gehörte sie zur weiblichen R&B-Band Maggie Mayall & the Cadillacs, die damals einige Auftritte in den Staaten verbuchen konnte.
Debbie Davies hatte 1990 ein kurzes Gitarren-Intermezzo in "Without Her" auf dem Mayall-Album "A Sense Of Place".
So macht der Untertitel zu "Key of Love", wenn man nicht schon durch diesen Song auf John Mayall schließt, Sinn: "A Celebration of The Music of John Mayall".
Und ein Freudenfest ist diese CD fürwahr.
Wer kann es Debbie Davies übel nehmen, dass sie bei der Songauswahl auch ein Augenmerk auf bereits oben zur Sprache gebrachtes 1966er Album legt. Der Titeltrack "Key To Love" und "Steppin' Out" stammen von dieser damals wegweisenden Veröffentlichung. Eric Clapton damals zwischen den Yardbirds und Cream.
Ist die Urfassung getragen von Marc Almonds Saxophon und der Trompete von Dennis Healey, so spielt Bruce Katz am Piano eine Hauptrolle in der Davies Version.
Denken wir uns die Horn-Section auf dem Original weg, bleibt "Steppin' Out" ziemlich an der '66er Ausgabe 'kleben'. Ist ja nichts Verwerfliches, oder?
John Mayall & the Bluesbreakers - With Eric Clapton sollte in RockTimes gewürdigt werden, fällt mir da beiläufig ein!!!!
Die Harmonika gehört zu John Mayall wie die Butter auf's Brot. Und auch in dieser Beziehung wartet Debbie auf ihrer CD mit einem (ersten) Highlight auf: Zwei Tracks haucht kein geringerer als die Harp-Legende James Cotton seinen Odem ein. Muddy Waters, Otis Spann, Howlin' Wolf und Willie Mae 'Big Mama' Thornton stehen u.a. auf der Liste seiner musikalischen Stationen.
"Chicago Line" und "Room To Move" sind die Stationen auf diesem Silberling. Und wie sich ein Kreis doch schließen kann, schreibt John Mayall an einer anderen Stelle in seinem Beitrag zur CD, dass er die Inspiration seines Harp-Solo auf "Chicago Line" genau durch eben diesen James Cotton erhielt. Zufälle gibt's…
Hoffentlich nichts Neues schreibe ich, wenn im Zusammenhang mit John Mayall nicht nur Eric Clapton als Gitarrist, sondern auch Mick Taylor und Peter Green in einem Atemzug ausgesprochen werden müssen.
Na ja, und diese beiden spielen neben James Cotton zusätzlich noch eine Rolle auf "Key To Love".
Unverkennbar Mick Taylors Lead-Gitarre auf "Hard Road" und Peter Green auf "Nature's Disappearing". Anders, einfach anders als Cotton spielt Green seine Harp in dem Song. Und was für ein Solo er uns liefert - alleine schon dieser Part ist es wert, sich den Rundling ins Regal (immer griffbereit) zu stellen.
Ach so, genauer betrachte handelt es sich nicht um ein lupenreines Album mit Mayall-Hinterlassenschaften.
Zwei Songs sind nicht von der britischen Blues-Legende sondern Eigengeschöpfe: "Takin' It All To Vegas" und "I Just Came To Play". Aber gerade im Vergleich zu diesen Werken ist es offensichtlich, wie es Debbie Davies gelungen ist, den Mayall-Oldies Wind von vorne zu geben, wenn ich es mal so formulieren darf.
"I'm a Blues woman…" singt Davies auf "I Just Came To Play". Right you are…
Von der Hand zu weisen ist auch nicht, dass Debbie Davies eine tolle Stimme hat. "Dream About The Blues" soll hier stellvertretend genannt werden.
Nicht nur das, ist Davies auch in der Lage dieses Feeling auf die Bühne zu transportieren. Miterlebt am 18.3.2005 im 'Schwarzen Adler' in Rheinberg.
Auf "Key To Love" spielt ein gewisser Paul Opalach Slide- und Rhythmus-Gitarre.
Live stellt Davies unter Beweis, dass sie den Umgang mit dem Bottleneck genauso gut versteht, wie das Gitarrespielen in Reinkultur.
Mit "I'm A Sucker Of Love" und "I Should Know Better" (herrliche Akustikgitarre), hat sie zwei Mayall-Stücke für ihre CD 'entstaubt', die nicht ganz so bekannt sind.
Wer eine so versierte Gitarristin wie Debbie Davies ist, und so viel ihres Schweißes beim Erlernen des Instruments mit Hilfe der legendären John Mayall-LP gelassen hat, darf seine Songs covern.
Well, done. Ein feines Album.
Die geschätzten Leser brauchen nun nicht mehr im Heuhaufen zu suchen, denn das habe ich schon erledigt.


Spielzeit: 45:19, Medium: CD, Shanachie, 2003
1:Light The Fuse 2:Chicago Line 3:Hard Road 4:Room To Move 5:Takin' It All To Vegas 6:Dream About The Blues 7:Key To Love 8:I Should Know Better 9:I'm A Sucker For Love 10:Stepin' Out 11:Nature's Disappearing 12:I Just Came To Play
Joachim P. Brookes, 28.03.2006