DeeExpus: Diese junge, britische Band um die Masterminds
Andy Ditchfield und
Tony Wright, legt hier mit "King Of Number 33" ihren 'Zweitling' vor. Als Grundgerüst ist der gleichnamige Song, eine in sechs Kapitel unterteilte Geschichte, zu sehen. Ein Fahrgast begreift sich als König der Linie 33 und dieser Bus ist in seiner Traumwelt sein royales Gefährt. Angeblich soll der Fall eines lokalen Exzentrikers, den Sänger
Tony Wright in seiner Kindheit kennenlernte, die Idee zu dem Plot geliefert haben. Um dieses Kernstück wurden vier weitere Stücke drapiert.
Einen enormen Schub nach vorne konnte die Musik von
DeeExpus aus dem Einstieg von
Marillions Keyboarder
Mark Kelly gewinnen. Dieser ist zwar auch weiterhin bei den Art-Rockern aktiv, möchte aber mit
DeeExpus zu seinen Neo Prog-Wurzeln zurückkehren. Ich kenne das erste Album "Half Way Home", damals noch mit
Marc Jolliffe an den Tasten, nicht, ein Vergleich der beiden Musiker steht mir somit nicht zu. Wie allerdings
Kelly dem "King Of Number 33" mit sphärischen Synthesizerklängen seinen 'Stempel' aufdrückt, ist aller Ehren wert und dies, obwohl er (merkwürdigerweise) nicht kompositorisch tätig war. Tatsächlich schimmern in manchen Passagen die frühen
Marillion verräterisch durch - ihr wisst schon: die Zeiten von "Fugazi" und "Misplaced Childhood"...
Beim Opener "Me And My Downfall" schielen aber dann erstmal
Porcupine Tree verschmitzt um die Ecke und zwar die aus jenen Tagen, als es auch schon mal ein schwermetallisches Riff sein durfte.
Andy Ditchfields Gitarrenarbeit ist hier wirklich von der allerfeinsten Sorte... Dagegen sind es bei der folgenden Ballade "Maybe September" die Tasten, die den Song prägen: Zunächst Piano und ein Synthesizerklang, der an ein Cello erinnert - später orchestrale Streicher und einem Mini-Moog ähnliche Soli, die 'Pseudo-Hammond' dagegen klingt eher schwindsüchtig. Insgesamt sehr kurzweilige siebeneinhalb Minuten. Bei "Marty And The Magic Moose" darf dagegen
Mark Kelly ganz tief in die
Marillion-Trickkiste greifen. Hier setzen
John Dawsons Bassfiguren wunderschöne musikalische Farbtupfer.
Beim titelgebenden Konzeptstück ist es schade, dass der Promo-Version kein Booklet beiliegt und somit die Texte nicht zur Besprechung vorliegen. Es fällt somit schwer, in die wahnhaften Visionen des Protagonisten einzutauchen. Die knapp 27 Minuten bedienen sich auffallend oft der eingängigen Muster des Melodic Rock, was man als gelungenen Kontrast zu den manchmal schwerblütig-progressiven Keyboard-Kaskaden und den kernigen Gitarrenriffs bezeichnen kann. Die dramatische Story hat kein Happy End - der 'König' stirbt...
Das abschließende "Memo" wirkt etwas deplatziert - man hätte die Nummer dramaturgisch vor das "King Of Number 33"-Epos setzen sollen. Zudem passt sie in ihrer eingängigen (man könnte auch etwas despektierlich 'poppig' sagen), mit 'wavigen' Anklängen durchsetzten Anlage nicht so recht ins Gesamtbild - für ein mögliches Radio-Airplay ist sie obendrein zu lang. Als Sänger konnte man einen gewissen Nik Kershaw - ja genau: den britischen Popsänger - gewinnen. Warum und weswegen bleibt im Dunkel dieser Promo-Version verborgen.
Im Großen und Ganzen ist "King Of Number 33" als eine erfreuliche Neuerscheinung im ewig jungen Genre 'Neo Prog' zu verzeichnen. Selbstredend haben sich DeeExpus (was zum Teufel bedeutet eigentlich dieser Name?) nicht an musikalische 'Revolutionen' gewagt - man kann die musikalischen Vorbilder durchaus verorten. Zum Meckern besteht aber nicht der geringste Anlass, denn der größtenteils schöngeistige Stoff nimmt den Hörer vom ersten Ton an gefangen und lässt ihn samtweich in DeeExpus' Welt eintauchen.