Wir ziehen sie abermals auf, die Schublade Americana, oder genauer gesagt wäre es ja 'Canadana', denn The Deep Dark Woods stammen aus Kanada.
Neben neuzeitlichem Anspruch werden vor allem jedoch die Wünsche all jener erfüllt, die auf Musik vergangener Tage stehen. Gleich beim Opener hagelt es bei mir bereits mit Assoziationen: Byrds, The Band oder ähnliche Richtungen. Im Laufe der Platte gesellen sich dann noch Anklänge an Neil Young, Grateful Dead, Bob Dylan und grundsätzliche Motive von Bands der Sechziger oder aus Country und Folk hinzu.
Eine völlig eigenständige Mischung entwickelt sich im Laufe des Hörprozesses. So vermögen mich beim Titelsong die feinfühlig eingestreute Geige und immer wieder die Hammondorgel, die hintergründige Fetzen einbringt, zu entzücken. Am meisten fühle ich mich an die Stimmung einiger Titel von The Band erinnert - atmosphärisch geht es jedenfalls ähnlich entspannt zu. Nur der Gesang ist anders, ein wenig klagend mitunter und etwas langatmig. Prickelnd wird es, wenn sich hier der schleppende Rhythmus auf "Mary's Gone" hinzugesellt - nun ja, Mary ist ja auch fort und dann erheben sich, wie aus dem Nichts, erst ein Mellotron sowie obendrein die Pedal Steel. Gänsehautmäßig, das alles zusammen...
Mit "The Place I Left Behind" liegt das vierte Album von The Deep Dark Woods seit 2006 vor und ich kann nur hoffen, dass weitere folgen werden, denn diese Mischung ist wirklich unglaublich interessant. Man wird von Stück zu Stück auf andere Weise berührt. So ist es beispielsweise auch das magische Zusammenspiel zwischen Orgel und Pedal Steel beim melancholischen und wunderschönen "Virginia", das angenehme Gefühle wecken kann. Bei "Sugar Mama" sind es dann wieder dezente Einwürfe aus dem Bereich des Blues - ohne dass hier Blues gespielt werden würde. Mit Zutaten wird sehr sparsam umgegangen, aber die Vielzahl der Einflüsse macht es eben aus, dass ein solch angenehmer Sound entstehen konnte. 'Warm Sounds' würde man hierzu wohl auf Englisch sagen und genau das trifft dann auch, denn diese Musik wirkt ansprechend und auf ihre überwiegend folkige Weise derart auf die Seele, dass man sich dabei entspannt fühlen kann.
Fast möchte ich die gewagte These in den Raum stellen, dass The Band einen Nachfolger gefunden hat. Ganz so stimmt das sicher nicht, denn The Deep Dark Woods sind weder eine Kopie noch ein Plagiat, sondern durchaus eigenständig. Was ich meine, ist diese spezielle Stimmung, die von dieser Band verbreitet wird - dabei völlig unspektakulär, aber sehr eindringlich. Hier entstehen vor meinem geistigen Auge stets Bilder aus der Vergangenheit, an all die verschiedenen Quellen, aus denen sich moderne Musik aus den Vereinigten Staaten speist. Ein aus meiner Sicht hervorragendes Album! Dicker Tipp!!!
Line-up:
Ryan Boldt (vocals, acoustic & electric guitar)
Burke Barlow (acoustic & electric guitar, pedal steel)
Geoff Hilhorst (piano, Hammond, electric piano, melotron)
Chris Mason (vocals, bass guitar)
Lucas Goetz (vocals, drums/percussion, pedal steel)
Very Special Guest Musicians:
Kendel Carson (fiddle)
Old Man Luedecke (banjo)
Tracklist |
01:West Side Street
02:The Place I Left Behind
03:Mary's Gone
04:Virginia
05:Sugar Mama
06:The Banks Of The Leopold Canal
07:Big City Lights
08:Back Alley Blues
09:I Just Can't Lose
10:Never Prove False
11. Dear John
12:The Ballad Of Frank Dupree
13:Oh, What A Life
(all songs written by Ryan Boldt,
except #6 by Ryan Boldt and Geoff Hilhorst,
#1, 11 by Chris Mason, #8 by Evan Dunlop)
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Externe Links:
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