Spielzeit: ca. 541 Minuten Technische Daten: Format: Box-Set, Dolby, PAL, Surround Sound Ländercode: 0 Bildformat: 4:3 Sprachen: Englisch Untertitel: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugisisch und Hölländisch Label: Eagle Vision, 2008 Stil: Hard Rock Review vom 18.08.2008 Michael 'Mike' Schröder

Diese 4fach-DVD-Box, die von Eagle Vision herausgebracht wurde, hätten die Verantwortlichen doch besser im Winter veröffentlicht, denn irgendwie schaffte ich es in den lauwarmen Sommernächten kaum das ganze Material am Stück zu sichten. Da sitze ich doch lieber im Garten ohne mir auch noch schweißtreibenden Hard Rock mit einer Länge von gut neun Stunden reinzuziehen. Das wäre allerdings genau das richtige Programm für einen langen Winterabend gewesen.

Die Box wurde sehr ansprechend gestaltet. Sie ist wie ein Buch aufgemacht mit einem Hardcover und beinhaltet zu den vier Silberlingen auch ein 34-seitiges Büchlein, in dem über die Bandgeschichte nach dem Weggang von Ritchie Blackmore 1993 erzählt wird. Ich hatte damals noch das Glück eines der letzten Konzerte in der MK II-Besetzung live in Essen zu sehen. Damals hielt sich Blackmore auch schon sehr zurück und man spürte, dass er sich in der Band nicht wohl fühlte.

Joe Satriani sprang kurzfristig für Ritchie ein und beendete die Tour. Wegen Plattenverträgen konnte er allerdings nicht dauerhaft bei Deep Purple bleiben. Mit Steve Morse wurde aber doch noch ein hervorragender Gitarrist gefunden, der seinen eigenen Stil in die Band einfließen ließ. Was den Wechsel aber richtig rund machte, war dass die Gruppe ohne die Querelen um Blackmore sich nun befreit fühlte und sich das Wohlbefinden auf der Bühne steigerte. Die Box beschäftigt sich ausschließlich mit der Band seit Steve Morse als Gitarrist dabei ist.

Die erste DVD aus der Box heißt "Bombay Calling" und zeigt zwei Konzerte aus dem Jahr 1995. Allerdings ist die Scheibe für Fans der Band nichts Neues, da sie schon mal veröffentlicht wurde. Ein absolutes Manko dieser Super-Box sind die vielen Überschneidungen. "Highway Star", "Black Night", "Smoke On The Water", "Woman From Tokyo" und viele andere Songs sind vier mal auf drei Konzert-DVDs vertreten. Das dürfte selbst für einen Hardcore-Fan dann doch etwas zuviel des Guten sein. Das Konzert in Bombay klingt zu dem auch nicht besonders. Die Instrumente passen teilweise im Lautstärkeverhältnis nicht gut zusammen, zudem klingen die Drums recht bescheiden.

Auch die zweite Scheibe von 1999, "Total Abandon", in Australien aufgenommen, stand schon mal in den Regalen und ist nicht wirklich neu. Das Konzert zeigt noch einmal Jon Lord an den Tasten, der 2001 erkrankte und von Don Airey vertreten wurde. 2002 verließ Lord die Band dann endgültig, um sich seiner Solo-Karriere zu widmen. Besonders beeindruckt mich der Mann immer wieder, wenn er seine solistischen Einlagen gibt, die oft mit klassischen Themen hinterlegt sind oder in jazzige Gefilde abdriften. Über den Sound der Jon Lord-Orgel brauche ich sicher nicht viel zu erzählen, der steht sowieso für den typischen Orgelsound in der Rockmusik an sich.
"Total Abandon" klingt um Längen besser als die erste DVD und entspricht dem heutigen Standard. Als Bonus-Material wurde noch die Dokumentation "A Band Down Under" auf die Scheibe gepresst.

Das Konzert auf der dritten DVD, "Live At The NEC", stammt aus dem Jahr 2002, wurde in GB aufgezeichnet und ist, meines Wissens zum ersten Mal veröffentlicht worden. Gleichzeitig war es die Abschiedstour von Jon Lord. Dieses Konzert ist für mich das Beste aus der Box. Die Musiker lassen es ordentlich krachen und man kann es kaum glauben, dass eine Band nach all den Jahren immer noch so viel Spaß daran hat auf der Bühne zu stehen. Don Airey teilte sich die Keyboards mit seinem Vorgänger, wobei er den ersten Teil des Abends an den Tasten übernahm. Bei "Perfect Strangers" spielt Airey ein ausuferndes Intro zum Song. Licht aus! Licht an! Plötzlich steht Jon Lord an den Tasten und übernimmt den Rest des Abends, wobei Don dann noch mal zurück kommt um mit seinem Vorgänger zusammen zu spielen.

Bei "Speed King" duellieren sich Steve Morse und Jon Lord mit ihren Instrumenten. Ganz großes Musizieren!!! Danach bekommt auch Roger Glover Gelegenheit, seine Fähigkeiten am Bass zu demonstrieren, gefolgt von Ian Paice, der zeigt, dass er weit mehr kann, als nur einen ordentlichen Rhythmus zu kloppen. Ian Gillan, der gesanglich auf der ganzen Linie überzeugen kann, gibt dann noch ein Medley aus Oldie-Klassikern zum Besten, bevor uns Steve mit einem Gitarrensolo beglückt.
Als Bonus-Material plaudern Ian Gillan und Roger Glover noch ein wenig aus dem Nähkästchen.

Die vierte DVD wurde "Access All Areas" genannt. Sie zeigt uns eine Dokumentation über die Band und gewährt uns Einblicke hinter die Bühne.

Die Frage, die man sich bei einer DVD-Box dieser Größenordnung stellt ist, wer braucht diese Box? Ich für meinen Teil finde schon, dass sie gut in meine Sammlung passt. Wer gute Rockmusik liebt, wird mit den Scheiben sicherlich was anfangen können. Wer sich von einem Ritchie Blackmore aber nicht lösen kann, wird mit diesem Package wohl seine Probleme haben. Warum eigentlich? Eine gute Band bekommt man hier auf jeden Fall zu sehen!