Wo fange ich an, oder wie kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren, wenn ich so viele Eindrücke erst verarbeiten muss? Es sind so viele zwischenmenschliche Erlebnisse entstanden, die ich eigentlich erst sortieren muss.
Zuerst war es für mich ganz einfach schön, mit meinem Mann Peter und meinem Freund Rudy anzureisen. Wir wurden am Hotel vom 'Planet Purple' Jens empfangen und ich freue mich, wieder einen neuen Freund gefunden zu haben.
Wunderbar war, viele bekannte Gesichter am Gelände zu treffen. Manfred, Petra, mein Freund Axel und Nick aus Kanada, Andrea, 'der Lange', und viele andere nette bekannte Gesichter, die man immer wieder auf DP-Konzerten antrifft.
Was macht man aber, wenn man persönlich eingeladen ist, die Securities es einem aber nicht glauben und behaupten, ich stünde nicht auf der Liste und ich solle mich sozusagen wieder verdrücken?
Für mich brach förmlich eine Welt zusammen, zumal das Gelände restlos ausverkauft war. Eigentlich dachte ich mir, ich bin für solche Aufregungen zu alt und ich stehe so etwas nicht mehr durch.
Ich konnte aber so nicht aufgeben und ging noch einmal zu diesem Tisch, wo grimmige Security Leute eine noch grimmigere Evi einließen.
Der Chef dieser Truppe wurde herbeigeholt und siehe da, mein Name stand plötzlich doch auf der Gästeliste.
Warum das manchmal so ist, kann ich nicht sagen, (mir ging es ja damals in München auch so) ich konnte mich trotzdem nur langsam von meiner Aufregung erholen und den Backstagebereich betreten.
Dort fanden wir uns vor einem riesigen Zelt wieder, wo ca. 500 Backstagegäste herumschwirrten. Ich hatte den Eindruck, es waren geladene Firmen, Sponsoren und viele Leute, die überhaupt nichts mit DP zu tun hatten. Für mich war klar, ich würde Roger nicht einmal kurz zu Gesicht bekommen. In dem Zelt wurde gespeist und getrunken und alles umsonst. Die Poloorganisation zeigte sich dabei sehr großzügig, so eine Veranstaltung in dieser Art hatte ich noch nie erlebt.
Ich schätze mal, das Gelände fasste ca. 6000 Leute, oder waren es 10000? Mir kam jedenfalls zu Ohren, dass die Veranstaltung ausverkauft war.
Die Bühne hatte zwei große Monitore, von denen ich enorm profitierte, denn ich stand ganz weit hinten rechts außen, auf die Gästetribüne hatte ich es leider nicht geschafft. So war es auch in Ordnung. Ich fand mich zwischen echten Motorradpräsidenten wieder, die Oberarme hatten, wie ungefähr mein (leider) etwas dicker werdender Bauch. Beeindruckende Gesellen, die äußerst friedlich Biere tranken und ihre tätowierten Arme zeigten.
Ok, jetzt mach ich es kurz, Deep Purple betraten die Bühne, es wurde mit "Fireball" eröffnet und mein ganzer Ärger schmolz dahin, denn ich hatte wirklich seit Jahren kein so gutes Konzert gesehen. Gillan, schlank, gut aussehend mit kurz geschnittenen Haaren hätte mit Sicherheit "Child In Time" zustande gebracht. Er war großartig wie nie. Ich versuche mal die Setliste zusammenzustellen:
Fireball
Strange Kind Of Woman
Wrong Man
Demon´s Eye
Rapture Of The Deep
Well Dressed Guitar
Einleitung zu Perfect Stranger mit Don
Perfect Stranger
Highway Star
Einleitung zu Smoke mit Steve
Smoke On The Water
Lazy
Hush
Black Night
Obwohl DP von Spanien kamen, wirkten sie total ausgeruht und wahnsinnig gut drauf. Sie spielten mit einer Exaktheit, einer Kreativität und einer guten Laune - ich war wirklich hingerissen.
Da ich Smoke eigentlich zu abgedroschen finde, war ich überrascht, eine so klasse Version zu hören. Michael Bradford kam mit auf die Bühne und spielte einen Klassefunk mit Steve. Es klang einfach nur mächtig.
Das neue Stück Wrong Man hat mich ganz einfach umgehauen. Es ist ein wahnsinniger Powerrocksound, der mir auf Anhieb unglaublich gut gefallen hat.
Das orientalisch angehauchte Rapture Of The Deep ist so göttlich, dass ich mich vor den Musikern nur verneigen kann.
Ich MUSS die neue Scheibe wirklich bald haben, sonst werde ich verrückt.
Gillan war, wie gesagt, so gut wie schon lange nicht mehr; sein Perfekt Strangers und alle anderen Lieder waren absolut phantastisch gesungen, er traf jeden hohen Ton exakt, er war für mich an diesem Abend wieder mal der beste Rocksänger der Welt.
Ian glänzte mit seiner unverwechselbaren Perfektion, Schnelligkeit und Betonung .
Don Airey brillierte am Keyboard wie gewohnt mit jazzigen Einflüssen von George Gershwin und klassischen Stücken.
Steve Morse bewies uns wieder, dass er zu den weltbesten Rockgitarristen gehört, dazu kann ich einfach nicht mehr schreiben.
Roger war wie immer ganz einfach unglaublich am Bass. Ihm merkt man es am meisten an, wenn er sich freut, wenn er improvisiert, er kann seine gute Laune und Wärme dem Publikum so gut vermitteln, wie kein Zweiter.
Eine schöne Bereicherung war, dass Michael Bradford bei "Smoke", "Hush" und "Black Night" mit auf die Bühne kam. Er ist ein brillanter Rhythmusgitarrist und gab den Liedern noch mehr Volumen, als sie eh' schon hatten.
Zu meiner Freude war es mir doch noch vergönnt, Roger persönlich treffen zu dürfen und ich danke ihm für seine Zeit und Aufmerksamkeit, die er mir widmete, denn es war bei diesem Ansturm von geladenen Gästen ein wahres Kunststück.
Ich verneige mich vor Deep Purple und danke ihnen für diesem wunderbaren Abend mit einem der besten Konzerte, die ich gesehen habe.
Konzertbericht / Deep Purple - Polo Bikerfestival, Düsseldorf 03.09.2005
Evi Ivan, 12.09.2005
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