Deep Purple / Live In Japan 1972
Live In Japan
Wohl jeder Liverock-Fan weiß natürlich, was zwischen dem 15. und 17. August 1972 in Japan passiert ist: Deep Purple spielte in Bestform auf und wurde mit den Konzertmitschnitten "Made In Japan" unsterblich. Diese Album gehört in jede Musiksammlung und ist bei mir seitdem ich denken kann, in den Top 5 aller Live-Alben.
Wie gut das Live-Album wirklich ist, wurde schon oft diskutiert und in der Regel sind sich alle einig. Wobei es keine Rolle spielt, ob es die Original LP-Pressung ist, die erste CD-Veröffentlichung oder die Digital Remastered Doppel-CD, die vor ein paar Jahren rauskam. Ich besitze übrigens alle drei Versionen.
Aufgenommen wurde das Album am 15. und 16. August in Osaka und am 17. August in Tokyo. Bietet also wirklich einen Zusammenschnitt der drei Abende.
Wer wissen möchte, warum gerade 'diese' Songs fürs Album gewählt wurden, wie es klingt, wenn Blackmore seine Gitarre stimmt oder was zwischen den Songs so beredet und diskutiert wird, der greift zur "Deep Purple Live In Japan - 21st Anniversary Collection"!
Das Triple-CD-Pack ist zugegeben schon von 1993 und ich besitzte es erst seit dieser Woche. Und ja, ein wenig schäme ich mich nun, dass ich nicht wußte, dass es diesen 'Dreier' gibt.:-(
Und all denen, die sich jetzt auch schämen sollten, möchte ich die CDs kurz vorstellen!
Ein 24-Seiten Booklet liegt bei und liefert viele Geschichten, Anekdoten und Informationen zu der Entstehung von "Made In Japan".
Insgesamt 21 Songs der drei Abende mit über 225 Min. (!) Spielzeit - wobei die Version von "Smoke On The Water" fehlt, die es final auf das (CD-) Album geschafft hat. Zu den sieben bekannten Songs (in 3facher Ausführung) reihen sich also noch "Black Night" und "Speed King" ein.
Und Highlight für die Ohren: Die Aufnahmen wurden nicht nur digital remastert, sondern auch noch einmal von den Original-Tapes digital neu abgemischt - und das ist mehr als deutlich zu hören!
Letzteres würde mich ja schon neugierig machen: "Das Album in noch besserer Sound-Qualität?" Nun, da scheiden sich die Geister und Geschmäcker. Habe im Vorfeld ein wenig im Internet recherchiert und nicht alle scheinen mit dem neuen Abmischen zufrieden zu sein. Aber ich bin's !!!
Die Aufnahme ist der absolute Knaller. Und über fehlenden Bass kann ich mich nicht beschweren - es wummert ganz schön. Die Aufnahme ist glasklar, so dass man sogar einzelne Leute im Publikum applaudieren hören kann. Gitarre linker Kanal, Orgel rechter Kanal und Gesang kräftiger und lauter im Vordergrund. Was die Lautstärke angeht ist die Aufnahme realistisch dynamisch.
Kommen wir zum musikalischen Teil:
Im Booklet ist es schon angedeutet: Wer sich fragt, warum gerade dieser Song von diesem Abend gewählt wurde, findet auf den CDs eine Antwort.
Tja, und spätestens bei "Smoke On The Water" ist klar, was gemeint ist. Blackmore versaut bei zwei Versionen dermaßen den Anfangsriff, dass einem die Worte dafür fehlen. Ich bin sicherlich kein guter Gitarrist, aber den Riff bekomme selbst ich mit einem Arm auf dem Rücken hin. Sonderbar. Der Rest des Songs rockt dann wieder in bester Purple-Manier weiter.
Oder aber bei "Strange Kind Of Woman": Das improvisierte Duell zwischen Gitarre und Gesang. Am ersten Abend versteht Gillan noch gar nicht, was Blackmore von ihm will. Der Sieger des Duells steht schnell fest. Wegen diesen und kleineren Schönheitsfehler sind die 'anderen' Aufnahmen der Songs keinesfalls schlechter. Im Gegenteil, sie machen diese sehr interessant. Was ich auch nicht gedacht hätte ist, dass Deep Purple so viel improvisieren. Bei sämtlichen Nummern sind die Soli sehr unterschiedlich. Ein weiterer Beweis dafür wie gut die Band aufeinander abgestimmt war. Es gibt viel zu entdecken. Für mich war es ein Spass, mir alle drei Versionen der Songs anzuhören. Die Stücke sind so stark wie auf den "Made In Japan"-Aufnahmen, aber überraschend dann doch etwas anders. Wer das Album so oft gehört hat wie ich, wird sofort den kleinen Unterschied merken. Das Album ist definitiv mein Monats-Highlight.
Anekdote aus dem Booklet: Blackmore zertrümmert (mal wieder) seine Gitarre. Nur diesmal wirft er sie ins Publikum. Woraufhin das Security-Personal in die Menge springt, die Leute verprügelt und die Gitarre zurück zu Blackmore bringt. Während Blackmore »No, I don't want it back!« schreit, amüsiert sich der Rest der Band. Blackmore benötigt zwei weiter Gitarren bis die Security versteht, was los ist. (frei übersetzt).
Mein Fazit: Für die Besitzer von "Made In Japan" ist das Dreier-Pack mit den alternativen Versionen sicherlich kein 'must have', aber alleine die Soundqualität ist einen Kauf wert (wenn man sie, so wie ich für günstige 17 Euro im Laden sieht). Aber wer "Made In Japan" zu seinen Highlights zählt und diese hunderte Male gehört hat, sollte sich die ebenwürtigen Alternativ-Aufnahmen unbedingt anhören. Ich bin kein Hardcore Purple-Fan (und wenn dann eh nur der 'alten'), aber ich bin restlos begeistert von diesen CDs und kann sie mit bestem Gewissen weiterempfehlen.


Spielzeit: 76:23 (CD 1), 78:36 (CD 2), 75:52 (CD 3), Medium: 3-CD, EMI Records Ltd., 1993, Rock
CD 1 - "Osaka 15. August '72":
1:Highway Star 2:Child In Time 3:The Mule (drum solo) 4:Strange Kind Of Woman 5:Lazy 6:Space Truckin' 7:Black Night (encore) **
CD 2 - "Osaka 16. August '72":
1:Highway Star * 2:Smoke On The Water 3:Child In Time * 4:The Mule (drum solo) 5:Strange Kind Of Woman * 6:Lazy 7:Space Truckin' *
CD 3 - Tokyo 17. August '72":
1:Highway Star 2:Smoke On The Water 3:Child In Time 4:Strange Kind Of Woman 5:Lazy * 6:Space Truckin' 7:Speed King (encore) **
(* Aufnahmen, die für die Original "Made In Japan" verwendet wurden.)
(** Osaka, 15. August '72)
Tom Kaldyka , 22.08.2006