Eröffnet wurde das Konzert mit der schweizer Gruppe Mash, die von ihren Anhängern sehr gefeiert wurden. Die Musikrichtung hat mich ein bisschen an die
bayerische Gruppe Münchner Freiheit erinnert. Es waren sehr nette
Musiker, die ohne viel Schnickschnack für gute Stimmung sorgten. Nach ihrem
Konzert wurde ihnen die "Goldene CD" verliehen, was bei Band und Publikum natürlich gleichermaßen eine bombige Stimmung auslöste.
Nach kurzer Umbaupause erschien die englische Band Dr. Feelgood auf der
Bühne.
Es waren ältere Herren (der Gitarrist sah wie ein Bankangestellter aus), die
sowas von unbeschreiblich genial waren. Musik dieser Art hört man leider selten.
Ihre große Stärke ist der Bluesrock und die Gentlemen heizten dermaßen ein, dass der Saal tobte. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis, diese großartigen Musiker einmal live zu sehen.
Um 22.55 Uhr waren die blitzschnellen Umbauarbeiten erledigt. Charly Lewis,
der Stagemanager von Deep Purple, morste mit der Taschenlampe irgendwas über das Publikum (es müssten so um die 7000 Besucher gewesen sein) und dann ging es los.
Die Eröffnung mit "Fireball" war für mich enttäuschend, weil der Sound schlecht abgemischt war und viel zu laut, so dass das alles wie ein einziger Brei klang. Oder ist das normal, weil man ganz vorne links an der Bühne steht? Für mich war die Akustik unter aller Sau. Ich musste mir die Ohren zuhalten, um wenigstens ein paar Instrumente herauszuhören.
Aber ich kam ja wegen Roger - ihn wollte ich endlich mal live so nah erleben, deshalb war mir das andere nicht so wichtig. Und da ich in der "Roger-Ecke" stand, kam ich auch voll auf meine Kosten. Sein genialer Bass war zum Greifen nah und er spielte Riffs, die mich in Ehrfurcht erstarren ließen.
Aber das Beste kam noch: Roger erkannte mich; nach über einem Jahr, als ich das Glück hatte, ihn persönlich zu treffen und ihm die Hand zu schütteln. Er schaute von der Bühne auf mich, lächelte und bei "Space Truckin'" kam er näher an den Bühnenrand und warf mir ein Plektrum zu.
Jetzt aber genug der Schwärmerei - "Space Truckin'" und "When A Blind Man Cries" gefielen mir am Besten, aber ich muss auch negative Kritik äußern: Die schon erwähnte, schlechte Akustik, Paicey brachte kein einziges Solo, die Band wirkte ausgelaugt und erschöpft. Es wäre angebracht gewesen, mal was Neues zu spielen, aber die Fans verlangen ja immer wieder das abgedroschene "Smoke On The Water". Da tobt der Saal, aber ich kann diesen Song nicht mehr hören.
Schade, es gäbe so viele tolle Lieder, die ich liebend gerne mal live hören würde. "Place In Line", "Donīt Make Me Happy", "Loosen My Stings", "Fingerīs On The Bone" z.B.
Ich denke, die Set-list hängt ganz einfach von der Resonanz des Puplikums ab und da sind wir auch schuld, wenn immer wieder das Gleiche gespielt wird.
Nach dem Konzert, mit leichtem Gehörschaden, kam ich wieder in den Genuss Roger
zu treffen. Für mich wohl die schönsten Augenblicke in meinem Leben.
Ich schenkte ihm eines meiner selbst gemalten Roger-Bilder und für mich ist es wohl das größte Geschenk, dass er sich darüber gefreut hat. Ein wundervoller unvergesslicher
Abend.
Ach ja, sein Plektrum hängt nun um meinen Hals.
Anmerkung der Redaktion:
Die Gemälde stammen von unserer Gastautorin Evi Ivan selbst.
Konzertbericht / Deep Purple - Schupfart (CH), 20.09.2002
Evi Ivan, 05.11.2004
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