Deftones / Diamond Eyes
Diamond Eyes Spielzeit: 41:21
Medium: CD
Label: Warner Music, 2010
Stil: Rock/Metal

Review vom 18.05.2010


Jens Groh
Was hat der Grunge uns nur angetan? Diese furchterregende Musik, die Anfang der 90er den Weg für den Nu Metal ebnete, der gleichfalls Tür und Tor der Emomusik öffnete.
Was haben alle drei Stile gemeinsam? Richtig, es wird herumgejammert, dass die Schwarte kracht, und zwar übers Leben an sich und über das Leben im Amiland im Speziellen. Das ist für mich schon mal ein Punkt, der mir überhaupt nicht zusagt, dieses: Meine Eltern haben mich nicht lieb, in der Schule sind alle gemein zu mir, ich bekomme schon Depressionen, wenn ich an Schule denke, und last but not least, ich bin zwar schon seit zwanzig Jahren aus der Schule, habe aber immer noch Bauchweh weil mich keiner verstanden hat und ich deswegen Prozac nehmen musste ... da könnt' ich literweise kotzen!!!!
Die Deftones sind genau in diesem Metier zuhause und suhlen sich in diesem Gefühlschaos genüßlich wie die Schweine.
Musikalisch unterlegt wird das ganze Geflenne mit der typischen Kombination aus tiefer gestimmten Gitarren, einem wummernden Bass, Samples und einem, und da muss man den Hut ziehen, Breitwand-mäßigen Sound, der die Grundfläche für Chino Morenos Vokalselbstzerstörung - der mal flüstert, schreit, singt, manchmal alles zusammen - bietet.
Okay, die Deftones sind schon seit Mitte der 90er aktiv und konnten bis jetzt auch einiges an Tonträgern absetzen, besonders in ihrem Heimatland. Dort gab's schon des Öfteren mehrfach Platin, und sie sind sich auch ihrer Linie treu geblieben; das ist ja alles gut und schön, aber seit ihrem 2000er Album White Pony geht es doch mehr und mehr bergab, die Verkaufszahlen sind nicht mehr ganz so prall, und seien wir mal ehrlich, die Mucke des Fünfers hat sich nicht wirklich weiter entwickelt.
Immerhin erkennt man die Herren aus unzähligen Klonen heraus, eine Tatsache, die auf Chino Morenos eigenwilliger Stimme fußt.
Es findet sich zwar einiges an Melodien und gutklassischen Riffs auf "Diamond Eyes" ein, aber irgendwie bekommt man das Gefühl, dass die Burschen schon mal zwingender zur Sache geschritten sind. Klar, die nötigen Zutaten sind ja da, sprich, die erwähnte Instrumentierung und der Sound, aber … und das ist das große Aber: Es ist nix Neues!!!
MTV-/VIVA-Rockern mag das vielleicht gefallen, Airplay gibt's dort ja genug, und zwei Singles ("Rocket Skates", "Diamond Eyes") sind auch mit an Bord, also von der Seite müssen sich die Amis keine Sorgen machen, zu verarmen.
Ach so, der Infozettel spricht davon, dass die Songs dich aus dem Alltag hinweg führen und dich an einen Ort bringen, der sich um einiges besser anfühlt, als der von dem du losgegangen bist. Seid ihr sicher, dass das möglich ist??? Mir ist nicht nach Selbstmord und dergleichen zumute, und ich mag mein Umfeld, na ja. Aber vielleicht gibt es ja Menschen, die Trost in der Mucke der Deftones finden, ihnen sei es gegönnt. Jenen wird auch der neueste Output der Amis die eine oder andere Freudenträne bescheren.
Okay, Deftones-Fans werden einen großen Haufen auf meine Rezi scheißen und ihrer Lieblings-Band ein weiteres Mal Geld in den Rachen stopfen, oder - eher wahrscheinlich - sich das Ding illegal aus dem Netz ziehen. Ich hingegen werde erst mal lebensbejahender Mucke (echten Heavy Metal) frönen, bevor mir noch die Patches von der Kutte fallen!
Line-up:
Chino Moreno (vocals, guitar)
Stephen Carpenter (guitar)
Frank Delgado (keyboards, samples)
Abe Cunningham (drums)
Sergio Vega (bass)
Tracklist
01:Diamond Eyes
02:Royal
03:CMND/CTRL
04:You've Seen The Butcher
05:Beauty School
06:Prince
07:Rocket Skates
08:Sextape
09:Risk
10:976-Evil
11:This Place Is Death
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