Demon's Eye / The Stranger Within
The Stranger Within Spielzeit: 66:33
Medium: CD
Label: Winnerland Records/Mms/Supermusic (AL!VE), 2011
Stil: Rock

Review vom 14.03.2011


Jochen v. Arnim
Vergessen wir einmal die vergangenen 13 Jahre Bandgeschichte von Demon's Eye, The Professional Deep Purple Tribute Show, und ihre bisherigen Cover-Versionen der Originale aus dem Vereinigten Königreich. Vergessen wir auch die klanglichen 'Entlehnungen' bei Purple oder Rainbow auf der nun vorliegenden ersten eigenständigen CD der Band. Es spielt für mich keine große Rolle, ob und welcher Song in welcher Passage hier nun an welche frühere Veröffentlichung von wem auch immer erinnern mag. Die Anlehnung an vorgenannte Bands ist offensichtlich und auch ganz bewusst vollzogen worden und bringt uns etwas von dem zurück, das wir seit langen Jahren in der Form nicht mehr zu hören bekommen haben. Und über eines wollen wir uns ja im Klaren sein: Auch gutes Covern setzt ein Beherrschen des Handwerks voraus. Wäre das bei den Musikern von Demon's Eye nicht der Fall, so hätten auch sicherlich weder Ian Paice noch Jon Lord mit der Truppe zusammen gespielt und wiederholt Projekte durchgezogen. Nachdem wir das nun alles vergessen haben, können wir ganz befreit zum eigentlich Anlass dieser Zeilen überleiten:
Mit etwas mehr als einer Stunde Spielzeit liegt jetzt also das Debütalbum von Demon's Eye vor. "The Stranger Within" bringt uns auf 12 Songs mit einer durchschnittlichen Länge von ca. 5,5 Minuten eine kurzweilige Unterhaltung und Lehrstunde in Sachen Classic Hard Rock. Die Herren Mark Zyk an den Gitarren, Florian Pritsch an den Tasten, Maik Keller am Bass und Andree Schneider als Schlagwerker und gleichzeitig Produzent hätten auch mit Doogie White, ihrem gesanglichen Wegbegleiter bei diversen Kooperationen seit 2008, keinen passenderen Vokalisten für ihre Eigenkompositionen finden können. Die stimmliche Virtuosität hat der Schotte bereits bei Rainbow, Malmsteen und anderen eindrücklich unter Beweis gestellt und harmonisiert auch hier bestens mit den Gitarren- und Tastenduellen in alter Hard Rock-Manier.
Eröffnet wird das Werk mit "The Unknown Stranger" und gibt uns direkt das volle Programm mit einem satten Tasten-Intro, gefolgt von Mark Zyks Gitarre. Schön wechselnde Tempi, einige kleine, feine Soloeinlagen und toller, packender Gesang, der auch in der oberen Lage überzeugt, was will das Ohr mehr? "Sins Of The Father" haut als nächstes mit einem mächtigen, tiefen Bass rein - schönes Kontrastprogramm zum Gesang. Mit dem balladesken "The Best Of Times" wird dann einen Gang runtergeschaltet, nur um mit "Ain't Nothing Better" und seinen dezenten Keyboardeinlagen wieder volle Fahrt aufzunehmen. "Evil Comes This Way" mit gutem Tempowechsel und "Heaven Again" rocken im alten Stil und gipfeln, noch eine Nummer härter, in "A Foolish Man", mit den bereits angesprochenen Schlagabtauschen zwischen Hammond und elektrischer six-string.
Die letzten Stücke auf der Scheibe sind das großartige "Brand New Life", auch wieder mit sphärisch klingenden Gitarreneinlagen, die im Wechsel mit den Tasten für wenig Langeweile sorgen und das clevere Instrumentalstück "Le Vent Lament", um ein wenig runterzukommen. Abgerundet wird das Werk mit dem Bonus von "The Best Of Times" als extended version.

Und ja, es erinnert viel an Dinge, die wir alle schon einmal irgendwo gehört haben. Da ist Rainbow, da ist Purple, da ist Whitesnake und da ist auch noch - je nach individueller Assoziation - einiges Anderes drin. Aber, und hier möchte ich einen Freund zitieren, der für diesen Ausspruch wegen ungebührlicher Wortwahl mal zum Chef durfte: »I don't give a fat rat's ass!«
Demon's Eye ist es mit diesem Debüt gelungen, sich aus dem reinen Cover-Genre zu erheben und mit ihrer bereits zuvor existierenden musikalischen Qualitäten in Kombination mit Whites Sangeskunst ein Werk von hoher Eigenständigkeit zu produzieren. Ganz großes Kino - mein persönlicher Geschmack - ist auch "Far Over The Rainbow" mit seinen längeren instrumentalen Passagen. Schade nur, dass der Song schon nach 9:21 Minuten zu Ende ist. Hier sind Musiker am Werk, die ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern es auch schaffen, dieses auf ein Level zu heben, das mit dem Begriff 'tribute' höchstens noch das Allerpositivste verbindet.
Wir dürfen gespannt sein, ob da in der Zukunft noch ein oder zwei Nachfolger auf den Markt kommen. Ich würde es mir wünschen und Potential ist allemal vorhanden, das haben die Jungs spätestens jetzt eindrücklich bewiesen.
Im Moment bleibt mir nur ein Appell an die Band, bei den ab dem 7. April folgenden Promo-Konzerten (vgl. Terminkalender) mindestens zehn der Stücke zum Besten zu geben und dabei bloß nicht die 1, die 9 und die 10 zu vergessen. Das Konzert in Siegen ist bereits ausverkauft und man denkt über einen Zusatztermin am darauffolgenden Abend nach. Also, sputet Euch!
Line-up:
Doogie White (Gesang)
Mark Zyk (Gitarren)
Florian Pritsch (Tasten)
Maik Keller (Bass)
Andree Schneider (Schlagzeug)
Tracklist
01:The Unknown Stranger
02:Sins Of The Father
03:The Best Of Times
04:Ain't Nothing Better
05:Evil Comes This Way
06:Heaven Again
07:A Foolish Man
08 Midnight In Heaven Or Hell
09:Far Over The Rainbow
10:Brand New Life
11:Le Vent Lament
12:The Best Of Times (extended bonus track)
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