Dean Boland ist Kanadier, Produzent, Gitarrist, Keyboarder, Sänger und Labelbesitzer in einem. Und man muss schon sagen, irgendwie etwas verrückt, denn noch nie haben wir bei RockTimes so eine schicke und komplette Bewerbungsmappe zur rezensierenden CD bekommen. Wir hoffen doch der Gute weiß, dass wir 'nur' ein Onlinemagazin sind, KEIN Label!
[Anmerkung der RT-Postzentrale: Doch Jens. Das ist aber normalerweise nicht deine Klientel.]
Ach ja, der Mann hat auch noch 'ne Band, nämlich die, in der er alle Positionen bekleidet, von denen oben die Rede war (das mit dem Kanadier lassen wir mal außen vor…). Und mit jener will er sich noch in diesem Jahr aufmachen, die Welt zu beglücken.
Das erste allerdings, was einem an Deraileds Erstling auffällt ist ein so dermaßen beschissen gezeichnetes Cover, dass sich nicht mal die letzte Hinterhofcombo damit schmücken würde!!! Das muss unbedingt noch mal überarbeitet werden, bevor die Scheibe im Rest der Welt veröffentlicht wird. Momentan ist "Judgement Day" nur in Kanada zu bekommen. Vielleicht wird das ja für den weltweiten Vertrieb noch mal verändert.
Allerdings gilt hier: Außen Pfui innen Hui, denn die Mucke der Ahorn-Metaller ist allererste Sahne (oder Ahornsirup) schöner Heavy Metal ganz in der Tradition von Bands wie Megadeth, Annihilator oder mit Abstrichen Judas Priest.
Das trifft es so ziemlich, denn die Mucke Deraileds vermischt alle diese Bands zu einem gut funktionierenden Konglomerat feinsten Stahls.
Mitreißende Melodien, ganz im Stile neuerer Annihilator oder Megadeth Mitte der 90er werden auf der sehr langen Silberplatte geboten, allerdings ist auch genau das der Pferdefuß, den "Judgement Day" hat, nämlich die Spielzeit. Denn die Band schafft es nicht, komplett das hohe Niveau während der ganzen Stunde zu halten.
Die CD beginnt recht verhalten mit einem kurzen Intro, nur um danach erst einmal mit einem Instrumental weiter zu machen. Allerdings geht dann bei Track Numero Drei richtig die Post ab. Wer da noch locker auf der Couch sitzt ist definitiv tot oder kein Metaller!!!
Bei dreizehn Songs haben sich nur wenige kleine Langweiler eingeschlichen, da hätte man jedoch das Skalpell ansetzen müssen und ein-zwei Titel (z.B. "Your World", ein weiteres Instrumental, oder das Alvin Lee-Cover "I'd Love To Change The World", obwohl gut gezockt und auch passend) herausoperieren müssen, dann wäre vielleicht ein richtiger Knaller drin gewesen. So ist 'nur' eine sehr gute Scheiblette dabei heraus gekommen.
Urtraditioneller Stahl, der mit Riffs, Riffs und noch mal Riffs zu überzeugen weiß. Hier vermisst niemand etwas, der tolle Soli und eingängige Melodien (keinesfalls kitschig oder Kinderlied-mäßig) mag, garniert mit einer angenehmen Stimme, die manchmal an Doug Pinnik von den King's X erinnert.
Besonders kommt diese im Abschlusstrack "Grey Skies", der eine waschechte Powerballade ist, und bei "Shine" zum Tragen. Alleine hierfür lohnt sich schon der Kauf der CD. Aber auch die richtig metallischen Stücke haben schön Feuer im Arsch und treiben gewaltig vorwärts, so wie der Titeltrack oder "Derailed". Das macht einfach Laune da mit abzugehen.
Hoffen wir mal, dass Deraileds Metal nicht genau das gleiche Schicksal zu teil wird wie all den anderen Bands aus dem Land der Holzfällerhemden ( Anvil, Annihilator, Voivod undundund). Alles richtig gute Bands, doch nur von Wenigen beachtet oder geliebt.
Line-up:
Dean Boland (lead, rhythm & acoustic guitars, keyboards, vocals)
Steve Legault (bass, vocals)
Terry Cornelson (drums)
Johnie Sin (lead vocals, rhythm guitar)
Tracklist |
01:Into The Mist
02:Adrenaline
03:Derailed
04:Judgement Day
05:Shine
06:Insane
07:Rush
08:I'd Love To Change The World
09:Skinned
10:Lock & Load
11:Fade Away
12:Your World
13:Grey Skies
|
|
Externe Links:
|