Destruction / Inventor Of Evil
Inventor Of Evil
Destruction! Zerstörung! Was für ein Bandname! Prägnant, zielgerichtet und von niederschmetternder semantischer Schärfe. Deswegen unmissverständlich und bedrohlich, aber politisch völlig korrekt. Er bedient sich keinerlei Anleihen an wie auch immer gearteten pseudotheologischen Lehren, ist klischeefrei und völlig bar jedweder Wertung.
Da kommt doch glatt die Frage auf, warum Bands ihn nicht bereits direkt nach Erfindung der E-Gitarre benutzt haben, sondern sich sogar später noch beispielsweise ebenso fantasievoll The Beatles, The Rolling Stones oder auch Cream genannt haben. Vielleicht war die Zeit nicht reif dafür, die Wut einfach noch nicht groß genug. Wie auch immer, der Name Destruction wurde erst Anfang der 80'er Jahre von ein paar deutschen Metallern etabliert.
Nachdem die Truppe nunmehr bei AFM angedockt ist, kann die Orgie der Zerstörung munter weiter gehen. "Inventor Of Evil" wütet 2005 wie eine Abrissbirne in den CD-Spielern der Musikfans. Insgesamt hat sich wenig geändert. Schmier, angeblich wegen seines ihm eigenen Bassstils liebevoll so betitelt, und sein Abbruchunternehmen prügeln wieder Prädikats-Thrash Metal aus den Eisen. Die E-Gitarre schneidet mit den für dieses Genre so typischen kurzen Rifffolgen in die von Snare-Gewittern erschütterte Gesamtrhythmik. Breakes folgen in rasantem Tempo vorgetragenen Soli und Double Bass Eruptionen konkurrieren mit Schmiers gnadenlosen Gesangslinien in Punkto Unbarmherzigkeit. Als Co-Producer konnte für "Inventor of Evil", wie schon früher, mal wieder Peter Tägtgren verpflichtet werden.
Auch auf dem Cover findet sich ein alter Bekannter wieder. Einige Bands operieren mit Konzeptgestalten, sei es Iron Maiden mit diesem verhungerten Metalpunk namens Eddie oder Rage samt ihres mittlerweile fossilierten Weltraumfahrers Soundchaser. Das 'Maskottchen' von Destruction ist genauso wenig fantastisch wie kosmonautisch. Es handelt sich nämlich um den in seinen körperlichen Primärattributen an einen früheren Regierungschef erinnernden und allerseits beliebten 'Mad Butcher', gleich von nebenan.
Schnell, gemein und brutal geht es bei allen Songs auf "Inventor Of Evil" zu. Nie weiß man, was als nächstes folgt. Wird es wieder eine Hyperspeedphase, geboostet durch treibendes Double Bass-Gebolze, ein frickliges Solo oder einer der markigen Einsätze Schmiers sein?
Eine jecke Idee haben Destruction mit "The Alliance Of Helloundz" umgesetzt. Als Gastsänger zu hören sind die entzückende Doro Pesch, der sich in Rage spielende Peter Wagner, die Erstjungfrau Paul Di'Anno, Sachse Biff, der tote Engel Mark Osegueda, Kerzenständer Messiah, Produzent Peter Tägtgren, Rostfrei Björn Strid und von der absolut anderen Seite des Spiegels Shagrath. Schweres Erkennen garantiert.
Bezogen auf den Sound gibt es nichts kaputt zu reden. Die CD klingt, wie man es von einer modernen Heavy Metal Produktion erwarten darf:
Wie der Soundtrack zu einem Erdbeben.
Sieben metallische Uhren verleihen wir für das Gesamtwerk "Inventor of Evil", zuzüglich einer Extrauhr für die Beständigkeit von Destruction. Wegen fehlender Innovationsfreude müssen wir allerdings eine wieder abziehen. Es verbleiben also sieben RockTimes-Uhren.


Spielzeit: 50:41, Medium: CD, AFM 2005
1: Soul Collector 2: The Defiance will remain 3: The Alliance of Hellhoundz 4: No Mans Land 5: The Calm before the Storm 6: The chosen Ones 7: Dealer Of Hostility 8: Under Surveillance 9: Seeds of Hate 10: Twist to Fate 11: Killing Machine
Olli "Wahn" Wirtz, 17.08.2005