Diamond Dogs / Black River Road
Black River Road
Es gibt Sachen, wie das Rad, die man nicht neu erfinden kann, weil es sie einfach schon gibt. Genauso ist es mit dem Rock'n Roll. Aber man kann ihn mit eigenen Ideen würzen und verbessern. Oder man geht los und spielt ihn einfach. So eine Rock'n Roll Scheibe dreht sich seit Tagen in meinem Player, gewürzt mit Bläsersatz und einem Boogie-Piano, das die Songs immer weiter nach vorne treibt. Spontan fallen mir die Rockpalast Nächte mit Southside Johnny oder Graham Parker ein. Dieser rotzige Gesang, diese freche Art, Rock'n Roll zu spielen. Vier auf die Glocke und los. Die Band, von der hier die Rede ist, nennt sich Diamond Dogs. Die Jungs kommen aus Schweden und verstehen ihr Handwerk hervorragend.
Gleich beim ersten Song geht es rund. Ein Gitarrenriff eröffnet die CD, einsetzende Bläser und das oben erwähnte Boogie-Piano bringen den Song zum grooven. Der Sound ist klasse, nicht so overdressed wie man es von anderen Produktionen kennt. Rock'n Roll pur eben.
Der "Autopilot" startet mit einem Drum Intro gefolgt von straighten Gitarrenriffs und immer wieder dieser Bläsersatz, der wie eine Eins steht. Das geht ins Bein und in den Kopf, wo es hängen bleibt. Man verspürt unweigerlich das Verlangen nach einem kühlen Bier und ein paar Freunden, mit denen man eine Party feiern möchte.
"Baby if you wan't Love" schreit Sulo, der Sänger aus meinen Boxen. Das Stück heißt aber "Hand on Heart" und lädt zum mitsingen ein. "Lass uns Party machen" schießt es mir durch den Kopf. Aber wer kommt morgens um 9:00 Uhr schon auf ein Bier vorbei? "Things You'll Never Ever Gonna Wanna Do" verstärkt das Verlangen noch. Zwischendurch setzt ein Harp-Solo dem Song noch das Häubchen Sahne auf. Rock'n Roll pur.
Ein kurzes Orgel-Intro leitet "Gotta Be Gone (It's Alright)" ein und begleitet es mit schönen Fills bis zum Ende. Der Song wurde von Nicke Andersson, der bei den Hellacopters die Drums bedient und Sulo zusammen geschrieben. Dreckiger Rock, wie wir ihn lieben. Sägende Gitarren und dieser stampfende Rhythmus treiben den Song an.
Der Titelsong "Black River Road" fängt ungewohnt ruhig an. Das ändert sich aber schnell wieder. Krachender Rock wechselt sich permanent mit ruhigeren Passagen ab. Gut gemacht. Das Piano lockert den Song dazwischen immer wieder auf. "Spare Me The Last Joke" erinnert mich ein wenig an die gute alte J. Geils Band. Dieser Gesang, so rotzig und frech, wie man ihn selten hört.
Die nächste Nummer "Rush For Comfort", ist ruhig gehalten, mit einem sehr schönen Pianospiel gewürzt, das von der Gitarre ein wenig unterstützt wird. Es zeigt, das die Jungs auch viel Gefühl in ihre Songs legen können. Für mich ein ganz klarer Anspieltipp, obwohl er nicht unbedingt den Querschnitt der Silberscheibe wieder gibt. Nach 4:40 ist leider Schluss, schade ich hätte dem Piano noch stundenlang zuhören können.

"New Set Of Wheels" stampft wieder straight nach vorne, nicht übermäßig schnell aber kontinuierlich. Das Piano umspielt das Stück gekonnt. Die Füße wippen ohne Unterlass.
"Stand Up, Speak Louder" fällt wieder in die Kategorie "Party" und wird von den Bläsern begleitet. Ich spüre wieder diese Trockenheit in der Kehle.
Auch durch den nächsten Track schlängelt sich die Orgel und wechselt sich gekonnt mit der Gitarre im Solo ab. "Lift It Up" heißt der Song, der den Rock'n Roll wieder vor sich hertreibt, wie die Cowboys ihre Kühe.
Plötzlich wummert der Bass durch mein Zimmer. "Confirmation" geht noch mal richtig zügig zur Sache. Ein klasse Gitarrensolo rundet alles ab. Schade, dass das Stück ausgefadet wird, das Instrumental hätte man ohne weiteres noch ein wenig laufen lassen können
Fazit: Eine klasse Scheibe, die ich jedem ans Herz legen möchte, der den straighten Rock'n Roll liebt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und wirken zu keiner Zeit langweilig, wie es bei anderen Produktionen des Öfteren der Fall ist. Komisch, das die Jungs hier noch nicht so bekannt sind. Aber ich hoffe, dass sich das bald ändert. Ich für meinen Fall, werde mir jetzt erst mal die drei Vorgängeralben besorgen. Übrigens, auf der Homepage von den Diamond Dogs könnt ihr in einige Songs reinhören und euch selbst ein Bild machen.
Spielzeit: 44:31, Medium: CD, Smilodon / Soulfood, 2005
1:Come Away 2:Autopilot 3:Hand On Heart 4:Things You'll Never Ever Gonna Wanna Do 5:Gotta Be Gone (It's Alright) 6:Black River Road 7:Spare Me The Last Joke 8:Rush For Comfort 9:New Set Of Wheels 10:Stand Up, Speak Louder 11:Lift It Up 12:Confirmation
Michael (Mike) Schröder, 22.02.2005