Dianoya / Obscurity Divine
Obscurity Divine Spielzeit: 54:39
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Prog Rock, Ambient Rock, Prog Metal

Review vom 15.09.2010


Steve Braun
Polens Musikszene ist eine bislang noch relativ unbekannte Quelle musikalischer Kreativität. Am bekanntesten sind in Deutschland wohl die Bands aus den vielfältigen Genres der Metal-Spielarten. Sehr viel weniger erreichen Blues-Künstler wie die Giganten After Blues und der Hendrix-Epigone Leszek Cichonski bundesdeutsche 'Ohrwascheln'. Aber - Riverside sei Dank - finden immer mehr Gruppen wie Osada Vida, die im Grenzbereich zwischen Prog Metal und Ambient Rock wildern, auch hierzulande Gehör. In diese 'Schublade' kann man Dianoya - ganz im Sinne teutscher Gründlichkeit - bedenkenlos einsortieren.
Im Juni 2008 gründeten sich Dianoya auf Initiative von Gitarrist Janek Niedzielski und Sänger/Keyboarder Filip Zielinski. Deren musikalische Wege hatten sich schon des Öfteren gekreuzt, man kannte sich gut und deshalb war schnell die Ausrichtung des neuen Projektes klargemacht. Nach einem guten Jahr harter Tüftelei konnte dieses ambitionierte Debüt-Album im März 2010 in ihrer polnischen Heimat veröffentlicht werden.
Der Opener "Brainwave" mäandert munter zwischen atmosphärischem Neo Prog und harten, 'noisy' Metal-Licks. Das folgende Zwischenspiel "Heartfelt Souvenir", eine wabernde Soundcollage, leitet auf das düstere, schwerblütige "Dreamlack" über. Immer wieder werden Zitate von Pink Floyd und Porcupine Tree aufgegriffen. Die auf "Obscurity Divine" ein ums andere Mal hervorragende 'Gitarrenarbeit' zeitigt im angesprochenen "Dreamlack" gelegentlich auch 'doomige' Züge. Als etwas aufgesetzt empfinde ich die bedeutungsschwangere Lyrik, die allerdings stimmlich von Filip Zielinski ganz exzellent umgesetzt wird.
Nach einer mit etwas 'sülzigem' Sprechgesang zu dissonanten Synthesizerspielereien gewürzten, stillen Einleitung, feuert "Severence" wilde Gitarrenparts der beiden 'Axtschwinger' ab. Immer wieder unterbrochen durch atmosphärisch-dichte 'Soundwände'. Hierbei schielen wieder Riverside um die sprichwörtliche Ecke. Elektronik-geschwängerte Klänge, in erneut 'doomiger' Zeitlupe vorgetragen, dominieren "Unsound Counterpart/Delusion Stigma". Am eingängigsten kommt noch das intelligente Instrumental "Turbid Mind And Season Madness" daher. Hier treiben flotte Riffs den Song sehr ansprechend voran. Das Zwischenspiel "Darkroom" dagegen erscheint wie aus Alan Parsons "Tales Of Mystery And Imagination" entliehen und leitet auf den wunderschönen Long-Track "Sepia" über. Hier werden Elemente des Prog Rocks der 70er auf künstlerisch hohem Niveau mit Neo Prog verschachtelt. Eine richtig unterhaltsame Zeitreise vierzig Jahre zurück.
Eine kurzweilige, knappe Stunde bieten Dianoya mit ihrem Erstlingswerk. Ambitioniertes Songwriting und hochklassige handwerkliche Fähigkeiten lassen wenig Wünsche offen. Wenn man noch die gelegentlich barock-schwülstigen Arrangements straffen und manchmal etwas direkter auf dem Punkt kommen würde, könnte hier ein Rohdiamant schlummern.
Line-up:
Filip Zielinski (vocals, keyboards)
Jan Niedzielski (guitar)
Maciek Papalski (guitar)
Adam Pierzchala (bass)
Lukasz Chmielinski (drums)
Gäste:
Esmus Quartet (strings)
Lee Leet (vocals - on #8)
Frazer Stanley (samples)
Tracklist
01:Brainwave (7:50)
02:Heartfelt (2:23)
03:Dreamlack (9:44)
04:Severance (10:46)
05:Unsound Counterpart/Delusion Stigma (6:16)
06:Turbid Mind And Season Madness (4:34)
07:Darkroom (2:23)
08:Sepia (10:33)
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